„Land schafft Verbindung“Oberberger Landwirte protestieren gegen Agrarpolitik
- Bundesweit protestieren Landwirte gegen die Agrarpolitik der Regierung.
- Auch in Oberberg fühlen sich die Bauern von der Politik verlassen.
- Die Bewegung „Land schafft Verbindung“ hat vor dem Raiffeisen-Markt in Wipperfürth demonstriert – mit einer klaren Botschaft.
Wipperfürth/Lindlar – Deutschlandweit haben am vergangenen Freitag wieder Landwirte gegen die Agrarpolitik der Regierung protestiert. In Solidarität mit den großen Demonstrationen versammelten sich Mitglieder aus der Region der bundesweiten Bewegung „Land schafft Verbindung“ auf dem Parkplatz des Raiffeisen-Marktes, um Verbraucher über die Forderungen der Bauern zu informieren und aufzuklären.
„Liebe Politiker, bitte macht Politik mit der Wissenschaft“, ist auf einem Schild an einem der vorgefahrenen Traktoren zu lesen. Damit wird auf die Verschärfung der Düngeverordnung, angespielt, die im Laufe des Jahres in Kraft treten und das Grundwasser vor zu hohen Nitratwerten schützen soll.
„Schuld wird den Bauern zugeschoben“
„Wir fordern von der Politik, mit Augenmaß und wissenschaftlich fundiert zu handeln und nicht aufgrund ideologischer Motivation die Bauern für alles verantwortlich zu machen“, macht Martin Feldhoff, Sprecher der Landwirt-Bewegung, deutlich.
Die Messstellen für Nitratwerte seien durchaus fehleranfällig und bei der Auswertung würden andere Faktoren, die ebenfalls für erhöhte Werte verantwortlich sein können, nicht berücksichtigt. „Die Schuld wird einfach pauschal den Bauern zugeschoben“, so Feldhoff, dabei habe es vor allem im Oberbergischen Kreis in den vergangenen Jahren durch verschiedene Maßnahmen durchaus positive Veränderungen gegeben: „In unserer Region werden die bestehenden Grenzwerte eingehalten“.
Nahezu unlösbare Aufgaben für Bauern in der Region
Der jüngste Entwurf des Gesetzes stelle die Bauern in der Region vor nahezu unlösbare Aufgaben. „Durch die neuen Abstandsflächen von Hanglagen zu offenen Fließgewässern fallen viele Flächen für die futterbauliche Nutzung weg“, erklärt Landwirtin Angela Kern. Dies gefährde auf Dauer die Versorgung in den Tierhaltungsbetrieben. Die Bauern fühlten sich übergangen und hätten kein Mitbestimmungsrecht bei politischen Entscheidungen, so Feldhoff: „Dabei kennt keiner das Land besser als die Bauern“. Außerdem arbeite man auf lokaler Ebene gut mit Wasserverbänden und Naturschutzverbänden zusammen. „Dazu brauchen wir keine Regeln oder Parolen aus Berlin“, sind sich die Landwirte einig.
Hintergrund
In der Bewegung „Land schafft Verbindung“ haben sich Landwirte deutschlandweit zusammengeschlossen, um ihrem Protest gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung mehr Ausdruck zu verleihen. Entstanden aus einer Facebook-Gruppe im Oktober letzten Jahres, wurden seither bereits bundesweit Demonstrationen und Veranstaltungen organisiert. Die Bewegung ist verbandsneutral, im kommissarischen Beirat ist jedes Bundesland mit einem Mitglied vertreten.
In Wipperfürth und Lindlar haben sich bisher rund 50 Landwirte der Bewegung angeschlossen.
Beim Thema Tierwohl stellt Feldhoff klar: „Keiner will mehr Tierwohl als wir, geht es den Tieren gut, geht es dem Bauern gut.“ Kritik gibt es vor allem in Bezug auf Stallneubauten im Zusammenhang mit dem geplanten Tierwohllabel: „Als Landwirt muss man langfristig planen“, erklärt Angela Kern, „aber wie soll das funktionieren, wenn sich nach jeder Legislaturperiode Vorschriften und Standards ändern?“ Dazu komme, dass die bestehenden Bauverordnungen häufig widersprüchlich seien.
Preiskampf wird weiter angeheizt
Darüber hinaus bedrohe der geplante Handelsvertrag mit mehreren südamerikanischen Staaten, das Mercosur-Abkommen, die Preise auf dem deutschen Lebensmittelmarkt. „Wenn als Folge billigst produzierte landwirtschaftliche Erzeugnisse auf den deutschen Markt kommen, macht das die Preise kaputt und da können wir einfach nicht mithalten“, befürchtet Feldhoff.
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Der Preiskampf im Lebensmitteleinzelhandel werde dadurch weiter angeheizt. „Wir fordern von der Politik, alle Seiten des Würfels zu betrachten und zu differenzieren, wofür die Landwirte wirklich verantwortlich sind und wo andere Faktoren eine Rolle spielen“, fasst Feldhoff das Ziel der Bewegung zusammen. Man wolle keinesfalls einfach alles „beim Alten“ belassen und Natur- und Umweltschutz sei ein wichtiger Teil landwirtschaftlicher Arbeit. „Doch es braucht wissenschaftlich fundierte Regularien, um den wachsenden Verlust landwirtschaftlicher Betriebe aufzuhalten und die Lebensmittelversorgung in Deutschland langfristig zu sichern“, so der Landwirt.