Vorerst keine SperrungBushaltestelle verzögert Pläne für Wipperfürther Hochstraße
Wipperfürth – Das Thema „Abbindung Hochstraße“ sorgt weiter für Streit. Wie berichtet, hatte der Ausschuss für Stadtentwicklung die Verwaltung beauftragt, mit den Vorbereitungen für die Sperrung sofort zu beginnen. SPD, Grüne, UWG und FDP hatten dafür gestimmt, die CDU dagegen.
Doch bis die Hochstraße zwischen Bahnstraße und Schützenstraße tatsächlich zu einer Fußgängerzone wird, dürfte noch einige Zeit vergehen. „Ich rechne mit einer Umsetzung in der zweiten Jahreshälfte 2022“, erklärte Stephan Hammer, Leiter der Bau- und Planungsabteilung der Stadt Wipperfürth, auf Nachfrage unserer Zeitung.
Wipperfürth: Barrierefreie Bushaltestelle verzögert Pläne für Hochstraße
Auf dem gesperrten Abschnitt in der Hochstraße, vor dem DM-Markt, soll eine barrierefreie Bushaltestelle errichtet werden. Busse dürfen die gesperrte Straße weiterhin durchfahren. Für den Bau der Haltestelle wird die Stadt bei Nahverkehr Rheinland einen Förderantrag stellen.
Erst wenn der Förderbescheid vorliege, könne die Stadt ein Leistungsverzeichnis erstellen und ausschreiben, erläuterte Hammer. „Der eigentliche Bau der Bushaltestelle braucht vermutlich die wenigste Zeit“, so Hammer. Selbstverständlich halte sich die Verwaltung an den Beschluss des Stadtentwicklungsausschusses, mit der Ovag habe man bereits erste Gespräche geführt.
Den Verkehr selbst gezählt
Kritisch, oft aber auch polemisch mischt sich der Wipperfürther Jochen Mutz in die lokale Politik in der Hansestadt ein. So auch beim Thema Hochstraße.
Bei der Stadtverwaltung arbeitete Mutz bis 2002 als Beamter und ging dann in den Vorruhestand. Zuletzt hatte Jochen Mutz, der sich vehement gegen eine Abbindung der Hochstraße ausspricht, am 15. Juni eine eigene Verkehrszählung durchgeführt, um Daten für seine Bürgeranregung zu haben.
Zwischen 7 und 19 Uhr führte er ab der Hochstraße Strichlisten und zählte die vorbeifahrenden Wagen. Insgesamt kam er dabei auf 3189 Autos, wovon rund 2500 in Richtung Innenstadt waren. Für Mutz steht damit fest, dass das Ziel, den Durchgangsverkehr zu reduzieren, bereits erreicht sei – frühere Verkehrszählungen kamen auf mehr Autos.
Jetzt fordert Jochen Mutz weitere Zählungen an dieser Stelle. Die Geschäfte in der Innenstadt seien darauf angewiesen, dass Menschen mit dem Auto vorfahren könnten. (cor) Foto: Dierke
Am Mittwochabend tagte der Rat – erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder in voller Stärke. Jochen Mutz (siehe Infokasten) hatte eine Bürgeranregung zur Hochstraße eingereicht, mit der Forderung, die Hochstraße erst dann zu sperren, wenn der neue Kreisel vor der Polizeiwache fertiggestellt ist. Andernfalls drohe eine Verkehrschaos, so seine Befürchtung. Die baustellenfreie Zeit solle man für neue Verkehrszählungen nutzen.
Wipperfürth will alle Optionen zur Staureduzierung nutzen
Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, diese Bürgeranregung lediglich zur Kenntnis zu nehmen. Und sie betonte, dass man „alle rechtlichen beziehungsweise verkehrsrechtlichen Möglichkeiten zur Staureduzierung“ nutzen werde, diese Formulierung war Teil des Beschlusses.
Die Grünen forderten, den zweiten Satz aus dem Beschluss zu streichen, sonst könne sich die Abbindung der Hochstraße endlos verzögern. „Das ist ein Freifahrschein für die Verwaltung“, befürchtete Andrea Münnekehoff (Grüne). Die Verwaltung wies den Vorwurf zurück, die Grünen konnten sich mit ihrer Forderung nicht durchsetzen.
„Die CDU kann der Bürgeranregung nur voll zustimmen“, sagte Fraktionschef Friedhelm Scherkenbach. „Ich freue mich, dass die Verwaltung alles versuchen wird, eine Staureduzierung durchzuführen.“ Der Bürgerantrag fordere nur, was auch die CDU wolle, nämlich mit der Abbindung zu warten, bis der Polizeikreisel fertiggestellt sei.
Grundsätzlich sei die CDU weiterhin für die Abbindung der Hochstraße, „der Ratsbeschluss von 2012 hat Bestand“, versicherte Scherkenbach im Gespräch mit unserer Zeitung. Ob die Sperrung der Hochstraße aber dauerhaft die richtige Lösung sei, wisse man noch nicht. Er sei da skeptisch, einige Nachbarstädte hätte mit ähnlichen Maßnahmen schlechte Erfahrungen gemacht.
„Der Beschluss des Stadtentwicklungsausschusses ist ohne Wenn und Aber umzusetzen“, betonte SPD-Fraktionschef Frank Mederlet. Er habe Vertrauen in die Verwaltung, dass sie bei dem Polizeikreisel mit dem nötigen Fingerspitzengefühl vorgehen werde. Und was die Sorge vor möglichen Staus während der Arbeiten am Polizeikreisel angehe: „Baustellen verursachen immer Staus.“
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Die Arbeiten für den neuen Kreisverkehr vor der Polizeiwache – an der Kreuzung Lüdenscheider Straße, Busbahnhof und Gartenstraße – sollen im September 2021 beginnen. Stephan Hammer rechnet damit, dass der neue Kreisel spätestens im Sommer 2022 eingeweiht werden kann – also vor einer Sperrung der Hochstraße. „Die Bürgeranregung war deshalb völlig unnötig“, sagt Stephan Hammer.