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Wie bei Tante EmmaIn Bianca Naumanns „Unverpackt“-Laden gibt’s Alles ohne Plastik

Lesezeit 3 Minuten

Gewürze nach Bedarf abzufüllen, das ist im „Unverpackt“-Laden von Bianca Naumann (48) kein Problem. Damit ihre Kunden vorher testen können, gibt es zu jedem Kraut ein Extra-Schnuppergläschen.

  1. Viele Menschen schauten schon vor der Eröffnung gespannt in die Tür und fragten sich, wie das Konzept funktioniere.
  2. Inhaberin Bianca Naumann lud die Interessierten direkt auf eine Führung durch ihren Laden ein.
  3. Und es gibt in Ründeroths „Unverpackt“-Laden mehr zusehen als nur Lebensmittel.

Ründeroth – Toilettenpapier, Linsennudeln und Fruchtgummi: In Bianca Naumanns „Unverpackt“-Laden findet man allerhand, nur eines sicher nicht – Verpackungsmüll. Keine flattrigen Plastiktüten, Thermoboxen aus Styropor oder gar Wegwerf-Becher für den To-Go-Kaffee. Gestern hat der Laden zum ersten mal seine Türen geöffnet.

„In den vergangenen Wochen waren oft Menschen vor der Tür. Sie waren neugierig, was hier entsteht und wie das alles funktioniert“, berichtet Naumann, die ihre Besucher prompt zu einer kleinen Führung einlud. Für Naumann ist das Lädchen eine Herzensangelegenheit, für die sie ihren sichern Job in einem Baumarkt aufgegeben hat. „Das Gefühl, etwas zur Veränderung betragen zu wollen, wurde einfach immer stärker“, erklärt die 48-Jährige.

Neugierige zu kleiner Führung eingeladen

Ende 2017 trifft sie die Entscheidung, recherchiert, macht mehrere Workshops und dann ein Praktikum im „Unverpackt“-Laden in Mainz. Im November 2018 kündigt die gelernte Einzelhandelskauffrau ihren Job und steckt ihre ganze Energie in ihr eigenes Projekt. Wie es der Zufall so will, ist ihr Geschäft an der Hauptstraße 37 nicht das erste dieser Art. Bis Mitte der 1960er Jahre befand sich hier im 1909 von Emil Mücher erbauten Wohn- und Geschäftshaus der Tante-Emma-Laden von Hanni (geb. Mücher) und Bernhard Kranz.

Christoph Gissinger vom Heimat- und Verschönerungsverein Ründeroth erinnert sich vor allem an eines: „Die Karamellbonbons. Die waren so lecker. Genau wie in der Werbung“, schwärmt der 70-Jährige. Er weiß, dass dieser Tante-Emma-Laden damals etwas Besonderes war: „Das war das erste große Lebensmittelgeschäft in Ründeroth und gehörte zur Konsumgenossenschaft.“

Karamellbonbons gibt es bei Naumann (noch) nicht. „Ich bin aber immer offen für neue Produkte und habe bewusst einige noch leere Abfüllgefäße dafür reserviert.“ Neben Lebensmitteln und frischen Backwaren findet man in ihrem Geschäft auch Pflegeprodukte, Mehrweg-Kaffeefilter, Menstruationstassen und einzelne Komponenten für Wasch- und Putzmittel – besonders interessant für diejenigen, die auf bestimmte Bestandteile allergisch reagieren oder sich ihre Reinigungsmittel aus Fleckentferner, Enthärter, Bleichkomplex und Regeneriersalz bedarfsgerecht zusammen stellen wollen. Regionales Obst und Gemüse bietet Naumann ebenfalls an. Wer Bananen sucht, ist bei ihr jedoch an der falschen Adresse. „Die haben hier ja bekanntlich nie Saison und müssen immer eingeflogen werden.“

Neben Lebensmittel noch viele weitere Produkte

Das Prozedere ist bei allen losen Produkten gleich. Die mitgebrachten Dosen, Boxen und Flaschen werden zu Beginn auf einer geeichten Waage gewogen, das Leergewicht wird notiert und zum Schluss an der Kasse vom Preis abgezogen. Für alle Spontaneinkäufer halten Naumann und ihre drei Mitarbeiterinnen aber immer ein Sortiment von gebrauchten und gereinigten Gefäßen bereit.

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„Und Stoffbeutel gibt es ebenfalls. Die habe ich in den vergangenen Monaten alle genäht.“ Manche tragen das Label „make me take me“ einer überregionalen Handarbeitsinitiative. Jedes Label trägt eine fortlaufende Nummer, mehr als 50 000 sind schon im Umlauf.

Der „Unverpackt“-Laden öffnet montags bis freitags, 8.30 bis 18.30 Uhr, samstags bis 14 Uhr. Jeden Mittwoch erhalten Studenten nach Vorlage des Studentenausweises zehn Prozent Rabatt. Für Kinder gibt es eine Ecke mit Holzspielzeug, für Eltern koffeinhaltige Getränke.