Lukas Sieper (27) hat vor vier Jahren, mit zwei weiteren Oberbergern, die „Partei des Fortschritts“ gegründet. Nun will er nach Straßburg.
EuropawahlWiehler ist Spitzenkandidat der von ihm gegründeten „Partei des Fortschritts“
Die Idee zur Parteigründung kam bei einem „Jungsabend“. Da hatten sich die drei Studenten Lukas Sieper und Thomas Greis aus Wiehl und der Gummersbacher Carlo Lüdorf über das Lagerdenken der „Etablierten“ ausgelassen, deren Schubladendenken und eine Politik aus dem Elfenbeinturm, die fern von den realen Bedürfnissen und Befindlichkeiten der Bevölkerung agiere.
„Daraus hatten wir die Schnapsidee, selbst eine Partei zu gründen, in der wir unsere Ideen und Ideale wiederfinden“, erinnert Lukas Sieper an den Abend, der dann tatsächlich zur Gründung der Partei des Fortschritts, kurz: PdF, führte. Das ist gerade mal vier Jahre her, doch bereits bei den Kommunalwahlen im Herbst 2020 trat die PdF in Köln an, erhielt 31 Stimmen, das waren 0,01 Prozent.
Die Partei des Fortschritts ist bei der Europawahl mit dabei
Jetzt, bei der Wahl zum Europäischen Parlament, ist die PdF auch mit dabei, als eine von 34 Parteien und Gruppierungen. Lukas Sieper ist als Vorsitzender der Partei deren Spitzenkandidat und damit auch der einzige Oberberger, der sich derart exponiert um einen Sitz in Straßburg bewirbt. Der 27-Jährige, ein angehender Jurist, absolviert derzeit ein Rechtsreferendariat beim Landgericht Köln. Köln ist zwar seit 2016 mit Aufnahme des Studiums sein Wohnort, doch die Familie (beide Eltern sind Zahnärzte) bindet ihn noch stark ans Oberbergische.
2015 hat er am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wiehl das Abitur bestanden. Sein Interesse an einer juristischen Laufbahn wurde dabei zuvor schon bei einem Schülerpraktikum in einer Wiehler Anwaltskanzlei geweckt. In sein Studium der Rechtswissenschaften in Köln integriert war auch ein Erasmus-Semester mit dem Schwerpunkt Völker- und Europarecht in Amsterdam. Diese beiden Themen bilden auch den Schwerpunkt seiner derzeitigen Promotion, an der er seit vorigem Jahr arbeitet.
Die Partei des Fortschritts habe derzeit 230 Mitglieder. „Seit der Wahl-O-Mat freigeschaltet ist, bekommen wir etliche Anfragen von Menschen, die sich offenbar in unserer programmatischen Ausrichtung wiederfinden“, sagt Lukas Sieper. Dass etwa die Bundeszentrale für politische Bildung das PdF-Programm als linksliberal einstufe, stört ihn sehr. „Das sind ja wieder diese Schubladen, die wir gerade aufbrechen wollen, das schadet mehr, denn manche sehen dann nur das Etikett und nicht mehr den Inhalt.“
Schließlich setze sich die PdF für eine stärkere Bürgerbeteiligung ein, für eine Abschaffung des Einstimmigkeitsgebotes in der EU, für einen für alle jungen Menschen verbindlichen Wehr- oder Zivildienst oder ein einheitliches statt föderales Bildungssystem in Deutschland.
Ob er sich Chancen ausrechnet, als Kleinpartei ins Europaparlament einzuziehen? „Bekanntlich gibt es die Fünf-Prozent-Hürde nicht, aber wir müssten je nach Wahlbeteiligung etwa 0,5 Prozent bekommen, um mit dabei zu sein.“