Wilfried Paul aus Wiehl-Linden schlüpft seit mehr als 50 Jahren alle Jahre wieder ins Nikolaus-Kostüm. Für ihn ist es eine Herzensangelegenheit, Kindern Freude zu bereiten.
Mann mit rotem MantelWilfried Paul aus Wiehl ist seit 50 Jahren Nikolaus
Rote Mütze, langer weißer Bart – jedes Kind kennt ihn, und manche haben in diesen Tagen das Glück, dem Nikolaus leibhaftig zu begegnen. Dem richtigen, versteht sich. Denn dass er der echte Nikolaus ist, versichert Wilfried Paul den kleinen Zweiflern, die ihm frech ins Gesicht zu sagen wagen, den Nikolaus gäbe es gar nicht.
„Ich erkläre den Kindern dann, dass ich natürlich Helfer brauche, weil ich es gar nicht allein schaffen kann, alle Kinder zu bescheren, und diesen Helfern seien sie vielleicht schon im Kaufhaus oder bei einer Feier begegnet“, schmunzelt der 69-Jährige. Wilfried Paul ist Nikolaus aus Leidenschaft, und das schon seit mehr als 50 Jahren.
Mit 17 Jahren schlüpfte Wilfried Paul das erste Mal ins Kostüm
Mit 17 hatte er seinen ersten Auftritt, weil eine Nachbarsfamilie ihn darum gebeten hatte. An seiner Seite ein Freund als Hans Muff, ganz in Schwarz. „Sein Kostüm war einfach zu machen. Für mich war es viel schwieriger, mir ein improvisiertes Kostüm zusammen zu suchen“, erinnert er sich. Aber er hatte so viel Spaß an der Sache, dass er ein paar Jahre später auf der Weihnachtsfeier beim TuS Elsenroth sein erstes „richtiges“ Kostüm trug, „schön in Gold und Rot, mit einem 1,80 Meter langen Stock.“
Den hat er heute noch, wenn er als Nikolaus zu Vereinen, in Kindergärten oder zu Familien kommt. Rund 20 Auftritte hat er in diesem Jahr, mehr schaffe er nicht, meint er. Denn auf jeden einzelnen bereitet er sich akribisch vor, sammelt alle notwendigen Informationen über Klein und Groß in seinem goldenen Buch, verfasst Gedichte und übt zusammen mit seiner Frau die Aussprache der Namen: „Manche sind heute ja ziemlich ungewohnt!“, seufzt der Nikolaus.
Und es sind viele Namen, die er sich merken muss. Allein heute, am Nikolaustag, besucht er am Vormittag alle Klassen der Grundschule Hülsenbusch, am Nachmittag dann im Stundentakt mehrere Familien, „die haben dann meist Freunde, Verwandte, Nachbarn eingeladen, da sitzen dann manchmal 25 Personen, einschließlich Oma und Opa“, erzählt er.
Manche Familien besucht er seit zehn und mehr Jahren, beim Nikolausfest der Dorfgemeinschaft in Wiehl-Linden, seinem Heimatdorf, macht er seit 30 Jahren Kindern und Erwachsenen mit liebevoll gepackten Weihnachtstüten eine Freude. Einige der heutigen Eltern hat er schon beschert, als sie selbst noch Kinder waren.
Manchmal kommen Wilfried Paul selbst die Tränen
„Als ich Kind war, hatten wir Angst vor dem Nikolaus und noch mehr vor Hans Muff“, erinnert er sich. „Ich bemühe mich dagegen, ein einfühlsamer Nikolaus zu sein, ganz besonders, wenn ein Kind weint.“ Manchmal kommen ihm jedoch selbst die Tränen. So, als er einen achtjährigen Jungen besuchte, der an Leukämie erkrankt war. Neben ihm saßen seine beiden Freunde. Die Eltern hatten dem Nikolaus ins goldene Buch geschrieben, dass die beiden Freunde sich treu und intensiv um ihren kranken Sohn kümmerten, „das hat mich so bewegt, dass ich kaum noch sprechen konnte.“
Warum er sich alljährlich den roten Mantel anzieht und den langen weißen Bart ins Gesicht klebt? „Ich möchte, dass die Menschen sich freuen“, erklärt Paul, „das liegt mir sehr am Herzen. Denn vielen fällt das heute schwer.“