Frauen, die die „Pille danach“ benötigen, erhalten auch in Oberbergs Apotheken eine ausführliche Beratung. Dafür wurden die Apotheker geschult.
„Mehrmals im Monat“Nachfrage nach der „Pille danach“ ist in Oberbergs Apotheken gestiegen

Die „Pille danach“ ist in der Apotheke erhältlich.
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„Mehrmals im Monat kommen Frauen in meine Apotheken, weil sie die Pille danach benötigen“, berichtet Martina Dammüller, Pressesprecherin der Apotheken im Oberbergischen Kreis und Inhaberin von zwei Apotheken in Wipperfürth, von einer gestiegenen Nachfrage. Damit liegen die Apotheken im Oberbergischen Kreis im bundesweiten Trend.
Seit März 2015 können sich Frauen in Deutschland die „Pille danach“ in den Apotheken rezeptfrei verschreiben lassen. In diesen zehn Jahren hat sich die Anzahl der abgegebenen Notfallverhütungsmittel nahezu verdoppelt. Das geht aus Zahlen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hervor. Demnach ist die Zahl der Packungen, die ohne Rezept ausgegeben wurden, von 467.000 (2015) auf 882.000 (2023) gestiegen.
„Pille danach“: Zwei verschiedene Wirkstoffe in Deutschland erhältlich
Die „Pille danach“ muss nach einer Verhütungspanne schnell eingenommen werden, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern, sagt Martina Dammüller, die zudem Wirkstoff und Wirksamkeit erklärt: „Die Pille danach ist ein Notfallverhütungsmittel, das unter bestimmten Voraussetzungen eine Schwangerschaft verhindern kann, wenn es nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder einer Verhütungspanne eingenommen wird.“
In Deutschland sind derzeit zwei unterschiedliche Wirkstoffe erhältlich: Levonorgestrel und Ulipristalacetat. Beide verzögern den Eisprung und verhindern somit eine Befruchtung. Levonorgestrel kann bis zu drei Tage nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, Ulipristalacetat wirkt bis zu fünf Tage danach, schreibt der Apothekerverband Nordrhein. Einen anhaltenden Verhütungsschutz bietet keiner der beiden Wirkstoffe.
Auch eine vertrauliche Beratung ist in den Apotheken oftmals möglich
Frauen, die die „Pille danach“ benötigen, erhalten auch in Oberbergs Apotheken eine ausführliche Beratung. Dabei sei vor allem viel Fingerspitzengefühl gefragt, berichtet Martina Dammüller: „Wir haben als Apotheker eine Fortbildung zu diesem Thema gemacht und als Orientierung einen Fragenkatalog erhalten, der uns dabei hilft, keine wichtigen Informationen bei der Beratung zu vergessen. Es macht zudem einen Unterschied, ob sehr junge Frauen die Pille danach benötigen. Und, ob eine Frau vielleicht sogar vergewaltigt worden ist.“
Das fordere auch emotional, oftmals erfahre man von einer Vergewaltigung jedoch nicht, wenn es die Frauen in der Beratung nicht von selbst ansprechen, berichtet die Apothekerin. Liegen Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch oder eine Vergewaltigung vor, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die „Pille danach“. Ansonsten werden die Kosten nur bis zum vollendeten 22. Lebensjahr übernommen, wenn ein ärztliches Rezept vorliegt. Ohne Rezept müssen Frauen die Kosten zwischen 15 und 40 Euro selbst tragen.
Eine vertrauliche Beratung können Frauen in den Apotheken – wenn es die baulichen Gegebenheiten zulassen – dank speziellen Beratungsraum oder -ecken erhalten. Martina Dammüller kritisiert: „Die Pille danach darf auch an den Mann herausgegeben werden. Das finde ich nicht gut. Denn so ist es erst recht schwer erkennbar, ob der Geschlechtsverkehr willentlich war oder nicht.“ Jugendliche unter 14 Jahren, die in ihrer Apotheke nach der „Pille danach“ fragen, schickt die Wipperfürther Apothekerin grundsätzlich zum Frauenarzt. „Da spielen noch ganz andere Faktoren eine Rolle und eine ärztliche Untersuchung ist in jedem Fall sinnvoll. Außerdem muss hier noch mal gezielt aufgeklärt werden.“
Die „Pille danach“ stelle, auch wenn sie seit mittlerweile zehn Jahren rezeptfrei erhältlich ist, eine Notfalllösung dar. Ihre Anwendung sei für den Ausnahmefall vorbehalten, sagt Martina Dammüller und betont abschließend: „Die Apotheken im Oberbergischen Kreis bieten eine persönliche und engagierte Beratung, damit Frauen fundierte Entscheidungen treffen und sicher handeln können.“