Die Stadt Wipperfürth hat angeregt, vier konfessionsgebundene Grundschulen in Gemeinschaftsgrundschulen umzuwandeln. Dafür gibt es gute Gründe.
KommentarGute Gründe für die Grundschul-Umwandlung in Wipperfürth
Nur in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen gibt es heute noch staatliche Bekenntnisschulen. Bayern etwa hat sie schon vor über 50 Jahren abgeschafft. Und dafür gab und gibt es eine Reihe von guten Gründen. Zunächst einmal handelt es sich um Schulen, deren Träger eine Kommune ist, und die von den Kommunen und dem Land NRW finanziert werden – es sind keine Privatschulen in kirchlicher Trägerschaft.
Die Krux zeigt sich, wenn es mehr Anmeldungen als Plätze gibt. Dann nämlich werden Schülerinnen und Schüler mit der „richtigen“ Religionszugehörigkeit bevorzugt aufgenommen. Eine katholische Grundschule muss zunächst alle katholisch getauften Kinder aufnehmen – wenn die Eltern dies ausdrücklich wünschen. Erst dann kommen evangelische, muslimische oder konfessionslose Familien zum Zug. Kann es wirklich staatliche Aufgabe zu sein, diese Ungleichbehandlung zu unterstützen?
Fast alle anderen Kommunen in Oberberg haben die Umwandlung zu Gemeinschaftsgrundschulen bereits vollzogen, nicht zuletzt, um zu verhindern, dass eine Schule überrannt wird, während eine andere halb leer steht. Der Vorstoß ist aber auch eine Reaktion auf eine veränderte Gesellschaft. Nur noch 55 Prozent aller Einwohner in NRW sind katholisch oder evangelisch, 45 Prozent sind konfessionslos oder gehören einer anderen Glaubensgemeinschaft an. Davor kann Politik die Augen nicht verschließen. Die Entscheidung müssen aber die Eltern fällen, und das ist gut so.