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BürgerinitiativeAnwohner wollen kein Flüchtlingsheim in Brächen

Lesezeit 3 Minuten
Die Front eines dreigeschossiges Haus mit Satteldach.

In dem früheren Altenheim möchte die Stadt nach einem Umbau etwa 35 Geflüchtete unterbringen.

Die Bürgerinitiative „Zukunft Altenheim Brächen“ kritisiert in einem offenen Brief an den Bürgermeister die Pläne der Stadt Wiehl für „Haus Oberberg“.

Die Atmosphäre war durchaus sachlich, als die Wiehler Stadtverwaltung Ende Januar ihre Pläne für Haus Oberberg vorstellte. Das bedeutet allerdings nicht, dass alle Anwohner damit einverstanden wären. Inzwischen hat sich eine Bürgerinitiative formiert, die verhindern will, dass das leerstehende Altenheim als Unterkunft für 35 oder mehr Geflüchtete genutzt wird.

Die Bürgerinitiative „Zukunft Altenheim Brächen“ hat bereits 75 Unterschriften von Unterstützern gesammelt, die ebenfalls der Auffassung sind, dass die Immobilie nicht für diesen Zweck geeignet ist. Die Anwohner haben andere Vorstellungen: „Die zentrale Lage des Altenheims samt freier Flächen bietet gute Möglichkeiten für eine integrative Nutzung“, heißt es in einem offenen Brief an den Bürgermeister. Wenn schon Wohnungen für Geflüchtete eingerichtet werden, sollte man sie verbinden mit Altenwohnungen, Kinderbetreuung und einem „Platz der Begegnung in Form eines Parks mit Spielplatz, Grillplatz, Dorfgemeinschaftshaus oder ähnlichem“.

Initiative in Brächen grenzt sich ab von der AfD

Initiativensprecher Markus von der Tann gehört wie die meisten Unterzeichner zu den unmittelbaren Nachbarn des mitten in der Siedlung gelegenen Hauses. Er versichert: „Wir sind keine ausländerfeindliche Gruppe und haben in keiner Weise etwas gegen Geflüchtete. Wir grenzen uns bewusst von der AfD ab.“ Einige Mitglieder hätten sich früher selbst in der Flüchtlingsarbeit engagiert. „Und die wissen aus persönlicher Erfahrung: Nur wenn die Unterbringung der Geflüchteten ein vernünftiges Konzept hat, funktioniert die Integration. Wenn es aber an der Infrastruktur fehlt, werden auch die Geflüchteten nicht glücklich.“

In ihrem Brief an den Bürgermeister bringt die siebenköpfige Kerngruppe der Brächener Initiative eine lange Reihe kritischer Fragen vor, die zwischenzeitlich beantwortet wurden – ohne dass die Zweifel der Bürger ausgeräumt wurden.

Unzufrieden mit Antwort des Wiehler Bürgermeisters

Zum Beispiel sagen die Brächener: Die von der Stadt gewollte geschlechter-, alters- und kulturgemischte Unterbringung biete Konfliktpotenzial, sei aber ohnehin nur zu realisieren, wenn eine entsprechend gemischte Klientel zugewiesen würde. Auch nach dem Umbau werde das Heim für die Aufnahme von Familien nicht geeignet sein. Für diese fehle es zudem an medizinischer Versorgung und Kinderbetreuung in erreichbarer Nähe, sodass am Ende doch vor allem alleinstehende Männer einziehen.

Die Stadt ist dagegen durchaus der Auffassung, dass Gebäude und Lage geeignet sind.   Da die Zimmer teilweise miteinander verbunden werden, sei   die Unterbringung von Familien möglich.   Die Stadtverwaltung sieht auch kein Sicherheitsproblem: „Wir wehren uns dagegen, hier von der Gefahr eines sozialen Brennpunktes und pauschal von einer Gefahr für die Bevölkerung zu sprechen“, heißt es im Antwortschreiben. Aktuell lebten mehr als 600 Geflüchtete in Wiehl. „Konflikte sind seltene Ausnahmen und beziehen sich auf Alltäglichkeiten, wie sie auch im Zusammenleben der übrigen Bevölkerung zu finden sind.“

Die Anwohner entgegnen: Aufgrund „der vielfältigen persönlichen Erfahrungen vieler Mitbürger mit anderen Unterkünften für Geflüchtete in der Vergangenheit und anhand der Kriminalstatistik“ sei die Haltung der Stadt nicht nachvollziehbar. Der Bürgermeister will nun prüfen lassen, ob die Nachbargrundstücke mit einem Zaun abgetrennt werden können, wie von den Kritikern angeregt. Er versichert, „dass es absolut in unserem Interesse liegt, dass die Unterkunft in Brächen so problemlos läuft wie an den anderen Standorten in Wiehl auch“. Dort habe man „durchweg gute Erfahrungen gemacht“.

Die Bürgerinitiative gibt sich damit nicht zufrieden, schließt ein späteres Bürgerbegehren nicht aus, hat aber zunächst noch Hoffnung, Unterstützer in der Politik zu finden. „Wir nehmen jetzt Kontakt zu den Stadtratsfraktionen auf“, sagt Initiativensprecher Markus von Tann, „außer zur AfD.“