Am heutigen Sonntag, 2. März, feiert Udo Kolpe, der bereits zweifacher Großvater ist, seinen 70. Geburtstag. Wir haben mit ihm gesprochen.
70. GeburtstagDas Ehrenamt hat Udo Kolpe aus Wiehl viel abverlangt und viel gegeben
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Vielseitiger Aktivposten: Auch ein lebensbedrohlicher Unfall hat Udo Kolpe nicht dauerhaft außer Gefecht setzen können.
Copyright: Christian Melzer
Ob Sport, Dorfgemeinschaft oder Politik: Wo er gebraucht wurde, hat sich Udo Kolpe in die Verantwortung nehmen lassen. Am Sonntag feiert der zweifache Großvater seinen 70. Geburtstag. Reiner Thies sprach mit ihm über Fluch und Segen des bürgerschaftliches Engagements.
Welches ist Ihnen das liebste unter Ihren vielen Ehrenämtern?
Udo Kolpe: Das ist schwer zu sagen. Mir kommt es in allen Ämtern auf die Begegnung mit den Leuten an. Das ging los, als ich mit sieben Jahren zur Jungschar des Oberwiehler CVJM kam. Weil ich beim Kassierer Paul Dresbach um die Ecke wohnte, übertrug man mir die Aufgabe, samstags bei jedem Kind zehn Pfennig einzusammeln und dort abzuliefern. Später war es meine Pflicht, beim Handballtraining die Bälle aufzupumpen. Ich konnte nicht gut predigen oder Gitarre spielen, so bin ich beim CVJM Trainer geworden. Und so kam ein Job zum anderen, ohne dass ich die Ambition hatte, irgendwelche Pöstchen zu erlangen. In meiner Rede vor den Weggefährten, mit denen ich am Sonntag meinen Geburtstag feiere, zitiere ich das Bibelwort: „Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.“
Waren Ihnen Ihre Eltern darin ein Vorbild?
In dem Haus an der Nümbrechter Straße hier in Oberwiehl, in dem ich geboren und aufgewachsen bin, waren immer viele Leute zu Gast. In unserer Familie, eine wilde homburgische Mischung, neun Personen in drei Generationen, war es eine Selbstverständlichkeit, sich für die Gemeinschaft zu engagieren. Mein Vater, der als Drucker in der Ründerother Bücherfabrik arbeitete, war ein Gewerkschaftler, zudem leidenschaftlicher Geiger und Gründungsmitglied des Symphonieorchesters des Oberbergischen Kreises. Mein Onkel Paul Seinsche war ein großartiger Organisator, der geholfen hat, wo er konnte, und sei es, dabei zu helfen, das Schwarzbrot eines befreundeten Bäckermeisters unter die Leute zu bringen. Vorbilder im Ehrenamt hatte ich aber auch in allen Vereinen.
Und wie kamen Sie zum Gemeinnützigen Verein?
Als meine Frau Birgit und ich Ende der 1980er Jahre unser Haus an der Gartenstraße gebaut haben, wurden wir als Mitglieder geworben. Der damalige Ortsbeauftragte Fritz Bauer hat mich dann gebeten, die Seniorenfahrten des Vereins zu planen. Meine erste führte damals nach Bonn. Bald geht es wieder auf Tour. Als unser Sohn Jörn in dieser Zeit in die Grundschule kam, wurde eine Lehrerin auf mein altes Heimatkundeheft aufmerksam. So kam es dazu, dass ich bis heute den Dritt- oder Viertklässlern etwas über die Oberwiehler Dorfgeschichte erzähle. Ich mache mit ihnen Exkursionen, hole Zeitzeugen in die Schule. Ende März pflanzen wir wieder zusammen einen „Baum des Jahres“. Egal, ob es Kinder aus alteingesessenen oder aus ausländischen Zuwandererfamilien sind, es geht immer um die Frage: „Was ist für Dich Heimat?“
Und dann sind Sie auch noch in die Kommunalpolitik gegangen.
Friedrich Karl Grümer hat immer gesagt: „Wenn ich 70 werde, dann musst Du mich ablösen.“ Und so bin ich auf der SPD-Liste gelandet. Ein weiterer wichtiger Mentor war Wilfried Hahn, in der Politik und in der Heimatkunde. Er hatte die Idee, dass wir bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag an Oberwiehler Schicksale erinnern.
Ist Ihnen das Ehrenamt nie zu viel geworden?
Für meine Ehrenämter habe ich viele halbe Tage Urlaub genommen und Wochenenden verplant. Aber das war mir lieber als irgendwo rumzusitzen. Ich verstehe die Leute nicht, die stundenlang nichts anderes machen, als ihr Handy zu quälen. Ich höre natürlich manchmal: „Du kannst nicht nein sagen.“ Aber es muss ja in den Vereinen irgendwie weitergehen. Und es hat immer Spaß gemacht. Wichtig ist natürlich, dass meine Frau ihre eigene ehrenamtliche Arbeit in der evangelischen Kirchengemeinde hat.
Dennoch muss der schwere Unfall 2015 eine Zäsur gewesen sein. Sie waren auf einer Baustelle mehr als sieben Meter in die Tiefe gestürzt. Zehn Wochen lang lagen Sie im künstlichen Koma. Sie hatten eine Gehirnblutung, dazu kam eine Lungenembolie. Eine der 14 gebrochenen Rippen hatte Ihre Lunge durchbohrt.
Ja, das war ein Einschnitt. Auf meinen 61. Geburtstag habe ich in der Merheimer Klinik mit alkoholfreiem Bier angestoßen. Aber im Mai 2016 saß ich dann in der Gummersbacher Eugen-Haas-Halle am Rand des Kreispokalfinals im Rollstuhl, ich kam mir vor wie Jo Deckarm. Der Zuspruch, den ich da bekommen habe, hat mich aufgerichtet. Und ein Spruch von Max Deubel, der Oberwiehler Motorsportlegende: „Du musst weitermachen“, hat er mir geraten, „wer stehen bleibt, hat verloren.“ Das Ehrenamt hat mir auch in dieser Situation gutgetan. Die Ärzte haben gesagt, dass mein Körper eine große Widerstandskraft bewiesen hat. Ich bin dankbar für alles, was ich noch leisten kann.
Wie lange werden Sie noch in so vielen Ämtern in der ersten Reihe stehen?
Bei der nächsten Kommunalwahl werde ich noch einmal antreten. Im Handball muss ich meine Nachfolge regeln. Beim Gemeinnützigen Verein ist das schwieriger. Es fehlt an Leuten, die sich um das Zusammenleben in ihrem Heimatdorf kümmern wollen. Ich kann nur jedem raten, solch ein Ehrenamt mal auszuprobieren. Wenn es nichts ist, kann man es ja wieder sein lassen.
Viel Amt, viel Ehr
Udo Kolpe hat sich in zahlreichen Ehrenämtern an verantwortlicher Stelle eingebracht. Für den oberbergischen Handball hat sich der hauptberufliche Bauingenieur als Spieler, Trainer, Schiedsrichter und als Funktionär eingesetzt, seit 2004 ist er Vorsitzender des Handballkreises. Bereits zwei Jahre zuvor wählte ihn der Gemeinnützige Verein Oberwiehl zum Vorsitzenden. 1998 wurde Kolpe im Zuge des geplanten Hallenneubaus in Wiehl sachkundiger Bürger im Sportausschuss des Stadtrats. 2004 übernahm er einen Sitz im Stadtrat. Seit 2017 amtiert er als zweiter stellvertretender Bürgermeister. Fünfmal in Folge holte Udo Kolpe in Oberwiehl das Direktmandat für die SPD. Zu den Auszeichnungen, mit denen sein Engagement gewürdigt wurde, zählen der Rheinlandtaler (2013) und der silberne Wiehltaler (2024).