In der letzten Folge unserer Serie „Mein ältester Schatz“ stellen wir eine ungewöhnliche Kanne vor, die Stefan Feldhoff aus Wipperfürth gehört.
Mein ältester SchatzEine Kanne, gefüllt mit Erinnerungen und Kakao
„Meine größte Sorge war, dass die Kanne jetzt vor dem Termin noch kaputt geht“, sagt Stefan Feldhoff und lacht, dann holt er das gute Stück in seinem Haus in der Wipperfürther Neye-Siedlung, in dem er gemeinsam mit seiner Ehefrau Beate wohnt, vorsichtig aus der Vitrine.
Die Kanne ist etwa 30 Zentimeter hoch und hat die Form eines sitzenden Hasen. Aus heutiger Sicht wirkt sie ein wenig altbacken, aber für Stefan Feldhoff, geboren 1963, ist sie gefüllt bis oben hin mit Erinnerungen an Kindergeburtstage in den 60er und 70er Jahren. Seine jüngere Schwester Andrea Leineweber, geborene Feldhoff, ist auch gekommen und bald gehen sie zusammen in Erzählungen auf.
„Wir hatten eine gute Kindheit.“ Aus der Kanne gibt es auch heute standesgemäß Kakao, und Stefan Feldhoff hat auch sein erstes Kinderservice herausgestellt. „Unsere Mutter hat viel Wert auf gutes Geschirr gelegt“, erzählt er, und einige Erbstücke in seiner Wohnung belegen dies.
Der Hersteller der Kanne und das genaue Alter sind unbekannt, kein Stempel oder Schriftzug ist zu finden. Bis auf eine Macke am Hasenohr ist sie unversehrt. „Damit sie nicht tropft, hat unsere Mutter immer ein wenig Butter an den Ausguss gestrichen“, erinnern sich die Geschwister. Und dann sprudelt es aus ihnen heraus: „Die Geburtstage wurden immer mit der Familie und den Paten gefeiert und wir durften noch Kinder aus der Nachbarschaft einladen.“
Marmorkuchen und „Kalter Hund“
Sie seien immer so sieben oder acht Kinder gewesen und hätten am eigenen Kindertisch gesessen. „Da haben wir so manchen Quatsch gemacht“, sagt Andrea Leineweber und ihr Bruder nickt. Es habe immer Marmorkuchen und Buttercremetorte gegeben und den besten Kuchen aller Zeiten: Kalter Hund! Und nur, wirklich nur an den Kindergeburtstagen sei dann diese Hasenkanne als Kakao-Spender zum Einsatz gekommen.
Nach dem Kuchen waren die Klassiker Topfschlagen und Schokoladenessen angesagt. Und wieder erinnern sich beide lachend, wie beim Schokoladenessen hektisch in der Kinderrunde gewürfelt wurde: Bei einer Sechs mussten eilig Mütze und Handschuhe angezogen werden, dann wurde mit Messer und Gabel das mit viel Zeitungspapier verpackte und zudem verschnürte Schokoladenpaket bearbeitet. Nur, um dann vor den Augen der anderen würfelnden Kinder möglichst viel von dem Kakaogold verspeisen zu können.
Die Mutter hatte im Elternhaus auf der Sanderhöhe viel Liebe fürs Detail. Der Platz des Geburtstagskindes sei immer schön dekoriert gewesen, bei Stefan mit Matchbox-Autos, bei Andrea mit Blumen. Zu den besten Geschenken gehörten Legosteine und es war richtig gut, wenn besondere Teile wie Dachziegel, Autoreifen oder sogar Männchen dabei waren.
Später, so ab 13 oder 14 Jahren, wurde die Kanne dann nicht mehr eingesetzt und bekam einen Ehrenplatz in der elterlichen Vitrine. Nach dem Tod der Mutter 2016 wanderte sie zu Stefan Feldhoff ins Wohnzimmer. Denn was gibt es Schöneres als eine Erinnerung an wilde Kindergeburtstage?
Mein ältester Schatz Mit der Volksbank Oberberg haben wir Sie bei unserem Sommerwettbewerb 2024 nach ihren ganz persönlichen Schätzen gefragt. Aus mehr als 170 Bewerbungen hat unsere Redaktion 20 Teilnehmende ausgewählt – heute erzählen wir die letzte dieser Geschichten. Nach den Sommerferien bestimmt eine Jury, welche Teilnehmer es auf die drei vorderen Plätze schaffen und welche auf die Ränge vier bis 20. Am 8. Oktober werden die Finalisten in der Volksbank in Wiehl geehrt.