Waldbröler SchwimmbadKüche kostet plötzlich 410.000 Euro mehr
Waldbröl – Im „Gartenhallenbad für alle“ soll die Küche auf keinen Fall kalt bleiben, darin sind sich die Waldbröler Verwaltung, die Mitglieder des Stadtrats und die Betreibergesellschaft des Schwimmbades, das derzeit saniert und umgebaut wird, einig. Nicht schmecken will aber einigen Ratspolitikern, dass die Küche um 410 000 Euro teurer geworden ist als zuvor kalkuliert.
Restaurant für Schul- und Vereinsbad?
So verweigerte die Fraktion der UWG in der jüngsten Ratssitzung der Fortschreibung der Förderanträge im Integrierten Handlungskonzept für die Stadtmitte geschlossen die Zustimmung. „Ein Hallenbad, das vorrangig von Schulen und Vereinen genutzt wird, das braucht doch kein Restaurant“, erklärt Roger Helzer das ablehnende Votum seiner Fraktion.
Zudem ärgere es ihn, dass die Stadt und das zuständige Planungsbüro ASS niemals genaue Kosten für die Ausstattung des Bistros errechnet, sondern diese immer nur „über den Daumen gepeilt“ hätten: „Da war stets von etwa 80 000 bis 100 000 Euro für eine Bistroküche, eine sogenannte Trockenküche, die Rede.“
Hatte die Stadtverwaltung die Bau- und Sanierungskosten für das Bad an der Vennstraße seit dem Start der Planung im Winter 2016 auf fast 6,5 Millionen Euro beziffert, so liegen diese nun bei rund 6,73 Millionen Euro. Davon entfallen etwa 797 000 Euro auf das Bistro und eben die Küche.
Für Bürgermeister Peter Koester ist dies eine zwingend notwendige Investition, will Waldbröl Fördermittel bekommen: Schließlich sei das neue Schwimmbad nicht nur als inklusiver und integrativer Treffpunkt geplant, sondern auch als soziokulturelle Begegnungsstätte, in der wiederum das Bistro eine besondere Bedeutung habe – sowohl für die Nutzer des Bades als auch für die Nachbarschaft: „Es ist ein Ort der Kommunikation.“ Bei Frühstück und Feierabendsnacks sollen Waldbröler jeden Alters ins Gespräch kommen, heißt es in den Unterlagen zur jüngsten Sitzung des Waldbröler Stadtrats.
Betreiber wünschten sich „Warmküche“
Darin werden die gestiegenen Kosten mit weiteren Eingriffen in die Bausubstanz und mehr Technik begründet. Im übrigen komme man mit einer „Warmküche“ anstelle jener Trockenküche vor allem den Wünschen der Betreibergesellschaft nach, betont der Rathauschef. Diese hatte sich im Mai vergangenen Jahres aus den Reihen des Vereins „Schwimmen in Waldbröl“, dem SV Waldbröl, der Arbeiterwohlfahrt und der DLRG gegründet.
Sprecher Torsten Rothstein bestätigt den Wunsch nach einer vollausgestatteten Küche zwar, die nun aufgeflammte Aufregung verstehe er aber nicht: „Schließlich wünschen wir uns eine solche Küche seit dem ersten Moment der Planung“, sagt der Waldbröler, der maßgeblich am Betreiberkonzept mitgewirkt hat. Seine Kalkulationen künftiger Umsätze und Besucherzahlen fußten auch auf dem Bistro: „Wir brauchen also eine Küche, die in einem Restaurant stehen könnte, um diese Zahlen zu erreichen.“ Schließlich sollen Kindergeburtstage und andere Feiern im Bad möglich sein. „Dafür braucht man Pommes und Würstchen“, betont Rothstein.
„Ein Restaurant mit Magnetwirkung wollen wir aber tatsächlich nicht sein.“ Wer jedoch Pommes und Würstchen servieren will, der müsse den entsprechenden Geschirrspüler anschaffen und zum Beispiel einen Fettabscheider installieren – Technik, die für eine Trockenküche nicht vorgesehen sei. Auch spricht Rothstein von „aberwitzigen Vorschlägen“: „Es hieß, wir sollten im Freien einen Grill aufbauen und darauf dann grillen. Und es war immer von Plastikgeschirr und Kunststoffbesteck die Rede – und das in diesen Zeiten.“
Dass jene Trockenküche irgendwann ins Spiel gekommen sei, könne nur ein Fehler sein, überlegt Torsten Rothstein, doch er räumt auch ein: „Vielleicht haben wir als Betreibergesellschaft nicht oft genug und genau genug auf die Pläne aus dem Düsseldorfer Büro geschaut.“ Klar sei aber, dass die Speisen in erster Linie für Badegäste gedacht seien, Gastronomie jenseits der Schwimmzeiten werde es auf keinen Fall geben.