Augmented Reality WanderungBei Wipperfürths AR-Märchenwald zickt die Technik
Wipperfürth – Wir sind im Wald oberhalb der Jugendherberge und suchen ein Kantholz mit einem Halter, in den das Tablet mit der „Kraut und Rüben-App“ passt. Die Redaktion testet gerade das neue digitales Angebot, mit dem der Kunstbahnhof Wipperfürth (Kuba) einen Märchenfilm in das Waldstück oberhalb der Jugendherberge bringen möchte. Und soviel schon vorweg, der Test der App ist gründlich schiefgegangen.
Schließlich finden wir den App-Halter. Wir stellen das Leihgerät auf, das sich nun ausrichten und uns zur ersten Filmsequenz führen soll. Mit dem Leihtablett und der vorinstallierten App kann man sich ein eigenes Bild von der Geschichte um den bösen Zauberer Graubart machen, der den Märchenwald in ein heilloses Durcheinander verwandelt hat.
App basiert auf dem Märchenfilm „Kraut und Rüben“
Der zugehörige Film „Kraut und Rüben“ entstand im vergangenen Jahr im Rahmen des Wipperfürther Märchencamps „Kamera ab!“
Doch erst zurück in den Wald. Wir schalten das Gerät ein, auf dem Display erscheinen ein knallroter Ball und ein blauer Kreis, der mit Symbolen versehen ist, die schwer zu entziffern sind. Mehr tut sich nicht. Wir tippen etliche Male auf beide Figuren, bewegen uns mit dem Tablet, halten es in die Luft, starten es neu und verfluchen es. Es tut sich einfach nichts.
Die Idee hinter dem Projekt, das unter anderem von der Wipperfürther Bürgerstiftung und mit Landesmitteln gefördert wurde: Sequenzen des Films werden über ein Leihtablet und mithilfe einer eigenen App im Wäldchen nahe der Jugendherberge gezeigt – der Nutzer soll also den Eindruck bekommen, bei der Rettung des Märchenwaldes selbst mittendrin zu sein. „Augmented Reality Filmabenteuer“ nennt der Kunstbahnhof Wipperfürth (Kuba) das Format.
Ausleihe in der Stadtbücherei Wipperfürth
Die Übergabe des reservierten Leihtablets in der Stadtbibliothek am Marktplatz funktioniert auch reibungslos. Die Mitarbeiterin legt einen Vertrag vor und weist auf die Rückgabe des Gerätes nach spätestens sieben Tagen hin. Eine Unterschrift und ab geht es auf den Mühlenberg. Beim ersten Einschalten fällt auf, dass der Lautsprecher deaktiviert ist. Nun ist ein Filmabenteuer mit Ton sicher abenteuerlicher, deshalb ändern wir diese Einstellung sofort.
Irritiert sind wir von der Datumsanzeige. Das Tablet ist erst beim 30. Mai dieses Jahres angekommen, außerdem meldet der Akku, dass er demnächst geladen werden möchte. Letzteres ist umso ärgerlicher, da wir das Gerät frühzeitig reserviert haben. Geschenkt – dann muss es eben ein schnelles Abenteuer werden, denken wir uns und marschieren los.
Waldeingang ist schwer zu finden
Aber wohin eigentlich? „Am Waldeingang steht ein Holzgestell, in das das Tablet genau hineinpasst“, heißt es auf der Homepage des Kuba. Es gibt aber diverse Eingänge zwischen den Bäumen – eine Karte in der Tablettasche, ein Foto oder wenigstens ein kleines Hinweisschild an der Straße würden helfen. Und angesichts der ausführlichen Beschilderung von Jugendherberge und Anne-Frank-Schule gleich nebenan sicher auch niemanden stören. Die Internet-Seite führt zumindest zum Walter-Leo-Schmitz-Bad an der Ostlandstraße, hier gibt es auch Parkplätze.
Nach dem nächsten Neustart beklagt der Computer, dass er vom Internet getrennt ist. Ob man eine solche Verbindung für die Tour durch den Märchenwald braucht, wissen wir nicht. Eine Internet-Anbindung des Tablets über einen sogenannten Hotspot eines Smartphones scheitert jedenfalls schon daran, dass wir keine Administratorenrechte besitzen.
Nach rund einer Stunde bringen wir das Tablet entnervt zurück in die Stadtbibliothek – in dem Bewusstsein, dass unser Ärger noch größer wäre, wenn wir enttäuschte Kinder im Gepäck hätten. Wir erinnern uns an den Filmtitel und schmunzeln. Die originelle Idee des Kuba funktioniert in der Umsetzung tatsächlich wie Kraut und Rüben.
App-Macher versprechen Nachbesserung
Auf den Test und die Mängel angesprochen, verspricht der Kunstbahnhof Nachbesserungen. Aktuell sei eine Broschüre in Arbeit, die in leichter Sprache abgefasst, mit Grafiken, sowie einer Skizze versehen ist, die den exakten Standort des Startpunktes veranschaulicht. „Diese Broschüre werden wir in die Tablet-Tasche packen“, sagt Kuba-Leiterin Nicola Wild . Bis zum Druck der Anleitung könnten Nutzer eine grobe Beschreibung auf der Homepage des Kuba nutzen. Mit der Stadtbibliothek sei vereinbart, dass bei der Abholung der Leihtablets darauf hingewiesen wird, berichtet Wild. Die Anregung auf ein kleines Hinweisschild wolle man an die Stadtverwaltung herantragen.
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Bislang sei die Wipperfürther Märchen-App nur vereinzelt genutzt worden – spätestens zum Stadtfest Mitte September wolle man das Angebot aber offensiv bewerben. „Langfristig ist vorgesehen, dass die Gäste im Wald mit ihrem eigenen Gerät auf die Märchentour zugreifen können. „Die notwendige Augmented Relalty-Technik beherrschen bislang nur Handys der neuesten Generation – es wird noch vier oder fünf Jahre dauern, bis sie auf den Geräten der Bevölkerungsmehrheit angekommen ist“, erwartet die Kuba-Leiterin. Ziel sei nach wie vor, dass die Märchenroute Menschen aller Generationen Freude bereite. Die Anleitung für den Übergang findet sich im Internet.