AboAbonnieren

Schwere Leukämie-ErkrankungRicardo Casado aus Waldbröl retteten Spenderzellen das Leben

Lesezeit 4 Minuten
Ricardo Casado aus Waldbröl und seine Lebensretterin Marianne Scheller aus Straufhain.

Ricardo Casado aus Waldbröl und seine Lebensretterin Marianne Scheller aus Straufhain.

Dass Ricardo Casado mit Tochter und Partnerin bei seiner Mutter in Waldbröl bald unbeschwert Weihnachten feiern kann, erscheint ihm und seiner Familie wie ein Wunder. Eine Stammzellspende rettete ihm das Leben.

„Marianne aus Straufhain in Thüringen hat mein Leben gerettet“, sagt er. „Dass ich heute gesund bin, dass ich alles machen kann wie früher, dass ich Zukunftspläne schmieden kann – das alles habe ich ihr zu verdanken.“ Denn eine Kontrolluntersuchung hat gerade bestätigt, dass alles in Ordnung ist.

Bei einem Besuch im Phantasialand brach Ricardo Casado zusammen

Im Sommer vor fünf Jahren sah das noch ganz anders aus für den heute 32-Jährigen. Da ging es für ihn um Leben und Tod: Bei einem Besuch im Brühler Phantasialand wird Ricardo Casado, der damals in Waldbröl wohnt und in Gummersbach als Logistiker arbeitet, plötzlich schwarz vor Augen. „Ich bin umgekippt und dachte erst, es liegt an der Hitze. Vorsichtshalber habe ich mich dann aber doch im Kreiskrankenhaus in Waldbröl untersuchen lassen“, schildert er. „Die haben mich gleich da behalten, weil der Wert meiner Leukozyten viel zu hoch war. Dann ging es ab in die Uniklinik nach Köln.“

Dort bestätigt sich der Verdacht der Ärzte: akute Myeloische Leukämie. „Blutkrebs! Ich habe das zunächst gar nicht richtig realisiert. Infusionen. Chemotherapie. Doch nur eine Stammzellen-Spende konnte mich retten.“ Zwei Wochen später aber kam die erlösende Nachricht: Es gab eine geeignete Spenderin. „Ich weiß noch genau, wo ich gesessen habe. Ich habe geweint“, blickt Casado zurück. „Plötzlich war da Hoffnung.“ Seine Stimme schwankt bei der Erinnerung an diesen Augenblick noch heute.

Ricardo Casado mit Partnerin und Tochter.

Ricardo Casado mit Partnerin und Tochter.

Die Spenderin ist Marianne Scheller. „Ich war sehr aufgeregt, als ich plötzlich die E-Mail von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei bekam“, berichtet die inzwischen 36-Jährige. „Vor Jahren hatte ich mich mit Freunden zusammen mal bei einer Kampagne registrieren lassen und hatte das schon wieder vergessen. Ich dachte, was kommt da bloß auf mich zu? Wird das Rückenmark punktiert? Welches Risiko gehe ich ein? Aber dann habe ich mir vorgestellt, was wäre, wenn das Leben eines meiner Kinder davon abhinge.“

Erleichtert stellte die dreifache Mutter dann fest, das alles gar nicht so dramatisch war wie in ihrer Vorstellung. „Es war wie eine Plasmaspende. Aus dem einen Arm wurde über einen Zugang fünf Stunden lang Blut abgenommen. Die Stammzellen wurden herausgefiltert, und am anderen Arm wurde das Blut wieder zurück in meinen Körper geführt. Ich habe die ganze Zeit Filme geguckt, es war ganz entspannt. Ich würde das jederzeit wieder machen. Es war keine große Sache.“ Ihr zehnjähriger Sohn sieht das anders: „Mama, Du bist mein Held.“

Sie war mir vom ersten Moment an vertraut wie eine Schwester.
Ricardo Casado über seine Lebensretterin

Für Ricardo Casado bedeutet die Knochenmarkspende alles. Er kämpft mit Komplikationen, versucht, zuversichtlich zu bleiben, als ihn über die DKMS ein Brief von Marianne erreicht. Anonym, denn zwei Jahre lang dürfen sich Spender und Empfänger nicht zu erkennen geben. „Hallo, Mr. X“, schreibt sie und macht ihm Mut. „Es war ein sehr emotionaler Moment. Ich habe heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.“ Zwei Jahre lang bleiben die beiden in Kontakt, ohne etwas vom anderen zu erfahren. Dann verhindert Corona, dass sie sich persönlich kennenlernen. Im Sommer vergangenen Jahres besucht Marianne Scheller Ricardo Casado an seinem neuen Wohnort in der Nähe von Limburg.

Für die Kampagne der DKMS machen die beiden nun Werbung

„Sie war mir vom ersten Moment an vertraut wie eine Schwester“, sagt der 32-Jährige tief bewegt. „Ich habe zu 100 Prozent ihre Blutzellen. Das verbindet uns. Während der Therapie habe ich auch Patienten kennengelernt, für die es nicht so gut gelaufen ist wie für mich. Ich bin einfach dankbar.“ Auch Spenderin Marianne Scheller wird diese Momente nie vergessen: „Ich habe seine Schwester, die Onkel, die Oma getroffen. Das war so schön! Da war sofort eine große Harmonie, als würde ich einen Bruder umarmen“, erzählt sie. „Wir haben dann in der Kirche gemeinsam eine Kerze angezündet. Es war toll.“ Und für die neue Kampagne „Einfach richtig“ der DKMS treten die beiden sogar vor die Filmkamera.

Kurz darauf ist Ricardo Casados Glück vollkommen: Er wird Vater einer kleinen Tochter. Marianne Scheller freut sich mit ihm. „Nach so einer Krankheit – das ist noch ein Wunder.“

Wer sich als Spender online registrieren möchte, findet Informationen im Internet. Dort zu finden ist auch der Film der DKMS.