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Investoren sauer auf StadtGroßer Ärger wegen Bebauung des Platte-Areals in Wiehl

Lesezeit 4 Minuten

So sehen die Pläne für den Neubau auf dem Gelände des Hotels Platte in Wiehl aus.

Wiehl – Nachdem Pläne für einen Neubau auf dem Grundstück des Wiehler Hotels Platte von der Ortspolitik ausgebremst worden sind, macht Investor Jens Kleemann keinen Hehl aus seiner Verärgerung: „Die Stadt hat uns jahrelang an der Nase herumgeführt.“

Seine Geschäftspartner sehen es genauso. Nico Burgmer klagt: „Bestehendes Baurecht hat in Wiehl scheinbar keinen Wert.“ Dirk Schmittseifer fürchtet: „Wenn dieses Vorgehen Schule macht, wird hier bald niemand mehr investieren.“ An frühere Absprachen mit der Stadt, ihre Pläne nicht zu veröffentlichen, um keine öffentliche Diskussion loszutreten, fühlen sie sich nicht mehr gebunden.

Wiehl: Investoren wollen sieben Millionen Euro in Haus stecken

Im Mai 2020 haben die drei Wiehler das Grundstück mit Hotel gekauft, um es neu zu bebauen. Ihr vorrangiges Ziel ist es, auch sich selbst Wohnungen zu schaffen. Der Plan von Architekt Burgmer sieht ein modernes, dreieinhalbgeschossiges Haus mit Büroflächen im Erdgeschoss und darüber zirka zwölf Wohnungen vor, das sich in die Umgebung einpassen soll.

Die Investoren (o., v.l.) Jens Kleemann, Dirk Schmittseifer und Nico Burgmer sind verärgert über den Umgang mit ihrem Plan für einen Neubau auf dem Gelände des Hotels Platte.

„Die Fassade im Erdgeschoss ist mit Bruchsteinen versehen. Sie soll den Charakter von Rathaus und Kirche aufnehmen“, skizziert Burgmer: „Die leichte Rundung der Front orientiert sich am Straßenzug.“ Im hinteren Bereich soll das Gebäude kleiner ausfallen als jetzt das Hotel, um mehr Platz zu denkmalgeschützten Nachbargebäuden zu gewinnen. Nach aktueller Schätzung wollen sich die Investoren ihr Haus mehr als sieben Millionen Euro kosten lassen.

Darum drohen die Pläne in Wiehl zu scheitern

Doch die Pläne passen der Stadt nicht. Die Geister scheiden sich unter anderem an der Dachform: Die Investoren planen mit einem Flachdach, das laut Burgmer die Anforderungen an den Schutz vor Schall, Hitze und Starkregen am besten erfüllt. Die Verwaltung aber meint, ein Haus mit Satteldächern würde sich besser in die Umgebung einpassen und hat entsprechende Alternativpläne von Architekten vorgelegt. Ein Satteldach aber kommt für die Investoren keinesfalls in Frage. Zudem habe es vor vier Jahren bereits Pläne eines Investors für das Areal gegeben – ebenfalls mit Flachdach.

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Was die Investoren besonders verärgert: Längst gehe es nicht mehr um sachliche Argumente, sondern allein um den Geschmack, meint Burgmer: „Denn das bestehende Baurecht lässt unser Vorhaben ohne Weiteres zu.“ Umso allergischer reagieren die Investoren auf die jüngsten Schritte in der Politik: In seiner Sitzung Ende Mai hat der Stadtrat eine Veränderungssperre für den Baubereich beschlossen (wir berichteten), damit die Verwaltung mehr Zeit für Verhandlungen mit den Investoren gewinnt.

Investoren nicht zu weiteren Gesprächen mit der Stadt Wiehl bereit

„Das hat uns als erstes überrascht“, sagt Kleemann. Dass in der vergangenen Woche auch im Planungsausschuss nicht über ihr Bauvorhaben abgestimmt wurde, habe das Fass zum Überlaufen gebracht. Kleemann sagt, dass ihnen noch wenige Wochen zuvor nach einer Sitzung des Ältestenrats in Gesprächen zugesichert worden sei, es werde im Ausschuss auf jeden Fall zu einer Abstimmung kommen.

Das sagt Bürgermeister Ulrich Stücker

Ein Neubau der Investoren werde nicht an der Stadt scheitern, sagt Bürgermeister Ulrich Stücker auf Nachfrage. In diesen Tagen wolle er erneut das Gespräch mit den Investoren suchen, um zu einem Kompromiss zu kommen. Diesen Auftrag habe er auch von der Politik erhalten. Neben der Dachform soll es dann auch um mehr Kleinteiligkeit gehen: „An diesem für das Stadtbild wichtigen Standort wirkt das Vorhaben der Investoren zu dominant.“

Den Vorwurf der Investoren, die Stadtverwaltung habe auf Zeit gespielt, könne er nicht nachvollziehen, sagt Stücker: „Niemand wurde hier hingehalten.“ Richtig sei aber, dass die Veränderungssperre beschlossen wurde, um mehr Zeit für Gespräche mit den Investoren zu gewinnen, erklärt der Wiehler Bürgermeister: „Ansonsten wäre die Bauvoranfrage der Investoren Mitte dieses Monats genehmigungspflichtig gewesen.“ (ag)

Und auf diese Abstimmung pochen die Investoren nun. Denn sie glauben, dass ihr Vorhaben durchaus eine politische Mehrheit finden könnte. Zu weiteren Gesprächen mit der Stadt sind sie sich nicht bereit. „Dafür sind wir nun schon zu lange hingehalten worden“, sagt Kleemann. Für Geschäftspartner Schmittseifer ist das Verhalten der Stadt unredlich: „Was für eine Denke steckt dahinter, Investoren im Nachhinein zu sagen, dass sie anders bauen müssen?“ Architekt Burgmer beklagt, dass die Verwaltung keinen Masterplan habe, wie das Stadtbild aussehen soll: „Und das geht auf Kosten von Investoren wie uns.“

Das Grundstück verkaufen wollen sie nicht, sagen die Investoren. Sie wollen sich nun rechtlich beraten lassen, um eventuell Schadensersatz geltend zu machen. Schlimmstenfalls werde das größtenteils leerstehende Hotel Platte mitten im Ortszentrum, in dem sich noch eine Corona-Teststation befindet, mit einem Bauzaun gesichert und sich selbst überlassen.