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Nach 33 JahrenGerhard Klein gibt den Taktstock des Musikvereins Linde ab

Lesezeit 3 Minuten

Gerhard Klein auf dem Marktplatz von Wipperfürth. Der 66-Jährige hat für das Foto die Trompete ausgewählt, er beherrscht viele Instrumente und leitete den Musikverein Linde 33 Jahre.

Wipperfürth/Lindlar – 33 Jahre lang war Gerhard Klein Dirigent des Musikvereins Linde, und seit 43 Jahren ist der Mann mit dem Rauschebart Lehrer der Musikschule Wipperfürth, für Trompete und das tiefe Blech. Jetzt, mit 66 Jahren, geht Klein in den Ruhestand.

Der gebürtige Wipperfürther wuchs in Kupferberg-Hammer auf. „Meinen ersten Kontakt zur Musik hatte ich in der zweiten Klasse“, erinnert sich Klein. Damals habe der Lehrer einen Blockflötenkreis gegründet, und Gerhard Klein war dabei. Ein paar Jahre später – Mitte der 1960er Jahre, gründete sich die Schützenkapelle Kreuzberg, junge Musiker wurden gesucht. „Für mich kam nur die Trompete infrage, weil mir der strahlende Klang so gut gefällt und mich fasziniert “, sagt Klein.

Seit 43 Jahren Lehrer an der Musikschule

Schon bald erhielt Gerhard Klein Unterricht bei Professor Franz Willy Neugebauer, Solotrompeter des WDR und Vorsitzender des Musikvereins Wipperfürth (MVW). „Er hat mich dann auch zum Musikverein gelotst. Der Verein spielte – damals für ein Blasorchester noch sehr ungewöhnlich – nicht nur Märsche und Polkas, sondern auch konzertante Blasmusik mit modernen Stilmitteln.“

Nach dem Abitur Mitte der 1970er Jahre begann Gerhard Klein ein Studium an der Musikhochschule in Köln. In der Domstadt wohnte er allerdings nur ein halbes Jahr, „dann bin ich nach Wipperfürth zurückgezogen und habe lieber in ein Auto investiert“. An den Wochenenden war Klein sowieso pausenlos unterwegs – wenn nicht mit dem Musikverein, dann mit einer Tanzmusikkapelle, dem Bergland-Sextett.

Noch während des Studiums arbeitete er als Lehrer an der Musikschule, die damals noch zum Rheinisch-Bergischen Kreis gehörte. 1978 erhielt Wipperfürth eine eigene Musikschule, und Klein gehörte zu den ersten Lehrern. „Heute ist es selbstverständlich, dass die Lehrkräfte an einer Musikhochschule studiert haben“, sagt Thomas Fahlenbock, der heutige Leiter. 1978 aber sei Klein damit noch eine Ausnahme gewesen.

Nach dem Schützenfest war man sich einig

1988 suchte der Musikverein Linde einen neuen Dirigenten. Heinz Bröcker, damals Vorsitzender des MVW, wurde aus Linde gefragt, ob er nicht jemanden kenne, und Bröcker empfahl Gerhard Klein. „Wir haben uns dann zusammengesetzt, ich kam zum Schützenfest, als das gut gelaufen war, waren wir uns einig“, erinnert sich Klein. Zwischenzeitlich leitete der Wipperfürther auch noch den Quartettverein Klaswipper, und, bis heute, die Kirchenchöre in Kreuzberg und Thier.

Nachfolge in Linde

Den Musikverein Linde weiß Gerhard Klein in guten Händen. Neuer Dirigent ist Niklas Pinner, der seit Jahren das Jugendorchester leitet. Am Sonntag, 29. August, gibt der MV Linde sein erstes Konzert unter Pinners Leitung. Gerhard Klein ist an diesem Tag verhindert. Doch für kommendes Jahr ist ein Konzert mit einem offiziellen Stabwechsel geplant.

Im Lauf von über drei Jahrzehnten hat sich das Repertoire in Linde geändert. Filmmusik und Pop spielen eine größere Rolle als früher. „Ich kann mir allerdings bis heute kein Konzert vorstellen, in dem nicht ein oder zwei Märsche vorkommen“, sagt Klein. Privat hört er gerne Neue Musik, „Stockhausen kann ich mir gut anhören, und Mauricio Kagel habe ich noch persönlich kennengelernt. Moderne Musik kann den Horizont erweitern.“

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Für Klein geht es in der Musik nicht einfach nur darum, bekannte Melodien wiederzuerkennen und zu spielen, „sondern darum, dass die Musik einen mitnimmt und die Harmonie in uns wachruft“.

Privat darf es auch Stockhausen sein

Und nicht zuletzt sei das gemeinsame Spielen im Orchester eine gute Schule, in der man lerne, sich auf andere einzulassen und Verantwortung für andere zu übernehmen. So ganz will Klein die Musik nicht lassen. An der Musikschule wird er ein paar Schüler weiter unterrichten, und bei den Chören in Thier und Kreuzberg gibt er weiterhin den Ton an. „Man kann nie ganz aufhören“, meint Gerhard Klein.