Anne Loth ist seit 2020 Bürgermeisterin von Wipperfürth. Im Interview spricht sie über die zentralen Vorhaben der Stadt in diesem Jahr.
InterviewWipperfürths Bürgermeisterin Anne Loth über die Pläne für das Jahr 2025
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Anne Loth, Bürgermeisterin von Wipperfürth.
Copyright: Siegbert Dierke
Welche Aufgabe gehen Sie 2025 als erste an?
Die Planung für den neuen Schulcampus Ostlandstraße und die Vorbereitung des Architektenwettbewerbs sind eine riesige Herausforderung. 15 Büros auf ganz Deutschland beteiligen sich an dem Wettbewerb. Das künftige Schulzentrum soll Platz bieten für die Realschule mit fünf Zügen und rund 720 Schülerinnen und Schülern sowie für die Hauptschule mit zwei Zügen und rund 240 Jugendlichen. Räume für Naturwissenschaften, Aula, Mensa und Bücherei sollen beide Schulen gemeinsam nutzen. Bis Frühjahr 2025 werden die Pläne und Modelle abgegeben, Ende Mai entscheidet eine Jury über die Auswahl der Preisträger. Dabei spielt das Thema „nachhaltiges Bauen “ eine wichtige Rolle.
Soll die Hauptschule nach und nach abgerissen werden oder auf einmal – und wo findet die Schule dann statt?
Der ehemalige Neubau der Hauptschule wird in der zweiten Jahreshälfte 2025 zurückgebaut. Nach Abschluss des Wettbewerbsverfahrens wird der Planungssieger beauftragt, die Bauabschnitte und die notwendigen Umzüge festzulegen.
Wie geht es mit den Grundschulen weiter?
Bis 2030 rechnen wir mit steigenden Schülerzahlen auf rund 1000 Grundschülerinnen und -schüler. Das Problem ist, dass die Schülerzahlen derzeit sehr ungleich auf die sechs Grundschulen verteilt sind. Die Stadtverwaltung schlägt deshalb vor, die Konfessionsgrundschulen in Gemeinschaftsgrundschulen umzuwandeln. Das würde uns mehr Flexibilität ermöglichen. Letztendlich müssen aber die Eltern darüber entscheiden.
Ein großes Vorhaben, das dieses Jahr vorangetrieben werden soll, ist das Regionale-Projekt „Auf zu neuen Ufern“, das neue Möglichkeiten für Wohnen und Arbeiten auf einem Teilgrundstück des jetzigen Radium-Geländes schaffen soll. Wie sieht der Zeitplan aus?
Eine generelle Eignung des Projekts haben wir durch Erhalt des C-Status von der Regionale-Agentur bestätigt bekommen. Wir haben jetzt eine Projektskizze eingereicht, verbunden mit einem Fahrplan. Nach Rückmeldung werden wir die finale Version noch im Februar einreichen. Ich gehe davon aus, dass das Lenkungsgremium Anfang März über den B-Status entscheiden wird. Darauf aufbauend werden wir dann bis Herbst 2025 den ganzen Prozess genauer beschreiben müssen und die Qualifikation des Projektes nachweisen – um so den A-Status zu erreichen.
Es geht um eine wesentlich deutlichere Projektschärfe. Wir müssen belegen, dass das Projekt so wie geplant umsetzungsfähig ist und konkrete Pläne vorlegen. Wir müssen dokumentieren, welchen Prozess wir durchgeführt haben, wer beteiligt war und dass die entsprechenden Zustimmungen erfolgt sind – zum Beispiel vom Wupperverband. Wesentlich ist dann auch, dass wir belastbare Kostenschätzungen vorlegen können und Fördermöglichkeiten aufzeigen. Ich sehe in dem Projekt ein großes Potenzial für die Stadtentwicklung und eine Riesenchance, das Wupperufer zu beleben, die Innenstadt besser zu erschließen und ein neues Quartier zu entwickeln.
Die Finanzen der Stadt sehen nicht rosig aus, im Haushalt 2025 gibt es einen Fehlbedarf von 3,7 Millionen Euro. 2026 droht möglicherweise ein Haushaltssicherungskonzept. Bereitet Ihnen das manchmal schlaflose Nächte?
Ja, zumal wir kaum Eigenkapital haben, um die Fehlbedarfe bilanziell aufzufangen. Wir müssen einen Spagat hinlegen zwischen harter Arbeit an den Strukturen auf der einen und erheblichen Investitionen auf der anderen Seite. Aber nicht zu investieren wäre keine Alternative. Tatsächlich investieren wir als Stadt in diesem Jahr eine Summe von 47 Millionen Euro. Davon entfallen 25 Millionen Euro auf öffentliche Gebäude. Weitere große Brocken sind die Sanierung von Straßen und Brücken für sieben Millionen Euro und der Bereich Abwasser und Kanäle für 2,1 Millionen Euro. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Hochwasserschutz.
Was macht Ihnen in dieser Situation Mut?
Ich bin froh, dass wir jetzt viele Aufgaben angehen und kein Stückwerk mehr machen. Die Herausforderung besteht darin, alle Bälle in der Luft zu halten – wie ein Jongleur. Ein wichtiger Schritt für die künftige Entwicklung der Stadt ist außerdem das Gastro-Konzept, das jetzt startet. Wir haben kürzlich mit den Wirten zusammengesessen, denn es ist sinnvoll, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Schließlich ist Wipperfürth im Kreis und über den Kreis hinaus bekannt für seinen Marktplatz und die dazu gehörende Kneipenszene. Das Konzept wird helfen, Wipperfürth noch attraktiver zu machen – in der Kernstadt und in den Dörfern.