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Bonhoeffer-GymnasiumSo läuft der Neustart beim Wiehler Schulbau

Lesezeit 4 Minuten
Blick auf das Schulgebäude, im Vordergrund ein Betonblock mit verwitterter Inschrift "Abi".

Das Denkmal, das sich ein vergangener Abi-Jahrgang selbst gesetzt hat, ist nicht das Einzige, was bröckelt im DBG.

Die Stadt Wiehl und eine Arbeitsgruppe des Bonhoeffer-Gymnasiums arbeiten an einer Vorlage für den Schulbau per „Totalunternehmervergabe“.

Mit den Sommerferien ist Ruhe eingekehrt. Das verlassene Schulgebäude wirkt fast ein bisschen wie ein „lost place“, wie einer dieser vergessenen Orte, die langsam von der Natur überwuchert werden. Die Sanierungsbedürftigkeit des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums fällt in diesen Tagen besonders ins Auge.

Ganz so ruhig ist es dann auch wieder nicht. Draußen bringt die BWO-Gärtnertruppe lärmend das Grün in Form, drinnen ist Hausmeister Marcel Eilert mit allerlei Reparaturarbeiten beschäftigt. Für die Grundreinigung wurden die Klassenzimmer leergeräumt. Und ein paar hundert Meter weiter im Rathaus arbeitet die Stadtverwaltung auch in den Ferien an den Sanierungsplänen.

Eine Frau öffnet die Tür zu einem Klassenzimmer.

Beim Rundgang durchs Bonhoeffer-Gymnasium gibt Vizedezernentin Alexandra Noss Einblick in die Pläne der Stadt . . .

Die unendliche Geschichte soll nun ihr Schlusskapitel bekommen: Im Februar hat sich der Wiehler Stadtrat gegen einen Neubau und für die Sanierung des Bonhoeffer-Gymnasiums entschieden. Rat und Verwaltung wollen noch immer eine moderne Schule bauen, aber verhindern, dass der Haushalt überfordert wird. Die dabei angesetzten Kosten von 55 Millionen Euro sind nur ein sehr ungefährer Schätzwert.

Stadt Wiehl will eine schlüsselfertige Schule

Eine neue Entwicklung: Die Stadt Wiehl möchte einen schlüsselfertigen Bau bekommen, und zwar auf dem Weg der so genannten Totalunternehmervergabe. Das heißt, nicht nur der komplette Bau, sondern schon die Planung wird in eine Hand beauftragt. Bürgermeister Ulrich Stücker sieht den Vorzug dieses Verfahrens darin, dass es sowohl zügig als auch preissicher ist. Wichtig sei, dass es zuvor eine verlässliche Analyse des Bestands gibt, um spätere Streitigkeiten und Nachforderungen des Bauunternehmens zu vermeiden. Stücker freut sich, dass die Zeit der Baukostenexplosion und Überlastung der Branche vorbei ist: „Der Markt hat sich gedreht, man bekommt wieder Angebote.“

An der ungefähren Einhaltung der Zielmarke von 55 Millionen Euro werden wir uns messen lassen müssen.
Alexandra Noss, stellvertretende Baudezernentin

Bei einem Rundgang durch die leere Schule erläutert Alexandra Noss den Sachstand. Die stellvertretende Dezernentin der Stadtverwaltung spricht von zwei Arbeitssträngen, die in der „funktionalen Leistungsbeschreibung“ zusammenkommen. Diese soll im Sommer 2025 als Grundlage für die Ausschreibung vorliegen. Dass man einen Totalunternehmer beauftragen will, bedeute übrigens nicht, dass die Stadtverwaltung Verantwortung abgibt. „Unsere Verantwortung ist   auch in diesem Fall groß, allerdings bevor es losgeht.“

Ein Skelett neben einem Bücherstapel.

. . . und die Räume der Schule, darunter die Biosammlung.

Zum einen erstellt die Stadt zusammen mit einer Arbeitsgruppe der Schule ein neues, kompakteres Raumprogramm. Man geht noch immer von einem zusätzlichen Bedarf von etwa 1000 Quadratmetern aus, sagt Noss. Aber soll es wieder ein zentrales Lehrerzimmer geben oder doch dezentrale Teamstationen?

Und es bleibe die Frage, was zwingend notwendig ist und was nur „nice to have“. Noss hat bei der Sanierung des Stadtteilhauses in Drabenderhöhe gelernt, dass sich Details wie die Zahl der Steckdosen zu massiven Kostenfaktoren auswachsen können. Die Leistungsbeschreibung sei auch „eine Frage der Disziplin“, merkt Noss an. „An der ungefähren Einhaltung der Zielmarke von 55 Millionen Euro werden wir uns messen lassen müssen“, versichert die Baudezernentin offen. „Keiner möchte erleben, dass wir diese Marke grob überschreiten.“

Im zweiten Arbeitsstrang erkunden die städtischen Hochbauexperten zusammen mit dem Projektplaner den Bestand. Der obere Gebäudeteil sollte schon nach den alten Plänen weitgehend erhalten bleiben, der untere Riegel muss noch genauer unter die Lupe genommen werden: Welche Bauteile sind statisch notwendig und welche können abgerissen werden, um in der alten Hülle moderne Cluster-Lernräume zu schaffen? Wie kann man in der verschachtelten Hangbebauung maximale Barrierefreiheit erreichen? In der Baubranche stoße man schon jetzt auf positive Resonanz, freut sich Alexandra Noss. „Vom Umfang und den Möglichkeiten her ist es für die Unternehmen ein interessantes Projekt. Einige haben sich schon bei uns gemeldet.“

In diesen Tagen ist es genau 50 Jahre her, dass die ersten Abiturienten der jungen Schule verabschiedet wurden und die Aula in Betrieb ging. Auch die Sanierungsdiskussion ist längst zum historischen Prozess geworden. Viele Lehrer, die am alten Konzept mitgewirkt haben, seien gar nicht mehr an der Schule, sagt die Baudezernentin. „Natürlich spürt man, dass sich die Schule das alles anders gewünscht hat. Aber es gibt in der neuen Arbeitsgruppe eine große Offenheit und den Willen, das Bestmögliche für die Schule herauszuholen.“