Generalprobe für Auftritt in Dinkelsbühl: Die siebenbürgischen Kreisgruppen der Stadt Wiehl führten ihr erstes gemeinsames Kulturprogramm auf.
BrauchtumSiebenbürger aus Bielstein und Drabenderhöhe tun sich zusammen
An einer den Siebenbürgern nachgesagten Dickschädeligkeit habe es nicht gelegen, dass dieses gemeinsame Fest erst jetzt zustande kam, meinte augenzwinkernd Horst Kessmann, Vorsitzender der Kreisgruppe Wiehl-Bielstein der Siebenbürger Sachsen. Der Kulturnachmittag der Siebenbürger im evangelischen Gemeindehaus in Drabenderhöhe war eine überfällige Premiere: Erstmals feierten die Kreisgruppen aus Bielstein und Drabenderhöhe dieses Fest gemeinsam. „Und das war allerhöchste Zeit“, findet Kessmann.
Mit ihm freute sich Anita Grund, Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe, über das volle Haus: „Die Karten waren im Nu ausverkauft.“ Anlass für das gemeinschaftliche Event war der Mitte Mai anstehende bundesweite Heimattag der Siebenbürger Sachsen im bayerischen Dinkelsbühl. Vor vielen tausend Menschen werden die Drabenderhöher und die Bielsteiner dort gemeinsam das Stück „Et wor emol en reklich Med“ aufführen.
Von Wuppertal nach Drabenderhöhe angereist
Dieser Schwank über ein „schönes Mädchen“ in drei Akten wurde beim Kulturnachmittag erstmals aufgeführt. Das Stück der siebenbürgischen Künstlerin und Autorin Frida Bindler-Radler (1908-1986) greift die Auswanderungswelle der Siebenbürger nach Amerika Ende des 19. Jahrhunderts auf. Denn manche kamen auch zurück: Auf der Bühne in Drabenderhöhe war die junge Hanni, gespielt von Jana Kessmann, Anlass für den jungen Hans, zurück über den großen Teich zu reisen. Gespielt wurde Hans von Christian Wulkesch – und der kam zu Proben und Aufführung sogar eigens aus Wuppertal angereist.
Das gemeinsame Wirken der Bielsteiner und Drabenderhöher klappte reibungslos. Mehr noch: Es gab vor allem großen Zuspruch. „Zugabe, Zugabe!“ riefen die Bielsteiner, als der Drabenderhöher Honterus-Chor unter Leitung von Regine Melzer den Nachmittag eröffnete. Und die Siebenbürger aus dem Ort auf der Höhe revanchierten sich mit ebensolchen Zurufen bei den Auftritten von Bielsteiner Chor und Tanzgruppen.
Bielsteiner Chor holte den Frühling herbei
Die Erwachsenen- und die Jugendtanzgruppen aus Bielstein zeigten, dass Polka und Walzer nicht nur auf weiten Feldern und in großen Scheunen, sondern auch auf kleineren Bühnen temperamentvoll dargeboten werden können. Der Chor aus Bielstein unter Leitung von Judith Dürr-Steinhart holte mit Stücken von Mozart und den Comedian Harmonists den Frühling endgültig herbei. Der Honterus-Chor sang freudig: „Wir schön, dass wir zusammen sind.“
Zusammen sein und sich noch besser kennenlernen, das konnten die Gäste im Gemeindehaus dann beim reichhaltigen Kuchenbüfett. Bei siebenbürgischem Baumstrietzel und Hanklich (ein Gebäck aus Hefe, Rahm und Hartweizengrieß) gab es viel Gelegenheit zu Austausch und Gesprächen.
Ob Chöre oder Tanzgruppen: Menschen, die mitmachen, werden von beiden Wiehler Kreisgruppen gesucht. „Und die müssen auch nicht aus siebenbürgischen Familien stammen“, da sind sich die Vorsitzenden Anita Grund und Horst Kessmann einig.