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BrächenDiskussion über Wiehler Flüchtlingsunterkunft blieb weitgehend sachlich

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann spricht vor einer größeren Menge.

Bürgermeister Ulrich Stücker erläuterte die Pläne der Stadt Wiehl für Brächen.

Die Stadt Wiehl hat über die geplante Umnutzung des Altenheims in Brächen informiert. Ein Zuhörer wurde ausfällig.

Rund 250 Zuhörer haben am Donnerstagabend die Bürgerinformationsveranstaltung im Drabenderhöher Gemeindehaus besucht, welche die Wiehler Stadtverwaltung anlässlich der geplanten Nutzung eines ehemaligen Altenheims in Brächen als Flüchtlingsunterkunft veranstaltet hat. Insgesamt verlief die Veranstaltung sehr geordnet, lediglich ein Mann wurde ausfällig und bezeichnete die Geflüchteten als „Abfälle der Migration“. Dafür erntete er laute Buh-Rufe und Bürgermeister Ulrich Stücker konterte: „Emotionen darf man zu diesem Thema haben, aber nicht in diesem Ton.“

Nach einem Beschluss des Rates im Dezember habe die Stadt das Grundstück und das Gebäude erworben, schilderte Bürgermeister Ulrich Stücker. Nun soll es saniert werden und ab dem dritten Quartal dieses Jahres sollen dort 30 bis 35 Geflüchtete untergebracht werden. Ihm sei klar, dass dies Ängste und Sorgen erzeuge, doch müsse die Situation differenziert betrachtet werden. Und in der Vielzahl der bereits bestehenden Unterkünfte habe es bislang praktisch keine Probleme gegeben. Stücker: „Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, warum diese Menschen zu uns kommen.“

Die Stadt Wiehl muss noch 120 Menschen aufnehmen

Detailliert erläuterte der Erste Beigeordnete Peter Madel die aktuelle Lage. In Wiehl leben derzeit etwa 620 Flüchtlinge, die sich auf Personen, die nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz zugeteilt wurden (404), anerkannte Flüchtlinge mit Wohnsitzauflage (203) und unbegleitete Minderjährige (14) verteilen. Damit seien die Zuteilungsquoten der Bezirksregierung zwischen rund 70 und 93 Prozent erfüllt, mit weiteren 120 Personen sei noch zu rechnen. Madel erläuterte, dass etwa die Hälfte der Flüchtlinge aus der Ukraine stammt, von denen ein Teil privat untergekommen ist. Die Stadt könne deshalb nach deren Wegzug über diesen Wohnraum nicht verfügen   und müsse neue Unterbringungen schaffen. Dabei lege die Stadt großen Wert auf gut verteilte Einrichtungen mit einem überschaubaren Ausmaß.

„Wiehl-Brächen ist für uns ein Puzzlestück in der dezentralen Unterbringung“, sagte Andrea Stawinski, Fachbereichsleiterin Jugend und Soziales. „Wir wollen unbedingt vermeiden, Turnhallen oder ähnliche Gebäude zu nutzen.“ Daher sei es unumgänglich, neuen Wohnraum zu finden. Sie schilderte, dass bei der Verteilung auf die Unterkünfte auf eine interkulturelle Ausgewogenheit und Verträglichkeit geachtet werde. Stawinski ermunterte die Bevölkerung, aktiv den Kontakt zu suchen: „Nur so kann sich eine gute Nachbarschaft entwickeln.“

Andreas Zurek, Leiter des Hochbauamts, berichtete, dass das frühere Altenheim einen hohen Sicherheitsstandard aufweise. Auch wenn die Fassade einige Mängel habe und die Heizung erneuert werden müsse, sei die Bausubstanz sehr gut, so dass nach der Auftragsvergabe sofort mit der Renovierung begonnen werden könne. Den gesamten Aufwand schätzte er auf rund 600 000 Euro.

„Der beste Weg ist, sich selbst zu öffnen“, sagte Stücker bei der anschließenden Diskussion, als Sicherheitsbedenken seitens der Bürger geäußert wurden: „Zäune und Absperrungen entsprechen nicht unserer Vorstellung von Integration.“ Auf die Frage nach der Verweildauer der Flüchtlinge erklärte Stawinski, dass mit zwei bis drei Jahren zu rechnen sei. Sehr kritisch wurde die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln gesehen. Dominik Seitz, Vorsitzender des Heimatvereins Drabenderhöhe, und Kathrin Hebel von der Freien evangelischen Gemeinde Drabenderhöhe boten ihre Unterstützung bei der Integration an.