Wettflugsaison 2019 in GummersbachBrieftaubenzüchter starten mit Nachwuchssorgen
Bernberg – Mit dem Einsetzen ihrer Vögel haben die Mitglieder der Oberbergischen Reisevereinigung Gummersbach die 2019er Saison der Wettflüge ihrer Brieftauben eröffnet. In Gummersbach-Bernberg haben sich am Freitagabend die Züchter zum Einsetzen ihrer Wettbewerbsflieger getroffen.
Jede Taube wird dabei anhand ihres Ringes am Bein registriert und anschließend in einen der Transsportkörbe an Bord des Spezialfahrzeugs verstaut. Dessen Fahrer bringt die Tiere dann zum Auflassort. Der lag am Samstagmorgen in einem Gewerbegebiet im bayrischen Marktheidenfeld. Rund 192 Kilometer waren es von dort zurück nach Oberberg. Die exakte Distanz, die jedes einzelne Tier zurücklegt, wird über Satellit per GPS ermittelt, die genaue Ankunftszeit wird festgehalten, wenn die Taube samt Ring durch eine Lichtschranke in den heimischen Schlag zurückkehrt. Aus beiden Daten errechnet sich der erreichte Platz im Starterfeld. Der weiteste Flug in diesem Jahr wird Anfang Juli in Enns in Oberösterreich gestartet, Distanz: 593 Kilometer.
Zahl der Züchter im Sinkflug
Auf die 13 Preisflüge bis Ende Juli folgen dann noch sechs ausschließlich für die Jungtauben des aktuellen Jahrgangs. 13 184 Tauben hat die RV Gummersbach im vergangenen Jahr auf Wettflüge geschickt. Wie viele es in diesem Jahr sein werden, muss man abwarten. Die Zahl der Brieftaubenzüchter sinkt nämlich kontinuierlich – bundesweit. Gut 60 seien es in der Reisevereinigung Gummersbach derzeit noch, sagt ihr Sprecher Horst Ludwig. Die werden immer älter, Nachwuchs ist kaum in Sicht. Als Auflasskoordinator kann sich Ludwig an Zeiten erinnern, als er bis zu 30 000 Tauben an einem Flugtag auf die Reise schickte. Die Starts in Oberberg erfolgen meist am Blockhaus oberhalb von Eckenhagen. 2016 waren es an einem Tag nur noch 6000 Tiere.
Mit Habicht, Wanderfalke und Sperber als natürlichem Feind und Jäger ihrer Brieftauben, die sich bei jedem Flug einige Tiere holen, haben die Züchter leben gelernt. Mit der schleichenden Überalterung in ihren Reihen nicht.
„Mein Leben lang hatte ich Tauben“, sagt Ludwig, vor drei Jahren musste er seinen Schlag aufgeben, die Gesundheit machte nicht mehr mit. Von den gut 60 RV-Mitgliedern seien bestimmt schon älter als 60, sagt Ludwig. Selbst wenn man Jüngere für dieses Hobby gewinnen könne, „fehlt es denen an gleichaltriger Gesellschaft im Verein“. Jedes Jahr gäben aus Altersgründen im Schnitt etwa fünf Mitglieder den Taubensport auf. Setzt sich der Trend ungebremst fort, könnte es eng werden mit der 100-Jahr-Feier 2028.
Die Gummersbacher versuchen gegenzusteuern. Seit zwei Jahren haben sie sich mit der etwas kleineren Reisevereinigung Volmetal im benachbarten Märkischen Kreis zu einer Transport- und Fluggemeinschaft zusammengetan. Während in Bernberg die Tauben in den Lastwagen verladen wurden, setzten die Volmetaler zweitgleich ihre Vögel in Drolshagen in einen Anhänger ein, den der Fahrer dann in der Nacht auf dem Weg nach Marktheidenfeld mitnahm. Die Kooperation senkt die Kosten, die Ergebnisse der Wettflüge werden getrennt erfasst und bewertet.
2018 hat das Landesministerium für Kultur- und Wissenschaft das Brieftaubenwesen ins Landesinventar des immateriellen Kulturerbes eingetragen. Der Schritt folgte auf Antragt des Verbands Deutscher Brieftaubenzüchter und rückte den Brieftaubensport für einen Moment wieder ins öffentliche Blickfeld. „Das tut gut! Das ehrt unsere Brieftauben und freut und verpflichtet uns zugleich“, hieß es damals in einer RV-Mitteilung.
Wer sich für Brieftaubenzucht und -sport interessiert, wird von den heimischen Züchtern gerne auf ihrem Schlag begrüßt und herumgeführt. Den Kontakt vermittelt Horst Ludwig, (0 22 65) 98 06 62.