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Theater in WipperfürthMartha tanzt schon auf der Zielgeraden

Lesezeit 3 Minuten

Drei Schauspielerinnen verkörpern die Hauptfigur Martha (v.l.): Hannah Miszka (12), Lea Wagener (18) und Gaby Weiß (74).

Wipperfürth – Eines der ehrgeizigsten oberbergischen Theaterprojekte der vergangenen Jahre biegt auf die Zielgerade. Zwei Dutzend Schauspieler aus Wipperfürth, Gummersbach und Reichshof bereiten derzeit die Premiere des Dramas „Wenn Martha tanzt“ vor und tauchen dabei vor allem in die Zeit der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ein.

Autor der Vorlage auch aus Wipperfürth

Vorlage des Fünfakters ist das gleichnamige Buch des Wipperfürther Autors Tom Saller, das 2018 erschien und ein Jahr später vom Norddeutschen Rundfunk als Hörbuch aufgenommen wurde. Hauptfiguren sind die inzwischen 101-jährige Martha und ihr Urenkel Thomas, dessen Rolle der Wipperfürther Sven Popovici (23) übernimmt. Thomas findet in einem Rucksack seiner verstorbenen Oma Hedi das Tagebuch der Urgroßmutter und erkennt sofort dessen immensen Wert.

Vorverkauf

Premiere des Theaterstücks „Wenn Martha tanzt“ ist am Samstag, 19. Februar, 20 Uhr in der Alten Drahtzieherei, Wupperstraße 8. Der Vorverkauf erfolgt über die Homepager www.altedrahtzieherei.de. Weitere Aufführungen sind am Samstag, 12. März, um 20 Uhr im Kulturforum Eckenhagen sowie Samstag/Sonntag, 26./27. März, in Gummersbach,Halle 32, jeweils um 20 Uhr. (sfl)

Denn mit ihrer besonderen Gabe für Tanz und Musik hatte es Martha einst an das legendäre Bauhaus von Walter Gropius geschafft und dort Bekanntschaft mit Malern und Karikaturisten gemacht, die später weltberühmt wurden. Genau diese damals noch unbekannten Künstler hatten ihre Entwürfe und Zeichnungen in Marthas Tagebuch gekritzelt – was das unscheinbare Buch heute zur millionenschweren Sammlung macht.

Eine Szene, die am Bauhaus spielt.

Seit anderthalb Jahren laufen die Proben für das Stück. Beteiligt sind die Schauspielgruppen „Theater für Kids“ und „Chaostheorie“ des Wipperfürther Kunstbahnhofs, das Erwachsenen-Ensemble „unARTig“ von Nicola Wild, sowie die Gummersbacher Schauspieltruppe „Spielsucht“. „Die Pandemie hat unserer Vorbereitung sehr zugesetzt, aber seit Jahresbeginn können wir die einzelnen Gruppen endlich zu gemeinsamen Proben zusammenführen“, berichtet Regisseurin Nelia Nusch.

Auf der Bühne werden sowohl Marthas Kindheit in Pommern, als auch ihr Wirken am Bauhaus und ihre Begegnung mit dem Urenkel dargestellt. Um diesen Zeitsprüngen gerecht zu werden, besetzen die Ensembles die Rolle der Martha mit den Wipperfürtherinnen Hannah Miszka (12) und Gaby Weiß (74), sowie Lea Wagener (18) aus Reichshof gleich dreifach. Knapp zweieinhalb Stunden Handlung umfasst das Werk. „Es wäre auch gar nicht möglich, die Details in weniger Zeit zu erzählen“, berichtet Sven Popovici mit einem Schmunzeln.

Seit anderthalb Jahren proben vier Ensembles für das Stück.

Das Publikum erlebt Marthas Auszug aus dem pommerschen Dorf Türnow an das Weimarer Bauhaus, dessen Aufstieg und schließlich die existenzielle Bedrohung der Künstlerschmiede, die den Nazis zunehmend ein Dorn im Auge ist. Einige Künstler fliehen nach der Machtübernahme, andere biedern sich dem braunen Mob an, um die eigene Karriere zu fördern.

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In der Endphase des Krieges flieht Martha mit ihrer unehelichen Tochter Hedi unter dramatischen Umständen in die USA. Dort erfährt sie als alte Dame viele Jahrzehnte später, dass jemand ihr Tagebuch versteigern lassen möchte. Thomas wiederum ahnt nicht, dass er mit seiner Entscheidung ein entscheidendes Kapitel Familiengeschichte aufbricht. Zu lange wurde auf die Frage geschwiegen, wer Hedi damals tatsächlich geboren hat.