Beim Karnevalszug durch Waldbröl waren am Sonntag 5.000 Menschen in Stimmung. Unter dem Motto „Mir fiere statt zu friere“ feierten sie ausgiebig.
„Mir fiere statt zu friere“Der Sonntagszug in Waldbröl bringt 5.000 Menschen in Stimmung
„Was muss ich jetzt eigentlich rufen?“ Am Wegesrand des Sonntagszugs durch Waldbröl setzt sich die fünfjährige Nele eher ernst mit den Gepflogenheiten im närrischen Treiben auseinander.
„Als wir den Zug das letzte Mal angeschaut haben, war sie erst zweieinhalb und kann sich natürlich nicht erinnern“, sagt ihre Mutter Britta Mauelshagen aus Reichshof.
Einige Wagen greifen die Themen Klimakrise und Umwelt auf
Das „Alaaf“ und das „Waldbröl pass op“ sind aber schnell gelernt, und auch die fast 5.000 Schaulustigen am Wegesrand haben nach der Pandemiepause das Rufen, Singen, Schunkeln und Feiern prompt parat.
„Mir fiere statt zu friere“ ist das Motto der Waldbröler Karnevals-Gesellschaft (WKG) in dieser Session. „Wir schunkeln uns warm, dann sparen wir uns die hohen Kosten für Gas und Strom“, erklärt WKG-Zugleiter Thomas Nosbach.
Die Klimakrise und die strapazierte Umwelt greifen auch viele der insgesamt 35 Wagen- und Fußgruppen auf. Da erscheinen die Dörper Fründe als Robin Hood mit Feder am Hut und Köcher auf dem Rücken.
Kreative Kostüme bei den Karnevalsgesellschaften
„Weil der Borkenkäfer unsere Wälder zerstört hat, stürmen wir jetzt die Burg der Reichen, um dort zu leben“, kündigt Teilnehmerin Liesel Schmidt-Steiniger an.
Auf das wärmere Klima hat sich die Dorfgemeinschaft Niederhausen schon mal eingestellt: Sie kommt mit aufblasbaren grell pinkfarbenen Flamingos in allen Größen.
Und während die Karnevalsgesellschaft „Ospel Jung & Alt“ in Raumanzügen auf ihrer silbernen Rakete bereits nach Planet B Ausschau hält, wirbt das Familienzentrum Kindertreff Eichen für Energie durch Windkraft.
Getrübte Freude durch das furchtbare Erdbeben
Getrübt ist die Freude der Eichener indes durch das furchtbare Erdbeben in der Türkei und in Syrien. „Viele unserer Kinder haben Angehörige in diesen Gebieten, sie mochten daher verständlicherweise nicht mit im Zug feiern“, sagt Mitarbeiterin Sabine Zimmermann.
Erstmals bewegt sich der Zug der Feiernden von der Bahnhofstraße über zwei Kreisverkehre hinweg zur Nutscheidhalle. „In der vom Brand zerstörten Markthalle können wir ja nicht feiern“, bedauert Zugleiter Nosbach.
Für den Verein bedeute der Auf- und Abbau für die Party in der Nutscheidhalle aber mehr Arbeit: „Es ist eine Turnhalle, daher legen wir Schutzmatten auf den kompletten Boden, der nach der Party wieder abgeräumt werden muss.“
1,4 Kilometer bis zur Party in der Halle
Einfacher sei das in der Markthalle gewesen: Die habe man nach dem Feiern kurzerhand mit dem Hochdruckreiniger gesäubert. Auf der 1,4 Kilometer langen Strecke vom alten Bahnhof bis zur Party in der Halle säumen Einhörner, Prinzessinnen, Schneemänner, Clowns und altbekannte Figuren aus Videospielen den Wegesrand.
Dass alle bis zum Ende mit dabei sind, das hoffen die gefiederten Partyvögel, ein Freundeskreis aus Morsbach und Reichshof. „Vogelzählung“ steht auf ihrem Wagen in Anlehnung an die Aktionen des Nabu.
„Wir zählen uns öfters mal durch, damit von uns zwischendurch niemand verloren geht“, verrät Teilnehmer Michael Frank lachend.