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Neues WegekonzeptFreie Bahn für Radfahrer in Wiehl

Lesezeit 4 Minuten
Ein Fahrradfahrer auf asphaltierter Straße im Wald.

Schnelle Pisten durch die Natur abseits der Autostrecken wünschen sich die Radfahrer. Ein fester Asphalt wie auf diesem Bild lässt sich aber nicht mit der Nutzung durch die Land- und Forstwirtschaft vereinbaren.

Durch den Wald zum Nachbardorf: Die Stadt Wiehl will ihr Radwegenetz ausbauen und setzt auf die Mitwirkung eines Radlerstammtischs.

Der Radverkehr hat in Wiehl den geringsten Anteil am Verkehrsaufkommen, in anderen oberbergischen Kommunen wird es nicht viel anders sein. Nur fünf Prozent der Wege werden mit dem Zweirad zurückgelegt. 2035 sollen es mindestens 15 Prozent sein. So steht es im Mobilitätskonzept, das unter dem Namen „WiehlMobil“ seit einem Jahr vorliegt.

Dank E-Bikes und Pedelecs hat das bergige bergische Gelände bei vielen Menschen seinen Schrecken verloren. Ein Hindernis bleibt aber der Mangel an ausgebauten und sicheren Fahrradwegen. Dieses Problem will die Stadt nun angehen. Und dabei sollen die Bürgerinnen und Bürger mithelfen. Der städtische Klimaschutzmanager Torsten Richling hat darum alle 400 Teilnehmer der Aktion „Stadtradeln“ angeschrieben. 20 waren bereit, in einer Arbeitsgruppe mitzuwirken, die bereits dreimal getagt hat. „Der Radlerstammtisch ist eine offene Gruppe“, wirbt Richling, „wer Interesse hat, kann noch mitmachen“.

Stadt Wiehl will 1,6 Millionen ausgeben

In der jüngsten Sitzung des Ratsausschusses für Stadtentwicklung konnte der Klimaschutzmanager aber schon recht konkrete Ergebnisse vorlegen. Sogar eine Investitionssumme wurde beziffert: 1,6 Millionen Euro würde es demnach kosten, das Stadtgebiet fahrradtauglich zu machen.

Richling setzt auf eine 90-prozentige Förderung durch das Bundesprogramm „Klimaschutz durch Radverkehr“. Der Antrag ist schon auf dem Weg, eine Antwort wird im Frühjahr erwartet. Wobei sich mit den vorgezogenen Bundestagswahlen eine neue Ungewissheit ergeben hat, wie Richling im Ausschuss anmerkte. Notfalls müsse man andere Finanzierungswege suchen und finden, sagt der Klimaschutzmanager. Das Programm lasse sich auch schrittweise umsetzen. Allemal will er die Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen.

19 Kilometer durch Wiehler Wälder

Drei Kernaufgaben sind gesetzt: Dörfer verbinden, sichere Alltagsradwege schaffen und enge Kreis- und Landstraßen meiden durch Alternativstrecken. Basis der Planungen ist das landesweit ausgewiesene „Radnetz NRW“. Für Wiehl werden zwei Hauptrouten entlang der Landesstraßen L336 (Richtung Oberwiehl) und L321 (Richtung Bielstein) definiert. Im Stadtgebiet gibt es zudem sieben touristische Radrouten, die aber zum Teil über unbefestigte Wirtschaftswege führen.

Ein Problem: Die Bundesregierung fördert vorrangig den Ausbau von asphaltierten Radschnellwegen, die auf vielfrequentierten Routen in Großstädten nützlich sind. Im Wiehler Ausbauplan führen aber 19 von 50 Radwegkilometern durch den Wald. Forst- und Feldwege zu asphaltieren, die auch weiterhin von schweren landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzt werden,   würde immense Unterhaltungskosten nach sich ziehen.

Brücke soll neu gebaut werden

Torsten Richling berichtet von Gesprächen mit dem Forstamt und von einem Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Bergisches Land, bei dem auf dem Höhenweg über Hübender und Abbenroth eine stabile Kompromisslösung für die Ansprüche von Zweirad und Traktor gefunden werden soll.

Größter Posten in der Kalkulation der Arbeitsgruppe ist eine Brücke im Alpetal, die beim Hochwasser von 2001 zerstört wurde und deren Wiederaufbau mit 150 000 Euro veranschlagt worden ist.

Drabenderhöhe besser anbinden

Als großer Mangel wurde schon im Mobilitätskonzept herausgearbeitet, dass Drabenderhöhe nur sehr mangelhaft an Bielstein und das Wiehler Zentrum angebunden ist. Auch die Ost-West-Achse von Marienhagen nach Weiershagen nach Oberbantenberg (K52)   ist unbefriedigend, weil Radfahrer durch den Autoverkehr gefährdet werden.

Kreative Lösungen An diesem Beispiel zeigt sich, dass der engen Topographie der oberbergischen Täler- und Höhenlandschaft nur mit kreativen Lösungen beizukommen ist: Auf dem Seitenstreifen neben dem Enselskamp kann man einen Radweg anlegen, im weiteren Verlauf müsste ein Waldweg ertüchtigt   und schließlich zumindest Markierungen auf der Fahrbahn angebracht werden.

Netzlücken gibt es auch in den Verbindungen nach Reichshof-Brüchermühle, Nümbrecht-Elsenroth, Gummersbach-Halstenbach und Engelskirchen-Kaltenbach. Natürlich ist der Radverkehr ein interkommunales Thema, weshalb Richling das Gespräch mit den Nachbarrathäusern sucht. Ohnehin spielt das Fahrrad eine Rolle im Mobilitätskonzept, das der Kreis parallel entwickelt.

Der Wiehler Klimaschutzmanager Richling ist sehr angetan vom bürgerschaftlichen Engagement in der Arbeitsgruppe. Auch im Wiehler Ausschuss gab es viel Anerkennung für die Arbeit des Radlerstammtischs. Am guten Willen der Zweiradfahrer wird die mobile Zukunft sicher nicht scheitern.