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Wasserwerk des WaldesDie Rotbuche ist der „Baum des Jahres 2022“

Lesezeit 4 Minuten

Seit 30 Jahren nehmen die Buchen in Deutschlands Wäldern wieder zu. Unter den Dürren aber leidet sie.

Oberberg – Die Stiftung „Baum des Jahres“ hat die Rotbuche zum Jahresbaum 2022 gewählt. Sie ist die häufigste Laubbaumart in Deutschlands Wäldern. Die Buche kann bis zu 45 Meter hoch und 350 Jahre alt werden. Auffällig ist ihre bis ins hohe Alter glatte, silbergraue Rinde. Die Blutbuche, die meist in Parks und auf Friedhöfen vorkommt und rote bis schwarzrote Blätter hat, ist eine kultivierte Varietät der Rotbuche.

Der „Baum des Jahres 2022“ ist eine echte Mitteleuropäerin, Deutschland liegt im Zentrum ihres Verbreitungsgebietes. Die Bundesrepublik gilt daher als eine Art Kernland der Buche. Besondere Ansprüche an den Standort stellt die Rotbuche nicht. Der Boden darf nicht zu nass oder zu trocken sein.

Aus Orient-Buche entwickelt

Auch im gesamten Oberbergischen Kreis ist die Rotbuche zu finden. In der Gemeinde Morsbach betrug 2013 der Buchenanteil unter allen Baumarten 12,6 Prozent. Buchen nahmen damals 288 Hektar ein, das waren knapp vier Prozent der Gemeindefläche.

Nach dem jüngsten Waldzustandsbericht des Landes konnte sich die Buche 2021 in Nordrhein-Westfalen wieder erholen, nachdem ihre Kronen im Jahr zuvor den schlechtesten Zustand seit 1984 erreicht hatten. Günstig ausgewirkt haben sich für die Buche das Ende der mehrjährigen Dürreperiode und ihre 2021 nur geringe Fruchtbildung.

„Der Schutz unseres Waldes ist überlebenswichtig. Sein Wiederaufbau und seine Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind zentrale Zukunftsaufgaben“, sagte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2021. „Damit der Wald seine vielfältigen Leistungen dauerhaft erfüllen kann, muss er“, so die Ministerin, „vital und widerstandsfähig sein.“ Ziel seien klimastabilere Mischwälder mit mehreren verschiedenen Baumarten.

Buchenbestand nimmt erst seit 30 Jahren wieder zu

Die Rotbuche hat sich während der letzten Kaltzeit aus der Orient-Buche im wärmeren Südeuropa zu einer eigenständigen Art entwickelt. Vor etwa 4000 Jahren wurde sie zur vorherrschenden Baumart in unseren Wäldern. Mitteleuropa wurde Buchenland. Seit dem Mittelalter setzte hier allerdings das große Waldroden ein. Um 1800 begannen dann die großen Aufforstungsprogramme. Deutschland wurde zum Land der Fichten und Kiefern.

Die Rotbuche im Oberbergischen

Kay Boenig, der Leiter des Forstamtes in Gummersbach, teilt über den aktuellen Zustand der Rotbuche im Oberbergischen folgendes mit: „Im Kreis hat die Buche einen Anteil von zirka elf Prozent. Sie ist meist vergesellschaftet mit der Traubeneiche in über 100-jährigen Wäldern. Rund um die Talsperren wurde sie als Hauptbaumart von Mischbeständen vor 50 Jahren gepflanzt. In den letzten 30 Jahren wurde sie häufig nach Fichten auf Kahlflächen und im Voranbau unter Fichten-Althölzern begründet. Eine Besonderheit sind Perlgras-Buchenwälder auf kleinflächigen Massenkalken, zum Beispiel im Lambachtal oder rund um Schloss Homburg.

Besonders die älteren Buchen haben unter der Dürre der Jahre 2018-2020 sehr gelitten. Dies zeigt sich an Kleinblättrigkeit, Spießtrieben und ganz trocken gewordenen Kronenbereichen. Diese Buchen erholen sich teils nicht mehr und sterben nach und nach ab. Aber auch Buchenkulturen sind vertrocknet. Die Buche ist eine relativ klimaplastische Baumart. Das heiß, sie kann am Waldaufbau des Bergischen Landes mit eingeschränkter Fläche bei Einhalten des Zwei-Grad-Klimazieles wesentlich beteiligt bleiben. Sie könnte zur Wiederbewaldung nach der Käferkalamität als eine führende Baumart in Mischwäldern dienen, verträgt allerdings die Kahlflächen, wegen Frost, Hitze und Sonne.

Wird das Klimaziel gerissen, müsse auf Buchen aus dem südosteuropäischen Raum oder auf die nah verwandte Orientbuche ausgewichen werden. Gleichwohl wird sie bei der Wiederbewaldung (ebenso wie die Eiche) eine wichtige Rolle spielen.

Die Pflanzung oder die Saat von Buchen können nach den forstlichen Förderprogrammen gefördert werden. In vielen der förderfähigen für das Bergische Land in Frage kommenden Waldentwicklungstypen ist die Buche als Haupt- oder Mischbaumart beteiligt. Gegenüber beigemischten Nadelhölzern muss sie mehr als 50 bzw. 70 Prozent einnehmen, damit die Kulturen überhaupt förderfähig sind, also dominieren.“ (bu)

Erst seit etwa 30 Jahren nehmen die Buchen in Deutschlands Wäldern langsam wieder zu. Ihr Anteil liegt derzeit bei etwa 16 Prozent. Auf die seit vier Jahrzehnten zunehmende Klimaerwärmung mit häufigen Trockenperioden reagiert die Baumart allerdings mit einer Reduktion der Blattdichte, um die Gefahr eines zu hohen Wasserverlustes durch Verdunstung zu reduzieren. Es spricht aber viel dafür, dass die Buche ihren Platz in den Wäldern trotz der sich ändernden klimatischen Verhältnisse halten und erweitern kann.

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Viele der Waldflächen, von denen sich die Fichte jetzt zurückzieht, waren vormals für Buchen gut geeignete Standorte. Vielleicht bekommt die Buche dort jetzt einen Teil ihres verlorenen Terrains zurück. Denn die Buche gilt auch als das „Wasserwerk“ des Waldes. Bei der im Winter kahlen Buche fließt ein Großteil des Niederschlags als Stammabfluss direkt in den Waldboden und verdunstet nicht schon in der Krone, wie bei der Fichte. Die Buche ist darum geeignet, die Gefährdung der Wälder durch die zunehmenden Dürreperioden zumindest abzumildern.

www.baum-des-jahres.de