Franz Crass (1928-2012) aus Krommenohl war einer der bedeutendsten Opernsänger in den 1960er und 70er Jahren. Das Stadtarchiv Wipperfürth hat seinen Nachlass übernommen.
Großer OpernsängerStadtarchiv Wipperfürth übernimmt Nachlass von Franz Crass

Der Nachlass von Franz Crass ist jetzt Teil des Stadtarchivs Wipperfürth, zur Freude von Archivarin Sarah Zeppenfeld.
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Er war König, Hoher Priester und Feldherr, stand als orientalischer Sultan und Fürst auf der Bühne und lieh dem musikalischen Schumacher Hans Sachs sei Stimme. Der Opernsänger Franz Crass 1928 bis 2012) gehörte in den 1960er und 70er Jahren zu den ganz Großen. Jetzt hat das Archiv seiner Geburtsstadt Wipperfürth den Nachlass des Musikers übernommen.
Sarah Zeppenfeld ist Archivarin der Hansestadt Wipperfürth und freut sich sehr über den Zuwachs. "Der Nachlass umfasst vor allem Programmhefte, Plakate und viele Ordner mit Zeitungsausschnitten", erklärt sie. Doch auch der Bayerische Verdienstorden aus dem Jahr 1970, samt Urkunde, unterschrieben vom damaligen Ministerpräsidenten Alfons Goppel, gehört dazu. Außerdem ein Schallplatte mit den berühmtesten Bass-Arien, die Crass gesungen hat.
Der Wipperfürther war ein Weltstar
Insgesamt umfasst der Nachlass vier Kartons und zwei große Umzugskisten. "Die Tochter von Franz Crass und seiner Ehefrau Hubertine hat vergangenes Jahr bei uns angefragt, ob wir Interesse an dem Nachlass haben", erzählt Zeppenfeld. Und da der große Opernsänger in Krommenohl zur Welt kam, was damals zur Gemeinde Wipperfürth-Klüppelberg gehörte, war man sich schnell einig. Zumal der Nachlass der Stadt geschenkt wurde. "Es ist der erste Nachlass, den wir erhalten haben", sagt Zeppenfeld.
Wenn künftig Musikwissenschaftler über Franz Crass forschen wollen, dann müssen Sie nach Wipperfürth reisen. Besonders ergiebig sind die unzähligen Zeitungsausschnitte, sortiert nach Jahren, die der Sänger und seine aus Marienheide stammende Frau über mehrere Jahrzehnte hinweg gesammelt haben und die seine Karriere dokumentieren.
Die Vorfahren waren Schwarzpulverfabrikanten
Die Vorfahren von Franz Crass waren Schwarzpulverfabrikanten. In den 1930 Jahren zog die Familie um ins schlesische Liegnitz - heute Legnica. Schon als Elfjähriger stand er das erste Mal auf einer Opernbühne, als zweiter Knabe in Mozarts "Zauberflöte". Kurz vor Kriegsende wurde der 16-jährige noch zum "Volkssturm" eingezogen, doch er konnte fliehen kam für kurze Zeit in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Eine Tante, die Schauspielerin Hetti Buchholz, brachte den Jüngling an einer Wanderbühne in Düsseldorf unter. Von 1951 bis 54 studierte Franz Crass an der Kölner Musikhochschule bei Clemens Glettenberg. Im Anschluss engagierten ihn erst die Städtischen Bühnen Krefeld, drei Jahre später das Landestheater Hannover, als "seriösen Bass".
Durchbruch bei den Bayreuther Festspielen
Doch seinen Durchbruch erzielte der Sänger als Heldenbariton, bei den Bayreuther Festspielen 1960. Für die Titelrolle des "Fliegenden Holländers" hatte Intendant Wieland Wagner den amerikanische Sänger George London verpflichtet. Doch der wurde krank, und so sprang der damals 32-jährige Franz Crass ein. Es wurde ein Triumph, die Musikkritiker überschlugen sich.
In den kommenden Jahren sang Crass an allen großen Opernhäusern der Welt - an der "Met" in New York, Covent Garden in Londeon und an der Mailänder Scala. Dort sang er - wie ein Plakat aus dem Nachlass verrät - Wagners "Holländer" sogar auf Italienisch. 2008, kurz vor seinem 80.Geburtstag, erzählte der Opernsänger unserer Zeitung hierzu eine Geschichte. "Die Scala hat versucht, den Preis für mein Engagement zu drücken. Aber meine Frau, die die Verhandlungen führte, sagte nur 'Mein Mann ist der beste Holländer der Welt' - das Honorar wurde gezahlt."
Anfang der 1980er Jahre musste der Sänger von der Bühne Abschied nehmen, er litt unter zunehmende Taubheit. Bis kurz vor seinem Tod hatte Franz Crass zwei Wohnsitze, im Taunus und in Kürten-Unterbörsch.