Trompeter Markus Müller und Orchesterchef Stephan Kümmeler sind ein bewährtes Team. Beim Neujahrskonzert in der Oberbantenberger Kirche holten sie Weihnachten nach.
NeujahrskonzertMarkus Müller setzt Glanzpunkte beim Oberbergischen Kammerorchester
Im kirchlichen Verständnis endet Weihnachten je nach Konfession frühestens in der zweiten Januarwoche. Das recht weihnachtliche Programm des Oberbergische Kammerorchesters kam am Wochenende also noch rechtzeitig. Und jahreszeitliche Pophits wie „Last Christmas“, die einem inzwischen aus den Ohren kommen, haben die Musiker ohnehin nicht im Repertoire.
Stattdessen gab es barocke Sonaten und Sinfonien zu hören, die gerade in diesen Tagen, da die doch für viele eher hektische Advents- und Festtagssaison vorüber ist, besonders passend wirken. Tatsächlich wollte Orchesterchef Stephan Kümmler das Programm bereits im Advent und außerdem in Ründeroth aufführen.
Terminhäufung und Krankheitsfälle sabotierten diesen Plan, nun reichte es zumindest für ein Konzert in der evangelischen Kirche in Wiehl-Oberbantenberg.
Oberbergisches Orchester pflegt die Musik der Bach-Söhne
Kümmeler forderte seine Musiker, alles Amateure, abgesehen von seiner Ehefrau Susanne Siller an der Violine. Die Sinfonia d-Moll von Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784) hat es in sich, aber Kümmeler liegt die Musik der Bach-Söhne besonders am Herzen. Mit seinem Orchester holt er sie gern aus dem Schatten, den der gigantische Vater wirft. So legten die Streicher denn auch nach mit der fünften Hamburger Sinfonia des jüngeren, noch bekanntesten Bach-Sprösslings Carl Philipp Emanuel.
Zwischendurch hatte Dr. Markus Müller seinen ersten Auftritt. Der Ingenieur im Hauptberuf aus dem Reichshof setzte mit seiner Trompete wie erwartet die virtuosen Glanzpunkten. Das zunächst noch etwas winterliche Programm erlebte mit Arcangelo Corellis (1653-1718) Trompetensonate eine plötzliche Weihnachtsfreude, wenn nicht sogar ein Frühlingserwachen, das auch im Spiel des Orchesters spürbar wurde. Müller und Kümmeler erwiesen sich als bewährtes Team und führten das Ensemble zu frischer Leichtigkeit. Und als das Ende des ersten Allegro von einer hartnäckigen Handyfanfare aus dem Publikum begleitet wurde, war das gar nicht so schlimm. Auch wenn der Dirigent humorvoll die falsche Tonart kritisierte.
Danach gelingt es Kümmeler und dem Orchester auch bei der nächsten Bach-Sinfonie alle protestantische Strenge abzuschütteln, bevor Müller beim Concerto von Guiseppe Torelli (1658-1709) mit seiner Trompete noch einmal ein Beispiel an heller Präzision und Klarheit gab. Der Dirigent bedauerte inzwischen, in der geheizten Kirche einen Rollkragenpullover angezogen zu haben. Corellis melodiensattes Weihnachtskonzert gehört traditionell zum Programm, ist hörbar das Werk eines komponierenden Violinisten und gab schließlich Konzertmeisterin Susanne Siller noch einmal Gelegenheit, ihre Klasse auszuspielen.
Noch eine Anmerkung zum Kirchenjahr: Jeder konnte es hören, Weihnachten ist nicht das Ende, sondern der Anfang. Das Oberbergische Kammerorchester jedenfalls beginnt schon in dieser Woche mit den Proben für sein Passionskonzert.