Sind Filteranlagen geeignet?Wiehl will Corona-Infektionsschutz verbessern
Wiehl – Der Wiehler Stadtrat möchte kurzfristig den Infektionsschutz in den städtischen Schulen mit Luftfiltern verbessern und hat die Stadtverwaltung beauftragt, die technischen Varianten zu prüfen. Bei der Bauausschuss-Sitzung am 10. Dezember soll nach Möglichkeit eine Entscheidung fallen, gegebenenfalls auch schon früher per Abstimmung im Ältestenrat.
Sind Filteranlagen sinnvoll, und wenn ja, welche Technik ist die richtige? Die SPD hat sich in einem Antrag für sogenannte H-14-Schwebstofffilteranlagen ausgesprochen.
„Nur Pseudosicherheit“
Diese seien zwar mit etwa 3500 Euro pro Stück ziemlich teuer. 750 000 Euro müsste die Stadt investieren, um alle 200 Klassenräume auszustatten. „Aber ohne diese Geräte“, sagte Fraktionsvorsitzender Karl-Ludwig Riegert, „lassen sich die Probleme im Winter nicht lösen.“ Zudem gebe es gut gefüllte Fördertöpfe. Thomas Seimen (CDU) sieht diese Anlagen kritisch. Sie seien sehr groß, brauchten eine aufwendige Wartung, böten bei überschaubarer Wirkung aber nur eine „Pseudosicherheit“. Marc Zimmermann (Grüne) wies auf von günstigere Geräte hin, die sich in Rheinland-Pfalz bewährt hätten. Die UWG bezog sich in einer Anfrage auf die niederrheinische Stadt Neukirchen-Vluyn.
In einem ersten Gutachten für die Sitzung hat der städtische Energiebeauftragte Torsten Richling unter dem Titel „Frische Luft für kluge Köpfe“ verschiedene Filteranlagen gegenübergestellt – und rät von einer Anschaffung ab. Richling betont: „Lüften mit Durchzug ist das beste Mittel, um Raumluft von möglichen Coronaviren zu befreien. Luftreiniger können dabei unterstützen, aber kein Lüften ersetzen.“
Mobile Luftreiniger seien zu teuer
Sinnvoll sei der Einsatz von CO2 -Ampeln, die anzeigen, wann die nächste Stoßlüftung erforderlich ist, meint Richling. „Diese werden nicht zuletzt auch vom Umweltbundesamt als probates Mittel angesehen.“ 60 000 Euro müsste die Stadt dafür ausgeben. Der Einsatz von mobilen Luftreinigern sei ungleich teurer, Richling geht von 800 000 Euro aus. Dazu kämen jährliche Betriebskosten von 70 000 Euro. Noch teurer seien dezentrale, in jedem Klassenraum fest eingebaute, Lüftungsgeräte mit Frischluftzufuhr und Wärmerückgewinnung.
Einschließlich Einbau müsste die Stadt bis zu fünf Millionen Euro einbuchen. Die Betriebskosten beziffert Richling mit 45 000 Euro. Die Nachrüstung jeweils einer kompletten Schule mit zentralen Lüftungsgeräten nennt der städtische Fachmann „nahezu unmöglich“, allein wegen der Brandschutzauflagen. Zudem könnten diese kontraproduktiv sein, wenn Viren aus einem Raum über die Lüftung in andere Räume eingebracht werden.
Der nachträgliche Einbau von Lüftungsanlagen sei in den Bestandsgebäuden nicht zu empfehlen, sondern nur bei grundlegenden Sanierungen oder Neubauten, resümiert Richling und betont abschließend: „Fensterlüftung mag unbequem oder lästig sein, ist aber notwendig und machbar.“