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Für die Sünden büßenOberberger feiern mit der Nubbelverbrennung das Ende der Session

Lesezeit 5 Minuten
Die Nubbelverbrennung der KG Baulemann auf dem Wipperfürther Marktplatz.

Die Nubbelverbrennung der KG Baulemann auf dem Wipperfürther Marktplatz.

Zum Abschluss der Session muss der Nubbel für die Sünden im Karneval büßen. Wir waren bei drei Nubbelverbrennungen in Oberberg dabei.

In der Hansestadt Wipperfürth ist die Nubbelverbrennung Tradition bei der KG Baulemann anno pief. Vorsitzender David Engelmann und Kommandant Axel Janke begrüßten neben den Baulemännern, zu denen in diesem Jahr erstmals auch ein Damencorps zählt, das Tanzcorps Blau-Weiß Neye, die Spark Dancers und die Hanse Husaren sowie einige Jecke auf dem Marktplatz.

Der Scharfrichter trug zwölf Anklagepunkte in Reimform vor

Als Scharfrichter hatte Dirk Osberghaus in bewährter Weise die Anklageschrift in Reimform verfasst. Der Nubbel wurde – gendergerecht – auf den Namen „Olaf Olivia“ getauft. Und in der Anklageschrift machte Osberghaus klar, Karneval ist offen für alle, weder Alter, Geschlecht, Herkunft, Orientierung oder Stand zählen, nur „Karnevalist zu sein, mit Herz und Verstand.“ Daher verbiete es sich für einen Baulemann, die AfD zu wählen.

Die Gardisten legen das Feuer an Nubbel „Olaf Olivia“.

Die Gardisten legen das Feuer an Nubbel „Olaf Olivia“.

Nach dem politischen Abstecher wurde bei der Anklage an die viele schönen Dinge der langen Session, aber eben auch an die Pannen erinnert. Gleich in zwölf Anklagepunkte wurde der Nubbel schuldig gesprochen und die künftige Witwe Blonduella (Beate Theunissen) konnte nicht viel zur Verteidigung beigetragen, im Gegenteil schlug sie dem „fiesen Möp“ ihren Blumenstrauß um die Ohren, dass die Blumen nur so durch die Gegend flogen. Es kam wie es kommen musste, die Fackelträger legten auf Geheiß des Kommandanten das Feuer an den Nubbel, der schnell in Flammen aufging. Die Jecken hakten sich unter, schunkelten ein letztes Mal und zogen zum Ausklang in die Penne.

Emotionale Nubbelverbrennung in Lindlar

Eine sehr emotionale Angelegenheit war die Nubbelverbrennung in Lindlar, die vor der Hofburg von Prinz Markus I, Haus Biesenbach stattfand. Das lag aber nicht daran, dass die Jecken der KG Rot-Weiß Lindlar, KV Fenke, Sünger Butzen und dem Komitee Lenkelner Karneval (KLK) das Nubbellienchen betrauerten, sondern am Ende der langen Session mit vielen besonderen Erlebnissen.

Zum letzten Mal führten Prinz Markus und sein Schmölzjen das Sessionslied mit der dazugehörigen Tanzeinlage auf.

Zum letzten Mal führten Prinz Markus und sein Schmölzjen das Sessionslied mit der dazugehörigen Tanzeinlage auf.

Prinz Markus bedankte sich bei seinem Schmölzjen, zu dem Mitglieder aller drei Karnevalsvereine zählten, mit einem Zertifikat für jeden einzelnen. Es habe einen tollen Zusammenhalt und eine super Unterstützung gegeben. Auch das Schmölzjen hatte neben der Laudatio einige Überraschungen für den scheidenden Prinzen vorbereitet und so floss auch das ein oder andere Tränchen der Rührung.

Mehr als 80 Auftritte in der Session, doch Prinz Markus hätte gerne noch weitergemacht

Mehr als 80 Auftritte absolvierte der Prinz mit seinem Team in dieser Session, andere würden viel Geld für ihre Hochzeit ausgeben, aber da er nie heiraten werde, sei das Ornat quasi sein Hochzeitkleid, die Session seine Feier und er habe jeden Tag genossen. Sicher sei es auch anstrengend gewesen, „aber ein paar Tage hätte ich noch gekonnt“, bekannte er.

Das Nubbellienchen wird den Flammen übergeben.

Das Nubbellienchen wird den Flammen übergeben.

Nach dem letzten Sessionstanz und -lied der Truppe und einem letzten Alaaf ging es um 22 Uhr zur Nubbelverbrennung. In Lindlar muss ein Nubbellienchen für die Verfehlungen in der jecken Zeit büßen. Als Richterin fungierte Tanja Warsewa von den Sünger Butzen und auch hier war die AfD ein Thema. Schnell war klar, dass das Nubbellienchen an allen Verfehlungen und Pannen in der Session Schuld war, das Urteil der Jecken war eindeutig, Tod durch Verbrennen.

Gemeinsam schunkelten und sangen die Karnevalisten noch ein paar Minuten, bis das Feuer heruntergebrannt war, dann zogen sie wieder in die Hofburg, wo weiter gefeiert wurde. Nach der Auskleidung des Prinzens, hieß es dann um Mitternacht „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“. Und auch dabei wurde das ein oder andere Auge noch einmal feucht.

In Denklingen zündete Prinz Michél den Nubbel an

„Der Aschermittwoch rückt näher und während unsere Leber verzweifelt um Gnade fleht, steht hier der wahre Schuldige!“, las Johanna Welter, die neue Hohepriesterin der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Denklingen, am Dienstagabend dem Nubbel auf dem Scheiterhaufen im Burghof die Leviten.

„Seit dem 11.11. hat er uns verführt und uns falsche Hoffnungen gemacht“, klagte sie die Stoffpuppe an. „Wer ist an all dem schuld? Wer hat uns die Stimme gestohlen und den Kater am nächsten Tag beschert?“, fragte sie in die Runde. Punkt für Punkt führte sie die während der Session erlebten Missgeschicke auf und die Jecken betonten einstimmig: „Er war’s schuld.“

In Denklingen ging der Nubbel schnell in den Flammen auf.

In Denklingen ging der Nubbel schnell in den Flammen auf.

„Ruhe in Flammen, Du Strohmännchen des Verderbens“, rief Welter, begleitet von ihren Messdienerinnen Jacqueline Eiteneuer und Jana Kitta. Derweil zündete der zuvor ausgekleidete Prinz Michél das Stroh unter dem Nubbel an und ließ mit seiner Prinzessin Elena im Arm die Session gedanklich noch einmal Revue passieren.

Nubbelverbrennung ist in Denklingen seit 20 Jahren Tradition

Johanna Welter hat in diesem Jahr die Nachfolge von Janne Becker angetreten, die die Rolle der Priesterin 20 Jahre lang übernommen hat, nachdem Johannas Vater Hansi diese Tradition 2004 auch in Denklingen eingeführt hatte. Während die Flammen nun in den Nachthimmel stiegen, hakten sich die Karnevalisten schunkelnd ein und stimmten das letzte Lied der Session an: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei.“


Der Nubbel

Der Nubbel ist eine Jahrmarktfigur aus dem Mittelalter, die als Strohpuppe ausgestellt und gefeiert wurde. Um 1950 wurde sie in Köln für den Karneval wiederentdeckt und in der Nacht zum Aschermittwoch verbrannt, die Asche wurde für das Aschenkreuz verwendet. Der Nubbel spielt die Rolle des Sündenbocks für alle in der Karnevalszeit begangenen kleineren und größeren Sünden. Er wird beschimpft und als die personifizierte Schlechtigkeit werden ihm alle „Ausrutscher“ angelastet, um nach seiner Verbrennung selbst wieder frei davon zu sein.