Drohende AbschiebungWie eine Hilfswelle aus Oberberg Hoseyni neue Hoffnung gibt
- Seyed Mohsen Hoseyni lebt seit 2015 in Wiehl und hat vor kurzem seine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik abgeschlossen.
- Doch nach der Prüfung sollte der 21-Jährige nach Afghanistan abgeschoben werden – weil er laut Verwaltungsgericht sehr gut integriert sei.
- Nun gibt es neue Hoffnung für den jungen Mann.
Wiehl – „Das ist heute der schönste Tag, den ich je erlebt habe!“ Seyed Mohsen Hoseyni ist überwältigt.
Am Dienstag hatte der 21-jährige zwei Vorstellungsgespräche bei oberbergischen Firmen, die ihm einen festen, eventuell auch unbefristeten Arbeitsplatz angeboten haben. „Jetzt muss ich noch darüber schlafen und mich entscheiden, dann kann ich am Montag schon anfangen zu arbeiten.“
Die drohende Abschiebung des jungen Mannes trotz amtlich bescheinigter hervorragender Integration hatte für Aufsehen gesorgt, nachdem in dieser Zeitung davon zu lesen war. Mit den Jobangeboten scheint Hoseyni nun eine Duldung für vorerst zwei Jahre sicher zu sein, freut sich Jörg Decker, Geschäftsführer der Sozialraum Management GmbH, die den jungen Afghanen betreut hat, seit er als unbegleiteter Minderjähriger vor vier Jahren nach Wiehl gekommen war.
Kölner Verwaltungsgericht lehnt Asylantrag ab
In der vergangenen Woche sah das noch ganz anders aus. Da musste Hoseyni fürchten, nach erfolgreichem Abschluss seiner Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik nach Afghanistan abgeschoben zu werden, in ein Land also, in dem er lediglich seine beiden ersten Lebensjahre verbracht hat.
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Seinen Asylantrag hatte das Verwaltungsgericht Köln abgelehnt. In der Urteilsbegründung heißt es unter anderem: „Es spricht daher – ungeachtet dessen, dass der Kläger sich vorbildlich in die deutsche Gesellschaft integriert hat und es daher konsequent wäre, dass er auf ausländerrechtlicher Schiene einen gesicherten Aufenthalt erreicht – vielmehr alles dafür, dass es ihm auch gelingen wird, sich in den für ihn ebenso fremden Kulturkreis in Afghanistan zu integrieren.“
Zehn Firmen boten eine Arbeitsstelle an
Zehn Firmen meldeten sich daraufhin spontan und boten Hoseyni einen Arbeitsplatz an: Handwerksbetriebe, Firmen aus der Arzneimittelbranche und dem Bereich Umwelttechnologie, Elektrofirmen.
„Das ist der Hammer!“, strahlt Hoseyni, der fließend Deutsch spricht und selbst überhaupt nicht verstehen konnte, warum ausgerechnet seine gute Integration ein Abschiebegrund sein sollte. „Ich bin so unglaublich positiv überrascht. All die Anstrengung war doch nicht vergeblich.“
Weil sich so viele potenzielle Arbeitgeber meldeten, haben jetzt sogar seine zwei Kollegen, die in einer ähnlichen Situation sind wie er und die mit ihm zusammen die Ausbildung abgeschlossen haben, ebenfalls Aussicht auf einen festen Arbeitsplatz. „Das Schöne ist, dass die Unternehmer, die händeringend Fachkräfte suchen, und die jungen Leute mit ihrer guten Ausbildung zusammen finden“, freut sich Decker. „Die schnelle Reaktion der Arbeitgeber zeigt aber auch, wie solidarisch man im Oberbergischen Kreis ist. Hier wird viel direkt und vor Ort geklärt.“