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Bunte WändeMotive von Graffiti-Künstler Attila Szamosi aus Waldbröl zieren Fassaden weltweit

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann liegt auf einer Kommode und streckt beide Daumen in die Höhe. Hinter ihm ist ein buntes Graffito zu sehen.

In Oberberg hat Graffiti-Künstler Attila Szamosi seine wahre Berufung gefunden, heute lebt der gebürtige Waldbröler in Berlin.

Attila Szamosi stammt aus Waldbröl und lebt heute in Berlin. Dort hat er sich selbstständig gemacht als Zeichner, Illustrator und Graffiti-Künstler.

Tagebuchschreiber verewigen in ihren Aufzeichnungen für gewöhnlich intime Gedanken, die nicht für andere bestimmt sind. Bei Attila Szamosi ist das anders: Seine mitunter viele Quadratmeter großen „Einträge“ darf und soll jeder sehen. „Meine Bilder sind so eine Art malerisches Tagebuch“, sagt der 39-Jährige. Als Zeichner, Illustrator und Graffiti-Künstler hat sich der gebürtige Ungar, der in Waldbröl-Rossenbach aufgewachsen ist, in Berlin selbstständig gemacht.

Unter dem Künstlernamen Vidam (das ungarische Wort für fröhlich) ist Szamosi bekannt in der Szene, seine Malereien schmücken Hauswände unter anderem in Berlin, Budapest, Paris und Los Angeles. Nach Jahren des Ausprobierens bezeichnet er seinen Stil – etwas augenzwinkernd, aber durchaus ernst gemeint – als „kubistischen Pop-Surrealismus“.

Einst cartoonartige Disney-Figuren gezeichnet

„Früher habe ich cartoon-artige Figuren gezeichnet, knuffig wie Disney-Charaktere“, erklärt Szamosi. „Dann habe ich meinen Stil verändert in diese kantige, kubistische Art und Weise, mit surrealistischen und Pop Art-Motiven.“ Alltägliche Begebenheiten, Freunde und Familie, Natur und Popkultur inspirieren den Oberberger zu seinen witzigen Comicfiguren und Szenen.

Für Szamosi, schon zu Schulzeiten am Waldbröler Hollenberg-Gymnasium ein kreativer Zeichner und glühender Fan von Techno-Musik, ist früh klar: Das Ziel seiner Träume ist Berlin. Nach dem Abitur und dem Zivildienst in der Notaufnahme des Waldbröler Krankenhauses zieht er 2004 in die Hauptstadt, um Kommunikationsdesign zu studieren.

Bei einem Schülerpraktikum in einer Bergneustädter Werbeagentur ist er auf den Geschmack gekommen, doch in der Großstadt entdeckt Szamosi seine Liebe für etwas anderes als Werbeplakate, Flyer und Corporate Design: Graffiti. „Ich habe einen Künstler kennengelernt, mit dem ich am Wochenende in leerstehenden Fabrikgebäuden Comicfiguren an die Wand gemalt habe. Das fand ich beeindruckend, das war für mich das einzig Wahre.“

Mit einem Kommilitonen gründete Attila Szamosi eine Illustrationsfirma. Das Duo kreiert digitale Bilder für namhafte Unternehmen, bemalt Wände in Büros und Kinderkrankenhäusern genauso wie ein Auto – live und vor Publikum. Und bei der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin, der größten Reisemesse der Welt, verschönerten Szamosi und sein Partner den Stand des offiziellen Tourismusportals der Stadt mit Graffiti.

„Berlin ist die Hauptstadt der Street Art, das passte also gut. Inzwischen ist diese Straßenkunst längst in der Kunstszene etabliert und auch im Ausstellungskontext populär“, erklärt er. In Leipzig sind aktuell einige der jüngsten Werke Szamosis in der Galerie Plag.Off zu sehen, die Ausstellung läuft bis März.

Unterstützt von Partnerin Nine, mit der er einen fünfjährigen Sohn hat, betreibt Szamosi seit einigen Jahren sein Label Vidam in Eigenregie. Mit allen künstlerischen Freiheiten – aber auch mehr finanziellem Risiko, falls es zwischen zwei Aufträgen mal ruhiger zugeht. Tauschen mit einem regulären Bürojob würde Attila Szamosi trotzdem nicht. „Ich male für Zeitschriften wie ‚Business Punk‘, mache Illustrationen für TV-Sender wie Arte, widme mich dem T-Shirt-Design, gebe Online-Zeichenkurse – der Job ist sehr abwechslungsreich. Mein Alltag besteht im Grunde daraus, Bilder zu malen“, sagt er. Ein malerisches Tagebuch eben.