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InterviewJürgen Beckers alias Hausmann spricht über die Abgründe im Leben eines Komikers

Lesezeit 3 Minuten
Kabarettist Jürgen B. Hausmann sitzt an einem Tisch.

Jovialer Plauderer auf der Bühne, hier in Gummersbach: In seinem neuen Buch gibt Jürgen Beckers auch persönliche Einblicke.

Am Freitag, 29. September, 20 Uhr, stellt Jürgen Hausmann sein neues Buch in der Wipperfürther Drahtzieherei vor.

Jürgen B. Hausmann ist das Pseudonym des in Alsdorf bei Aachen lebenden Lehrers und Kabarettisten Jürgen Beckers. In seinem Buch „Gelacht und geweint“ erzählt Hausmann die oft sehr traurige „Geschichte hinter meinen Geschichten“. Am Freitag, 29. September, 20 Uhr, stellt er das Buch in der Wipperfürther Drahtzieherei vor. Robin Klein sprach mit dem Bühnenkünstler.

Guten Tag, Herr Beckers. Vorab: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Sie mit Beckers oder Hausmann anreden soll. Was ist Ihnen da recht?

Das ist mir eigentlich egal, ich heiße aber Beckers.

Gut. Herr Beckers, Sie lesen am kommenden Freitag in der Alten Drahtzieherei aus ihrer Autobiografie „Gelacht und geweint“. Wie kam es dazu, dass Sie als Bühnenmensch und Kabarettist eine Autobiografie schreiben?

Die Idee ist eigentlich im Bonifatius-Verlag in Paderborn entstanden. Die haben schon bei mehreren Leuten, gerade aus dem komischen Bereich, nach deren ernsten Seiten gefragt. Auch mein Leben hat mit Burnout und seinen weiteren Geschichten ernste Seiten, daher die Idee der Autobiografie.

Haben Sie das Buch selbst geschrieben oder gab es Hilfe?

Ich schreibe alle meine Bücher selbst.

Sie haben es eben schon kurz angesprochen: Was sind die bewegendsten Punkte in ihrer Biografie?

In meinem Leben gab es eine Menge harter Schicksalsschläge. Mein Vater ist gestorben, als ich erst acht Jahre alt war, mein Bruder hat sich umgebracht, da war ich 17. Es gab auch zwei Selbstmordversuche meiner Mutter. Und 2014 dann die Ehekrise und Trennung von meiner Frau.

Wie haben Sie diese Schicksalsschläge geprägt?

Die haben mich einerseits ernster gemacht in manchen Bereichen. Anderseits haben sie dafür gesorgt, dass man die schönen Dinge mehr genießen kann. Besonders die Ehekrise, in der auch mein Burnout stattfand, hat mich gelehrt, mehr den Moment zu genießen und die Augenblicke im Leben, die einem sonst vielleicht nicht so bewusst geworden sind.

Hilft Ihnen Ihr Beruf als Kabarettist bei solchen Schicksalsschlägen?

Sowohl als auch. Man kann abschalten und die heiteren Seiten des Lebens genießen. In der Ehekrise war das schwieriger: Man konnte auf der Bühne nicht so abschalten. Ich musste mich dann zwingen, in die Rolle zu schlüpfen und einen ganzen Abend nur komisch zu sein, obwohl ich aus einem sehr ernsten Alltag rauskam.

Wie nahe kommen sich das Dasein als Kabarettist und Ihr Privatleben?

Das ist Alltag. Die Rolle, die ich als Hausmann spiele, ist eigentlich auch mein Alltag. Die Personen Beckers und Hausmann sind, würde ich sagen, identisch. Sowohl im Lustigen als auch in der Alltagsbeobachtung, aus der mein Programm besteht. Der Mensch auf der Bühne spricht auch so wie ich.

Wir haben bereits über ihre Erfahrung mit Schicksalsschlägen gesprochen. Was ist in den aktuellen, schweren Zeiten Ihr Rat als Kabarettist an ihre Mitmenschen?

Ich habe während der Schicksalsschläge viel gebetet und Kraft aus dem Glauben geschöpft. Die katholische Kirche ist dabei ein Punkt. Allerdings im Moment auch ein kritischer Punkt, mit dem ich trotz einer engen Beziehung zur Kirche selbst zu kämpfen habe. Im Alltag hilft es außerdem, dass man die positiven Seiten sieht und versucht, daraus Kraft und Gelassenheit zu gewinnen.

Als Aachener wagen Sie sich ja sehr weit in den Osten des Regierungsbezirks, wenn sie nach Wipperfürth kommen. Wie rheinisch ist das Oberbergische aus Ihrer Sicht?

Gute Frage (lacht)! Die Oberberger werden sich wohl fragen, wie rheinisch Aachen überhaupt ist. Die Kölner sehen in Aachen ja schon ein Stück von Holland. Mein Manager kommt aus dem Bergischen, ich habe die Mentalität also relativ nah kennen gelernt. Das ist schon sehr rheinisch, kölsch geprägtes Land. Mit Gelassenheit und einem Schmunzeln guckt man hier auf die wichtigen und die schwer erscheinenden Dinge des Lebens.

Sie waren ja auch schon in Gummersbach zu Gast. Wie ist denn das hiesige Publikum so?

Das Publikum ist super. Sehr aufmerksam. Also nicht nur Feierpublikum, sondern sehr intensiv zuhörend und auch begeisterungsfähig.

Warum holen Sie sich den Sportmoderator Ulli Potofski bei der Lesung als Talkpartner auf die Bühne?

Das ist ein purer, aber sehr glücklicher Zufall. Ulli Potofski hat eine Jubiläumsveranstaltung eines hiesigen Fußballvereins moderiert. Bei dieser Veranstaltung, bei der das Publikum erst gar nicht zuhörte, kam ich auf die Bühne, und das Publikum hörte zu. Das hat ihn sehr beeindruckt. Er ist auch Mitinhaber des Verlages, in dem mein Buch „Jung, was bist du groß geworden“ verlegt wurde. Er ist auf die Idee gekommen, das Programm in Buchform zu veröffentlichen. Wir haben dann diese Lesungen begonnen, und das passt sehr gut in allen Bereichen. In der Ernstheit, aber auch im Sport. Ich bin großer Fußballfan, darauf lässt sich immer gut rekurrieren.