AboAbonnieren

Gegen MotorradlärmBeschwerden von Wipperfürther Anwohnern werden aufgegriffen

Lesezeit 3 Minuten

Lärmdisplays – wie hier an einer Landstraße im bayerischen Neukirchen – zeigen an, wenn ein Verkehrsteilnehmer zu laut ist.

Wipperfürth – Der Lärm von Motorrädern - für viele Anwohner in Vordermühle, Friedrichsthal und Oberdierdorf ein Riesenproblem. Vor allem an den Wochenenden ziehen die kurvenreichen Landstraßen im Bergischen Land zahlreiche Biker an. Ein Bürger berichtet, er habe einmal innerhalb von 15 Minuten 80 Motorräder gezählt.

Knapp 80 Anwohner der Landstraße 302 zwischen Wipperfürth und Frielingsdorf hatten sich an den Rat gewendet und gefordert, Wipperfürth solle sich einer Klage von Wermelskirchen und anderen Städten anzuschließen. Tatsächlich existiert eine solche Klage nicht, es handelt sich vielmehr um einen Forderungskatalog.

Hoffnung ruht auf der Kampagne „Silent Rider“

Der Wipperfürther Rat hatte das Thema zur weiteren Beratung an den Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt verwiesen. Zunächst stellte Mathias Pack, Leiter des Straßenverkehrsamtes des Stadt Wipperfürth, verschiedene Maßnahmen vor, die in den vergangenen Monaten durchgeführt wurden.

Auf der Landstraße 302, die seit kurzem als Unfallhäufungspunkt zählt, gilt in mehreren Ortslagen Tempo 70 oder ein Überholverbot. Außerdem will das Ordnungsamt sein Auto in Polizeioptik zur Abschreckung an markanten Stellen abstellen. Auch an der Kreisstraße 13 in Richtung Bevertalsperre gelten Überholverbot und Tempolimit.

Drei schwere Motorradunfälle

An der Landstraße 284 in Richtung Kupferberg gab es im April und Mai gleich drei schwere Motorradunfälle, einer davon war tödlich. Wie Mathias Pack erläuterte, könnte in der Kurve bei Wasserfuhr eventuell ein Griffigkeitsproblem vorliegen, das werde geprüft.

Außerdem wolle man sich beim Oberbergischen Kreis um einen stationären Blitzer bemühen, die Stadt will Geräuschmessungen durchführen. Für die Überwachung des fahrenden Verkehrs sei die Polizei zuständig, sie habe mehr Kontrollen zugesagt. Die Verwaltung will prüfen, ob diese Maßnahmen greifen und den Lärm reduzieren. Sie empfahl, den Bürgerantrag abzulehnen.

CDU mit eigenem Antrag

Doch die Politiker waren damit nicht einverstanden. Die CDU brachte einen eigenen Antrag ein, der rege diskutiert und dann erweitert wurde. „Auf der L 302 gilt mal Tempo 70, mal Tempo 100 – das ist nicht zielführend“, beklagte CDU-Fraktionschef Friedhelm Scherkenbach. Stattdessen solle man auf den betroffenen Strecken durchgängig Tempo 70 einführen.

Hoffnung setzen Politik und Verwaltung auch auf die kürzlich gestartete Kampagne „Silent Rider“, die in Teilen vom Bundesverband der Motorradfahrer unterstützt wird. Eine der Maßnahmen: Wer sein Motorrad technisch manipuliert und erwischt wird, muss damit rechnen, dass die Maschine sofort stillgelegt wird.

Der Beschluss im Wortlaut

1.Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt der Hansestadt Wipperfürth schließt sich der Einwohneranregung der Anwohner der L 302 an.

2. Die Verwaltung wird beauftragt, sich an der bundesweiten Initiative „Silent Rider“ zu beteiligen und über die jeweiligen Sachstände im Fachausschuss zu berichten. Der ursprüngliche Antrag ist damit erledigt.

3.Die bereits angeordneten Verkehrslenkungsmaßnahmen werden ausdrücklich begrüßt. Über die Auswirkungen ist dem Ausschuss zu berichten.

4. Die Verwaltung wird beauftragt, sich für eine durchgängige Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70 km/h für die Straßen L 302 und L 284 (sowohl Lückenschluss Roppersthal – Grünenberg als auch der Strecke nach Kupferberg K 13) einzusetzen. Im Bedarfsfall sind je ein Vertreter der Kreispolizeibehörde und des Straßenbaulastträgers zur nächsten Ausschusssitzung am 25. September einzuladen.

Gefordert wird auch die Einführung personalisierter Helmkennzeichen, um schwarze Schafe besser ausfindig zu machen. 45 Kommunen beteiligen sich bereits an der Aktion, Wipperfürth soll dazustoßen. „Lärm macht krank“, befand auch Christoph Goller (Grüne), „wir können uns nicht erlauben, von einigen wenigen drangsaliert zu werden“.

Auch SPD und UWG unterstützten den erweiterten Antrag. Was Motorradlärm für Menschen mit Sehbehinderung bedeutet, erklärte Andreas Kopp, Mitglied des Inklusionsbeirates: „Das ist extrem irritierend. Der Lärm überlagert alles andere, man sieht quasi nichts mehr.“