Großprojekt in Wipperfürth„Gesundheitsquartier“nimmt neuen Anlauf
Wipperfürth – Ein Ärztehaus, eine Apotheke, rund 20 hochwertige Eigentumswohnungen, eine Tagespflege und Kleinwohnungen für Senioren. Alle sollen barrierefrei und im Niedrig-Energiestandard KfW 55 realisiert werden. Das ist das Projekt „Gesundheitsquartier“, dass an der Alten Kölner Straße, zwischen der Helios-Klinik und dem Franziskusheim, entstehen soll .
Wer steht hinter dem Projekt
Werner Kemmerich, früherer Geschäftsführer von Jokey Plastik, will rund 18 bis 20 Millionen Euro am Standort investieren. Als Partner ist die Kirchengemeinde St. Nikolaus mit im Boot, die Verhandlungen laufen aber noch, wie Thomas Ufer, vom Kirchenvorstand betont.
Die Kirche will in einem der drei Gebäude 25 kleine Mietwohnungen mit 45 bis 50 Quadratmeter Fläche für Senioren anbieten. In einem zweiten Gebäude sollen 16 hochwertige Eigentumswohnungen, 65 bis 85 Quadratmeter groß, entstehen. Im Staffelgeschoss der fünf bis sechsgeschossigen Gebäude sind Penthouse-Wohnungen mit bis zu 150 Quadratmetern Fläche vorgesehen.
Ist das Projekt neu?
Schon Anfang 2016 stellten die damaligen Grundstückseigentümer, die Helios-Klinik und die Kirchengemeinde, das Projekt „Gesundheitsquartier“ erstmals der Öffentlichkeit vor, zusammen mit Werner Kemmerich als Investor. Damals waren Investitionen von 9 bis 12 Millionen Euro geplant. Seitdem hätten sich die Baukosten aber fast verdoppelt, erklären Kemmerich und Cengiz Büyükce von der Entwicklungsgesellschaft Wega-Bau. Doch die Verhandlungen kamen ins Stocken. Im Sommer 2020 lag dann eine Baugenehmigung vor. Anstelle eines Ärztehauses war jetzt ein Seniorenheim vorgesehen. „Dagegen haben wir protestiert, wir wollen dort keine Konkurrenz zum Franziskusheim“, sagt Thomas Ufer vom Kirchenvorstand. Aus Kostengründen wurde das Projekt dann nochmals überarbeitet. Mittlerweile haben die Wega-Bau und Kemmerich das ganze Grundstück erworben. Die ursprüngliche Baugenehmigung vom Sommer 2020 könne hier nicht mehr ausgeübt werden, so der Planungschef der Stadtverwaltung, Stephan Hammer, nun im Ausschuss für Stadtentwicklung. Es habe offensichtlich ein „Umdenken des Investors“ stattgefunden.
Fallen jetzt Parkplätze am Krankenhaus weg?
Zum Thema Parken gab es auch im Ausschuss viele Nachfragen. Die Pläne sehen eine Tiefgarage mit 72 Stellplätzen vor, acht davon sollen behindertengerecht sein, außerdem 20 oberirdische Stellplätze. Die Ein- und Ausfahrt zur Tiefgarage soll über den Konrad-Martin-Weg erfolgen. Mehrere Ausschussmitglieder äußerten Bedenken, ob der Weg dafür nicht zu schmal sei. Die Helios-Klinik will gegebenenfalls zusätzlich eine Parkpalette errichten „Wir begrüßen die Entstehung eines neuen Gesundheitsquartiers und glauben, dass sich durch die räumliche Nähe hohe Synergieeffekte mit den Akteuren ergeben werden“, so der Helios Konzern auf Anfrage unserer Zeitung. Beim Thema zusätzliche Parkkapazitäten sei man jederzeit gesprächsbereit. Eine konkrete Planung gebe es derzeit noch nicht, so Helios.
Wie realistisch sind die Pläne für das Ärztehaus?
Die Pläne sehen in einem der drei Gebäude mehrere Arztpraxen zwischen 150 und 400 Quadratmetern vor, außerdem sollen eine Apotheke und weitere medizinische Dienstleister wie ein Sanitätshaus, eine Fußpflege oder ein Friseur Platz finden. Derzeit verhandele man mit der Arztpraxis Wippcare von Dr. Norbert Ziegler und Christiane Frackenpohl, sagte Büyükce. Auf andere Ärzte wolle man jetzt zugehen. Ob sich Investor und Mediziner beim Mietpreis einigen können, ist noch offen. „Wenn wir nicht alle Arztpraxen vermietet bekommen, können wir über weitere Wohnungen nachdenken“, so Kemmerich.
Was sagen Politik und Verwaltung?
Letztendlich stimmte der Ausschuss einstimmig für die Einleitung zur Aufstellung eines Bebauungsplanes – eine gewisse Skepsis war jedoch unüberhörbar. Dien Politik hat die Sorge, dass der Investor vor allem Wohnungen verkaufen will. Die Zukunft der ärztlichen Versorgung in Wipperfürth habe „oberste Priorität“, betonten Vertreter aller Fraktionen, alles andere sei nur Beiwerk, so Friedhelm Scherkenbach (CDU).
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Frank Mederlet (SPD) erklärte, man habe im September zu „aller Erstaunen“ erfahren, dass in der Baugenehmigung, die im Sommer 2020 erteilt wurde, gar keine Arztpraxen mehr vorgesehen waren. „Die Stadt kann vermitteln. Ob es zu einem Vertragsabschluss kommt oder nicht, darauf haben wir keinen Einfluss“, so Bürgermeisterin Anne Loth.
Wie schnell kann das Projekt umgesetzt werden?
Die Wega Bau will zeitgleich zum vorgeschriebenen B-Plan-Verfahren eine Baugenehmigung beantragen. Der Investor hofft, das Baurecht und Planungsrecht bis Ende des Jahres 2021 vorliegen. Von diesem Zeitpunkt aus rechne man mit einer Bauzeit von zwei Jahren. Ende 2023, Anfang 2024 könnte das Gesundheitsquartier demnach in Betrieb gehen.