Neuer Leiter der Kükelhaus-Schule in Wiehl„Jedes Kind ist besonders“
Oberbantenberg – „Familiär“ möchte Johannes Dörfel (40) die Atmosphäre in seiner Schule nicht nennen. „Das klingt mir zu unprofessionell.“ Er will für die ihm anvertrauten Kinder kein Onkel sein, sondern ein Lehrer. Dennoch ist das Verhältnis zwischen den an der Hugo-Kükelhaus-Schule in Wiehl-Oberbantenberg beschäftigten Sonderpädagogen und ihren teils stark körperbehinderten Schülern ein besonderes. Schulleiter Dörfel sagt: „Es macht einen Unterschied, ob man den Kindern am Gymnasium Mathe erklärt oder ihnen in der Förderschule auch das Essen anreicht.“
Die Rücksichtnahme auf die jeweils individuellen Bedürfnisse jedes Schülers und jeder Schülerin ist Programm in der Schule, die der Landschaftsverband Rheinland seit 1980 unterhält. „Jedes Kind ist besonders und wertvoll.“ Dieser Geist hat Johannes Dörfel schon beeindruckt, als der vor 21 Jahren nach dem Abitur am Wiehler Bonhoeffer-Gymnasium in Oberbantenberg seinen Zivildienst antrat. Nun wurde ihm die Schulleitung übertragen.
Lieber Krankenwagenfahrer geworden
Eigentlich wollte er damals lieber Krankenwagen fahren. Und Lehrer zu werden, kam überhaupt nicht in Frage. Ein Kumpel überzeugte ihn dann, an der Kükelhaus-Schule mal einen Probetag zu machen, erinnert sich Dörfel. Und er blieb. „Ich bin im Zivildienst an jedem Tag gern zur Arbeit gegangen. Das kannte ich nicht von den Jobs, die ich vorher hatte. Als ich ein Jahr später fertig war, wusste ich: Ich will Förderschullehrer werden.“ Dörfel studierte in Köln Sonderpädagogik, absolvierte in Düsseldorf sein Referendariat und trat schließlich an einer Förderschule in Wenden seine erste Stelle an.
2013 ergab sich die Gelegenheit, sich nach Oberbantenberg versetzen zu lassen, und der Pädagoge konnte heimkehren: „Es war immer klar, dass ich zurück zur Kükelhaus-Schule wollte.“ Mit seiner Frau und drei Kindern lebt er heute in Drabenderhöhe.
„Es war immer klar, dass ich zurück wollte“
Der besondere Geist der Kükelhaus-Schule mag auch damit zu tun haben, dass sie in ihrer mehr als 40-jährigen Geschichte nur drei Leiter hatte. 1980 übernahm der damals 35 Jahre alte Junglehrer Gerhard Altz den Chefposten und gab ihn erst 2007 an seinen Stellvertreter Rolf Steinmann weiter. Und nun hat mit Dörfel wieder der Vize die Leitung übernommen, und wieder hat er noch eine lange Dienstzeit vor sich. Wobei die Schule kein Erbhof ist. Für seine Beförderung musste Johannes Dörfel ein strenges Qualifikations- und Auswahlverfahren absolvierten, wie er betont.
Und eine echte Feuerprobe musste er auch schon überstehen: Nur wenige Wochen, nachem Dörfel im Frühjahr 2020 zunächst kommissarisch die Schulleitung übernommen hatte, kam der Corona-Lockdown. Distanzunterricht ist bei teils mehrfach schwerbehinderten Kindern noch viel schwieriger als ohnehin. Besonders gelitten haben die Schüler, die Physio-, Ergo- und Sprachtherapie brauchen. „Wir haben hier ein Lernumfeld, das die Eltern zu Hause nicht bieten können. Das Bewegungstraining im Schwimmbad kann man nicht in der Badewanne machen.“
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Der Schulleiter kann dieser Erfahrung aber auch Positives abgewinnen. „Ich habe gesehen, dass ich mich zu 100 Prozent auf das Team verlassen kann.“ Weit mehr als 100 Lehrer, Therapeuten und andere Mitarbeiter gehören dazu. Die enge Abstimmung im Kollegium, die während des Lockdowns erforderlich wurde, will Dörfel auf jeden Fall beibehalten.