Wilhelm RiphahnArbeit des Kölner Architekten prägte das Engelskirchener Ortsbild
- Nach dem Krieg zog der Architekt nach Engelskirchen.
- Wieso die Zusage Riphahn, die Stadt wieder aufzubauen, ein Glücksfall war, lesen Sie hier.
Engelskirchen – Das Werk des Architekten Wilhelm Riphahn prägt das Kölner Stadtbild bis heute. Er hat die Bastei am Rhein geplant, die Sartory-Säle, nach dem Krieg die Hahnenstraße und nicht zuletzt Oper und Neues Schauspielhaus am Offenbachplatz.
Riphahn (1889 – 1963) hat aber auch – und das ist weniger bekannt – dem Engelskirchener Ortsbild seinen Stempel aufgedrückt. Nach dem Krieg lebte er mit seiner Familie in Engelskirchen, hatte sein Atelier dort am Reckenstein. Die anderthalbgeschossigen Reihenhausbebauungen auf beiden Straßenseiten der Märkischen Straße im Ortskern gehen auf seine Entwürfe zurück, ebenso das vordere Ensemble am heutigen Edmund-Schiefeling-Platz mit den beiden turmartigen Bauten als Entree.
Auftrag für Wiederaufbau von Engelskirchen kam gerade recht
Die Kunst- und Kulturinitiative Engels-Art nahm den gebürtigen Domstädter am Freitag deshalb in den Fokus einer Podiumsdiskussion. In der Reihe „Engelskirchener Köpfe“ skizzierten im Alten Wolllager der Riphahn-Kenner Dr. Andreas Geist, Engelskirchens amtierender Baudezernent Michael Advena sowie der frühere Kreisbaudirektor Manfred Strombach Leben und Wirken des Kölner Architekten.
„Wilhelm Riphahn – Beginn des wiederaufgebauten Engelskirchen nach dem Krieg und seine Stadtentwicklung bis heute“ lautete der Titel. Der Auftrag aus dem Aggertal zur Entwicklung eines Wiederaufbaukonzeptes für das zu 80 Prozent zerstörte Engelskirchen kam Riphahn gerade recht: Die Anfrage erreichte ihn im Klingelpütz, wo er wohl wegen Schwarzmarktgeschäften einsaß, wie Dr. Geist berichtete. Für Engelskirchen war seine Zusage ein Glücksfall, führte Geist weiter aus.
Leitidee bis heute prägend
Bis heute ist Wilhelm Riphahns Leitidee prägend, den dörflichen Charakter Engelskirchens zu erhalten und den verloren gegangenen Wohnraum durch eineinhalbstöckige Reihenhausbebauung zu ersetzen – unter Verzicht auf Hochhäuser und andere hohe Bauten. Umgesetzt wurde das an den Märkischen Straße, etwa ab dem Bahnhofsplatz in Richtung Ründeroth – damals die „Neue Mitte“.
Für Manfred Strombach war Riphahn „vor allem ein begabter Wohnungsbauer“, der vor allem für einen „bahnbrechenden Aufbruch in Köln nach dem Ersten Weltkrieg“ stehe. Seine Arbeiten in Engelskirchen hingegen müsse man unter der Voraussetzung einordnen, dass sie in einer zeit der Not verwirklicht wurden.
Strombach hatte zwischen 1975 und 1980 verstärkt mit der „Neuen Mitte“ Engelskirchens zu tun, als er – seines Zeichens Kreisbaudezernent und Geschäftsführer der Oberbergischen Aufbaugesellschaft – im Zusammenhang mit den Folgen der kommunalen Neugliederung auch mit den Planungen eines Rathaus-Neubaus zu tun hatte. Eine Abstimmung im Rat ergab bei einer Mehrheit von nur einer Stimme: Es sollte da gebaut werden, wo heute der Hit-Markt steht. Vor dem Rathaus sollte ein Platz angelegt werden, der als Kommunikationspunkt für die Bürger und als Marktplatz dienen sollte.
„Sein Geist ist unter die Räder gekommen“
Einen entsprechenden Wettbewerb hatte ein Kölner Architekturbüro 1977 gewonnen – auch 14 Jahre nach Riphahns Tod noch mit deutlichen Bezügen zu der von ihm gedachten dörflichen Maßstäblichkeit: zweigeschossig sollte sich das neue Rathaus der Umgebung anpassen, sein Satteldach ebenfalls. Dass es schließlich ganz anders kam, ist eine andere Geschichte.
Mit den Jahren sei Riphahns Ideal an der Märkischen Straße zunehmend verwässert, erklärte der heutige Bauamtschef Michael Advena: „Sein Geist ist unter die Räder gekommen.“ Bis 1980 habe es aber kein Denkmalschutzgesetz gegeben, erklärte er, sodass die kleinen riphahn-schen Schaufenster mit Sprossenfenstern und die zarten Einzelbuchstaben mit den Namen der Geschäfte verschwanden. Heute seien Schaufenster groß, sollten vor allem eine Sogwirkung in die Geschäfte ausüben. „Der Einzelhandel steht heute unter extremem Druck und versucht händeringend, im Ortskern zu überleben.“ Er hoffe, dass man in Engelskirchen der zweigeschossigen Bebauung auch in Zukunft die Treue halten könne, sagte Advena – dem Druck, neuen Wohnraum zu schaffen, zum Trotz.
Riphahn hatte übrigens auch die Idee, die evangelische Kirche neu auf dem Reckenstein zu errichten, weil er fand, dass es zwischen Bahnhof und Bundesstraße zu laut für ein Gotteshaus war, wie Dr. Geist berichtete. Aber daraus wurde nichts.