Elektroantrieb als RevolutionZweirad Klein in Wiehl-Bielstein besteht seit 50 Jahren

Lesezeit 4 Minuten
Eine Gruppe Mitarbeiter steht in einem Halbkreis in einem Fahrradgeschäft.

Familienbetrieb: Firmengründer Manfred Klein (M.) hat das Unternehmen schon vor 20 Jahren an seine Söhne Thomas und Stefan (v.r.) übergeben. Zum Team gehören auch deren Ehefrauen Anne und Sabine (v.l.) und einige langjährige Mitarbeiter.

Im Jahr 1974 übernahm im Motorsportdorf Bielstein der gelernte Elektroinstallateur Manfred Klein den Zweiradladen mit Werkstatt.

Die Zukunft der Mobilität hat in Wiehl-Bielstein eine lange Tradition. Verkehrsplaner träumen davon, dass immer mehr Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Die Firma Zweirad Klein stellt schon seit 50 Jahren die passenden Fahrzeuge zur Verfügung.

Im Jahr 1974 war Eddy Merckx das Maß der Dinge im Radsport. Im Motorsportdorf Bielstein übernahm der gelernte Elektroinstallateur Manfred Klein den Zweiradladen mit Werkstatt, den Margarethe Dreibholz in dem kleinen Ladengeschäft auf der Bielsteiner Straße führte, direkt gegenüber dem heutigen Firmensitz.

Nach einigen Jahren in der Industrie hatte ihm ein Verwandter aus der Branche geraten, die gut gehende Verkaufsstelle für Zweiräder und Mopeds zu übernehmen, berichtet der heute 77-jährige Klein. Das handwerkliche Geschick brachte er mit, dazu kamen Fortbildungen bei den Herstellern. Und das Geschäft lief gut. 1979, im Jahr der Ölkrise, habe er 200 Mopeds verkauft, erinnert sich der Seniorchef.

Stetes Wachstum bei Zweirad Klein in Wiehl-Bielstein

Im Jahr darauf sicherte sich Klein das Gelände des Bielsteiner Bahnhofs, erst als Pächter, drei Jahre später als Eigentümer. Dort entstand eine große Verkaufshalle mit Werkstatt und Lager. Der Einstieg in die Zweirad-Einkaufsgenossenschaft 1993 gab dem Geschäft weiteren Schwung. 1998 baute Manfred Klein das Ladenlokal weiter aus. Im Jahr 2000 wurde erstmals ein Umsatz von mehr als einer Million erzielt. Die Zahl der Mitarbeiter stieg, heute sind es zusammen zehn in Werkstatt und Verkauf.

Sohn Stefan (heute 54) ließ sich zum Industriemechaniker ausbilden, dessen Bruder   Thomas (50) zudem zum Einzelhandelskaufmann, bevor beide in den Familienbetrieb einstiegen. Die Nachfolge war damit geregelt, im Jahre 2004, also auch schon vor 20 Jahren, übernahmen sie die gemeinsame Geschäftsführung. Manfred Klein zog sich langsam zurück aus dem Tagesgeschäft. Thomas Klein sagt über den Senior: „Es verdient Respekt, dass der Vater uns vertraut und alle Entscheidungen überlassen hat.“

Immerhin gehört es zum Geschäftsrisiko, bei der Messe 800 Fahrräder auf einmal zu ordern. Um Liefersicherheit zu gewährleisten, errichteten die Kleins auf ihrem Gelände 2020 ein großes Lagergebäude. Insgesamt verfügen sie darum ständig über etwa 1000 Zweiräder.

Acht von zehn verkauften Rädern haben heute einen Elektroantrieb

Acht von zehn verkauften Rädern haben heute einen Elektroantrieb. Dank des Schubs aus dem Akku stellt die hügelige Topographie des Bergischen für viele Radler kein Hindernis mehr dar, Oberberg ist Fahrradland geworden. Thomas Klein sagt: „Das E-Bike war ein Segen für die Branche.“

Der Corona-Trend an die frische Luft sorgte für weiteren Rückenwind. Als die Hygienevorschriften damals die Zahl der Kunden im Verkaufsraum einschränkten,   habe sich vor dem Haus manchmal eine 30 Meter lange Schlange gebildet, erinnert sich Thomas Klein. Der Umsatz stieg in einem Jahr auf fünf Millionen Euro. Arbeitszeiten von 70 Stunden die Woche brachten die Chefs und ihre Mitarbeiter aber ans Limit. „Das wollen wir nicht wieder haben“, sagt Thomas Klein offen.

Der Montag wurde zum Ruhetag erklärt. Die Grenzen des Wachstums werden vor allem vom Personalmangel gesetzt. Die Kleins sind gezwungenermaßen dazu übergegangen, nur noch Räder zu warten und zu reparieren, die bei ihnen gekauft wurden. Treue Kunden haben Vorrang.

Wirtschaftliche Stabilität ist den Brüdern Klein wichtiger als Expansion, Qualität geht vor Quantität. Den Plan, Filialen zu eröffnen, haben sie verworfen. Zugleich vertrauen sie darauf, dass die Erfolgsgeschichte weiter geht. Thomas Klein ist sicher: „Das Fahrrad ist weiterhin auf dem Vormarsch.“ Auf dem Land allerdings sehr viel langsamer, und nicht ohne Grund, sagt der Händler, selbst ein passionierter Rennradfahrer, der jährlich bis zu 9000 Kilometer auf dem Sattel zurücklegt. „Der Großteil der Menschen will und kann nicht auf das Auto verzichten.“ 

Das liege nicht zuletzt an der mangelnden Infrastruktur, die das Radfahren auf der Landstraße unkomfortabel und gefährlich mache. „Wir machen regelmäßig Urlaub in Holland. Überall gibt es da separate Radwege.“ Dort ist die Zukunft des Radverkehrs eben schon Gegenwart.


Tipps für den E-Bike-Kauf

Schon vor der Erstberatung könne sich der E-Bike-Käufer Gedanken darüber machen, für welchen Zweck er es vorrangig nutzen möchte, empfiehlt Thomas Klein. Möchte er damit zur Arbeit fahren oder in der Freizeit, vor allem auf der Straße oder auch im Gelände? Welche Reichweite sollte der Akku haben? Wie stark wird das Rad genutzt werden, wie robust muss es also sein?

Auf der Grundlage dieser Informationen lade er die Interessenten dann zur Probefahrt mit einem geeigneten Modell ein, sagt Thomas Klein. „Die Kunden müssen das E-Bike erleben.“ Auf dem Weg Richtung Mühlen oder Dreibholz bewältigen sie dann bald die erste Steigung mit ungewohnter Mühelosigkeit. „Alle kommen dann mit einem Grinsen zurück.“