AboAbonnieren

3,6 Millionen EuroSanierung der Kerspetalsperre ist abgeschlossen

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt die Staumauer der Kerspetalperre.

Das Bruchsteinmauerwerk war schadhaft und musste ausgebessert werden.

Viereinhalb Jahre Bauzeit, 3,6 Millionen Euro: Der Wupperverband hat die Staumauer der Kerspetalsperre saniert und ein neues System zur Datensteuerung installiert.

Die Grenze zwischen Rheinland und Westfalen, zwischen dem Oberbergischen und dem Märkischen Kreis, verläuft mitten durch die Kerspetalsperre. Mit einem Stauvolumen von fast 15 Millionen Kubikmeter Wasser ist sie die zweitgrößte Talsperre des Wupperverbandes, deren Trinkwasser den Osten von Wuppertal versorgt.

Trotz ihrer imposanten Ausmaße – die Staumauer ist an ihrer höchsten Stelle 35 Meter hoch, die Mauerkrone 360 Meter lang – ist die „Kerspe“ ein „verstecktes Kleinod“, wie Ingo Noppen, Vorstand des Wupperverbandes, sagt.

Die Kerspetalsperre ist ein verstecktes Kleinod.
Ingo Noppen, Vorstand des Wupperverbandes.

Doch das Schätzchen, erbaut in den Jahren 1909 bis 1912, war in die Jahre gekommen. Beim Bruchsteinmauerwerk auf der Luftseite der großen Staumauer gab es Abplatzungen, der Regen hatte die Fugen zum Teil ausgewaschen. Und weil die letzte Generalsanierung auch schon 30 Jahre zurückliegt, war es Zeit für eine Sanierung des denkmalgeschützten Bauwerks. Die dauerte viereinhalb Jahre, von Februar 2019 bis November 2023. Am Dienstag feierte der Wupperverband den Abschluss der Arbeiten mit allen Beteiligten.

Für die Sanierung musste am Fuß der Staumauer ein gewaltiges Gerüst errichtet werden. Die Arbeiten am Bruchsteinmauerwerk waren eine Herausforderung, durchgeführt von der Chemnitzer Filiale der Stumpf-Franki Spezialtiefbau, einem Tochterunternehmen des österreichischen Baukonzerns Porr.

Regen behinderte die Arbeiten

„Ein Stein in der Mauer ist rund 50 bis 60 Zentimeter groß und wiegt 60 bis 80 Kilo“, erklärt Niederlassungsleiter Lew Schwarz. Drei Mann mussten Stein für Stein aus dem sanierungsbedürftigen Mittelabschnitt der Staumauer herausstemmen und zugleich aufpassen, dass von oben nichts nachrutscht. „Das Handwerk stirbt leider aus, kaum noch jemand kann Bruchsteinmauern bearbeiten“, bedauert Schwarz. Auch das schadhafte Tosbecken wurde in Beton neu aufgebaut. Das typisch bergische Wetter mit zum Teil wochenlangem Dauerregen machte die Maurerarbeiten nicht eben einfacher.

Insgesamt hatte der Wupperverband 3,6 Millionen Euro für die Arbeiten veranschlagt, und diese Bausumme sei auch eingehalten worden, freut man sich in Wuppertal. Doch nicht nur das Mauerwerk wurde saniert, gleichzeitig hat der Wupperverband Neuland betreten und an der Kerspetalsperre ein neues, IT-gesteuertes Prozessleitsystem installiert, das nach und nach auch in anderen Einrichtungen zum Einsatz kommen soll, als nächstes an der Großen Dhünn-Talsperre.

Darüber lassen sich zum Beispiel die Schieber an den Entnahmestellen regeln, das System dient aber auch der Überwachung der Wasserqualität, des Bauwerks und der Sicherheit. Störungen und mögliche Cyberangriffe von außen etwa soll die neue Technik frühzeitig erkennen. Gleichzeitig will der Wupperverband mit dem neuen Prozessleitsystem seine Software vereinheitlichen, sodass künftig Beschäftigte der Klärwerke und der Talsperren mit der gleichen Software arbeiten. Das soll Geld und Personal sparen.

Zum Abschluss der Veranstaltung gab es noch einen geführten Ausflug in die kühlen und feuchten Eingeweide der Staumauer – in den Kontrollgang. Denn trotz aller computergesteuerten Mess- und Regeltechnik: Auch anno 2024 kontrollieren Mitarbeiter des Wupperverbandes regelmäßig den Zustand der Mauer auf Sicht. „Der Beton hier ist jetzt 30 Jahre alt und top in Schuss“, freut sich Betriebsleiter Lars Hebbecker. Und dass ein wenig Sickerwasser eindringe, sei normal und gewollt, verhindere man so doch ein Aufschwimmen der gewaltigen Staumauer.


Die Kerspetalsperre im Grenzgebiet zwischen Wipperfürth, Halver und Kierspe wurde von 1909 bis 1912 nach dem Konstruktionsprinzip des Aachener Professors Otto Intze errichtet. Die Trinkwassertalsperre hat ein maximales Stauvolumen von 14,88 Millionen Kubikmeter, das Wasser fließt über eine Leitung quer durch das Bergische Land zum rund 20 Kilometer entfernten Wasserwerk Hebringhausen und versorgt den Osten von Wuppertal mit bis zu 12 Millionen Kubikmeter Rohwasser im Jahr.