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Interview28 Jahre lang war Lothar Vandenherz Dirigent des Musikvereins  Dohrgaul

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Das Foto zeigt den Musikverein Dohrgaul und den Dirigenten Lothar Vandenherz.

Der Musikverein Dohrgaul unter Lothar Vandenherz.

Nach 28 Jahren verlässt Lothar Vandenherz den Musikverein Dohrgaul als Dirigent. Im Interview mit blickt er zurück und nach vorne.

Herr Vandenherz, wie kamen Sie als Dirigent nach Dohrgaul?

Vandenherz Seinerzeit war man durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf mich aufmerksam geworden. Eigentlich wollte ich musikalisch etwas kürzertreten, weil ich eine Dienststellenleitung übernommen hatte und mich beruflich stärker gefordert sah. Es reizte mich aber doch sehr, mal ein Blasorchester zu leiten. Und so begann ich im September 1996 mit den Proben. Beim Osterkonzert 1997 erfolgte dann die offizielle Stabübergabe.

Es ist ein junges Orchester – was ist Ihr Geheimnis?

Es gibt kein Geheimnis und es liegt nicht nur am Dirigenten. Bei uns sind die sozialen und familiären Strukturen stark ausgeprägt. Da spielten zeitweise drei Generationen einer Familie mit. Auch die Jugendarbeit ist wichtig. Da ist insbesondere das Engagement unserer Vorsitzenden, Claudia Nassenstein, zu erwähnen. Sie beginnt schon relativ früh mit der musikalischen Erziehung der Kinder – in der Regel fangen die mit Blockflötenunterricht bei ihr an, bis sie die Grundlagen haben, um an andere Lehrer oder die Musikschule vermittelt zu werden. Es gibt Ausflüge und Zeltlager, um die Attraktivität für den Verein zu erhöhen. Nachwuchsarbeit ist Investition in die Zukunft und deshalb von elementarer Bedeutung.

Was ist für Sie das Besondere am Musikverein Dohrgaul?

Der gute Zusammenhalt untereinander. Es gibt einen festen Stamm von vielen Musikerinnen und Musikern, auf die man sich absolut verlassen kann. So ist es uns möglich, alle Auftritte ohne Aushilfen zu gestalten. Junge und alte Musiker schätzen einander, wir können voneinander lernen, jeder kann seine Stärken einbringen. Außerdem finde ich es toll, dass sich die Mannschaft immer wieder neu begeistern lässt – egal, welche Art Musik wir machen. Da hat sich das Repertoire mit den Jahren deutlich verändert: War es früher eher volkstümlich, ist es heute doch stark von modernen Einflüssen geprägt. Es darf aber auch klassische Musik sein. Es ist unser gemeinsames Anliegen, selbst Spaß zu haben und die Zuhörer mit unserer Musik zu erfreuen. Wenn das übereinstimmt, haben wir alles richtig gemacht.

Es wird Ihre letzte Brass Night als Dirigent sein – wie kommt es dazu?

Mittlerweile bin ich der älteste Aktive im Orchester. Ich leite es seit 28 Jahren, da wird es Zeit für Veränderungen – viele Musikerinnen und Musiker haben ja nie einen anderen Dirigenten erlebt. Es ist an der Zeit, neue Impulse zu setzen. Es passiert ein Generationswechsel, mit mir hören ja einige Musiker auf, die dem Verein über 50 Jahre die Treue gehalten haben. Das wird zu Veränderungen führen, wobei das Orchester mit über 50 Musikern so gut aufgestellt ist, dass dieser Wechsel gelingen sollte.

Für Sie ist es Teil Ihrer „Abschiedstour“ – was geht Ihnen dabei durch den Kopf?

Es war eine Zeit, die ich nicht missen möchte. Ich habe neue und verlässliche Freunde gewonnen und viel Schönes erlebt. Als Dirigent ist man wie ein Trainer, man ist nicht immer „Everybody's Darling“. Wichtig ist, einander auf Augenhöhe zu begegnen. Jeder Dirigent ist nur so gut, wie die Musiker, die mit ihm zusammenarbeiten. Es war nie mein Bestreben, das beste Orchester zu leiten, da wird man immer noch ein Besseres finden. Wichtiger war mir, zu motivieren, um Spaß beim gemeinsamen Hobby zu haben und die Zuhörer mit der Musik zu erfreuen. Es hat aber alles seine Zeit und je älter man wird, desto kostbarer ist sie. Ich möchte zeitlich unabhängiger sein, nicht jeden Freitag zur Probe müssen, Urlaubsplanungen oder Einladungen von Auftritten abhängig machen. Stattdessen mehr Zeit für Reisen oder Besuche bei Freunden haben.

Wann und wo wird denn das letzte Konzert sein?

Am Sonntag, 25. August, veranstalten wir in der Reithalle der Familie Hungenberg in Großscherkenbach ein Konzert. Da werden dann Titel zu hören sein, die für mich eine besondere Bedeutung haben. An der Programmgestaltung werden sich auch die Musiker beteiligen, die mit mir in den „Ruhestand“ gehen. Bis dahin haben der Musikverein Dohrgaul und ich noch einige Auftritte zu absolvieren. Darauf freue ich mich, zumal es mir Gelegenheit gibt, mich von vielen Menschen zu verabschieden, mit denen man lange zusammen gearbeitet und gefeiert hat.