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Tag der Deutschen EinheitWaldbröl und Gäste feiern das Geschenk der Freiheit

Lesezeit 3 Minuten
Im Festsaal im Rathaus sitzen viele Menschen.

Festredner Jochen Gran appellierte, die Hoffnung nicht zu verlieren: „Am Ende stellen wir fest, dass wir alle einfach nur Menschen sind.“

Waldbröl begrüßt zum Tag der Deutschen Einheit die Bürgermeister aus dem brandenburgischen Jüterbog, Witham (England) und Świebodzice (Polen).

Fünf Bürgermeister aus Deutschland und Europa haben am Donnerstag gemeinsam mit zahlreichen Gästen im Bürgerdorf am Alsberg den 34. Tag der Deutschen Einheit gefeiert. Der Waldbröler Singer-Songwriter Axel Fischer und sein Kollege Gernot Krauss stimmten musikalisch-emotional auf den Festakt ein. Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber begrüßte ihre Amtskollegen aus den Partnerstädten: Lucy Barlow aus Witham in der englischen Grafschaft Essex, Arne Raue aus Jüterbog in Brandenburg und Pawel Ozga aus dem polnischen Świebodzice. Mit dabei war auch Bürgermeister Christian Schwarz aus dem mit Jüterbog verschwisterten Aßlar in Hessen. Weber: „Freundschaft über Grenzen hinweg ist sehr wichtig und so hat dieser Vereinigungstag eine historische Bedeutung für ganz Europa.“

„Wir haben dieses Wunder erleben dürfen“

Jetzt wachse zusammen, was zusammengehört, zitierte Festredner Jochen Gran, der Waldbröler Pfarrer im Ruhestand, Willy Brand – und stellte die Frage in den Raum, ob man das heute noch so sagen würde. Gerade die aktuellen Entwicklungen zeigten, dass die alten und die neuen Bundesländer wie ungleiche Geschwister seien, so Gran: „Die Freude und Ungezwungenheit von damals scheint verloren.“ Doch gebe es Hoffnung.

Anhand einer Geschichte des italienischen Kinderbuchautors Gianni Rodari – über einen Eisbären, der in einer Eiswüste ein Veilchen findet – schilderte er das Ungewohnte bei Begegnungen zwischen Ost und West: „Doch am Ende stellen wir fest, dass wir alle einfach nur Menschen sind.“ Die Wiedervereinigung von West- und Ostdeutschland sei ein unvorhersehbares Ereignis gewesen: „Wir haben dieses Wunder erleben dürfen.“

Trotz Überflutungen aus Polen angereist

Jüterbogs Bürgermeister Arne Raue schilderte, dass ein Gespräch mit seiner 24-jährigen Tochter – die viel in der Welt herumreist – ihn daran erinnert habe, wie hoch das Gut der Freiheit und Meinungsfreiheit zu werten sei: „Wir sind verantwortlich dafür, das Geschenk der Einheit in die nächste Generation zu tragen.“ Auch Pawel Ozga aus Świebodzice betonte auf Deutsch die Bedeutung der Einheit und der Städtepartnerschaften. Das bedeutet ihm so viel, dass er trotz der Überflutungen in seiner Region zu der Feier gekommen war.

Ebenfalls in deutscher Sprache schloss sich Lucy Barlow ihrem Vorredner an: „Ich war schon als 13-Jährige mit meinem Vater Phil in Waldbröl und heute bringe ich meine Kinder mit.“ Christian Schwarz erzählte, dass er kurz nach der Vereinigung in Ostdeutschland gewesen war und damals gedacht habe, dass die anstehenden Veränderungen nicht zu schaffen seien: „Aber wenn wir uns heute auf dieser Ebene verständigen, wird mir nicht bang ums Herz.“

Auf die Europahymne und die Nationalhymne, die vom Schulchor und dem Streichquartett des Hollenberggymnasiums unter Leitung von Helene Köhn musikalisch begleitet wurden, folgte der Eintrag ins Goldene Buch der Marktstadt. Anschließend lud Larissa Weber zu einem Essen.

Für die Bürgermeister war der Aufenthalt im Oberbergischen Land nach der Einheitsfeier noch nicht beendet. Marianne Pfeiffer, Vorsitzende des Waldbröler Vereins zur Förderung von Städtepartnerschaften, hat für die nächsten Tage ein umfangreiches Rahmenprogramm organisiert.