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ProzessauftaktVater aus Waldbröl gesteht vor Gericht den Missbrauch seiner drei Töchter

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Der Eingang des Bonner Landgerichts.

Am Dienstag, 29. Oktober, ist der Prozess gegen einen Familienvater aus Waldbröl am Bonner Landgericht gestartet.

Der 47-Jährige steht seit Dienstag, 29. Oktober, vor dem Bonner Landgericht. Trotz Geständnis werden seine Töchter als Zeugen gehört.

Das Familienleben in Waldbröl schien eine Idylle zu sein. Was niemand geahnt hat: Ein Vater (47) soll seine drei leiblichen Töchter über Jahre und auch zeitgleich missbraucht haben. Mit jedem der Mädchen, die zu Beginn noch keine zehn Jahre alt waren, soll der Mann sein eigenes Geheimnis gehabt haben. Das Unheimlichste an dem schönen Schein: Die Mutter soll ahnungslos gewesen sein, bis die Geschichte aufflog.

Seit Dienstag steht der Waldbröler vor dem Bonner Landgericht. Wegen 72 Fällen des sexuellen Missbrauchs von Kindern oder Schutzbefohlenen sowie Vergewaltigung muss er sich verantworten. Die angeklagte Tatzeit ist von 2014 bis 2024. Es sei die Zeit, an die sich die Töchter – 2002, 2003 und 2008 geboren – noch erinnern könnten, heißt es in der Anklage. Die Staatsanwältin mutmaßt, dass es zuvor bereits zahlreiche Übergriffe gegeben habe.

Angeklagter aus Waldbröl räumt vor Gericht sämtliche Vorwürfe ein

Der 47-jährige Angeklagte hat sämtliche Vorwürfe eingeräumt: Er wolle seinen Töchtern, so sein Verteidiger Sebastian Holbeck, ersparen, dass sie alles noch mal vor Gericht erzählen müssen. Wie er sich das alles erkläre, wollte der Kammervorsitzende Wolfgang Schmitz-Justen von dem Angeklagten wissen. Als der sich nur die Tränen aus den Augen wischt und wortlos den Kopf schüttelt, erklärt sein Verteidiger für ihn: „Wie will man das Unerklärliche erklären.“

Als Gründe gibt der Angeklagte jahrelangen, auch heimlichen Alkoholmissbrauch an. Schließlich auch, dass er sich von jungen, schlanken Frauenkörpern angezogen fühle. Während seine Ehefrau Fernsehserien – mit Vorliebe „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ – angeschaut habe, habe er ihre Ahnungslosigkeit ausgenutzt.

Partykeller, Kofferraum, Badewanne oder Dusche seien die Tatorte gewesen; mit kleinen Präsenten habe er die Mädchen gelockt, wenn sie sich zierten. Wenn er Sorge hatte, die Töchter könnten ihn verraten, soll er ihnen gedroht haben, dass dann die Ehe kaputt ginge. Oder, dass er sich umbringen werde. Wer sich ihm verweigerte – was zunehmend geschah – soll abgestraft worden sein, weswegen die beiden älteren Töchter schon vor dem 18. Lebensjahr ausgezogen oder zu Pflegeeltern gewechselt sind.

Im Jahr 2024 flog der Missbrauch auf: Im Gespräch mit einer Schulpsychologin erzählte die Jüngste von den Übergriffen des Vaters – und zeigte ihn an. Trotz des Geständnisses sollen die drei jungen Frauen, heute 22, 21 und 16 Jahre alt, als Zeugen aussagen: Die Richter wollen wissen, wie es ihnen nach ihrer „missbrauchten Kindheit“ geht.