Schulen und Unterkünfte für Geflüchtete haben im vergangenen Jahr die Stadt und die Politik in der oberbergischen Hansestadt beschäftigt.
Rückblick auf 2023Das waren die wichtigsten Themen in Wipperfürth
Sanieren oder abreißen und neu bauen? Die Zukunft des in der Jahre gekommenen Schulzentrums auf dem Mühlenberg war eine der zentralen Fragen, mit denen sich Politik und Verwaltung im Jahr 2023 beschäftigen mussten. Aufgrund der schlechten Bausubstanz entschied sich die Politik, die Hauptschule sukzessive abreißen zu lassen und einen Neubau zu errichten, davon soll auch die benachbarte Hermann-Voss-Realschule profitieren.
Neubau auf dem Wipperfürther Mühlenberg
Der neue „Campus Mühlenberg“ wird ein Mammutprojekt. Erste Kostenschätzungen gehen von rund 63 Millionen Euro aus, es könnten am Ende aber auch über 90 Millionen Euro werden. Dafür muss die Stadt neue Schulden aufnehmen. Diese Woche beraten der Schul- und Sozialausschuss sowie der Bauausschuss das Thema.
Weil es sowohl an der Real- wie auch an der Hauptschule an dringend benötigten Fachräumen für den Unterricht in Naturwissenschaften und Technik fehlt, soll zusätzlich eine Interimslösung aus Containern geschaffen werden. Damit hat Wipperfürth bereits Erfahrungen gesammelt. Im Frühjahr 2023 wurden 76 Container zu 14 neuen Klassenzimmer der Realschule zusammengefügt. Der 3,4 Millionen Euro teure Bau soll allerdings nur eine Übergangslösung sein, für eine dauerhafte Lösung fehlt das Baurecht.
Unterkunft für Geflüchtete an der Bahnstraße in Wipperfürth
Für Diskussionen sorgte 2023 ein weiterer geplanter Containerbau. Um Geflüchtete unterzubringen, stellte die Verwaltung im Frühjahr die Pläne für eine provisorische Unterkunft an der Bahnstraße für 25 bis 50 Menschen vor. Anwohner kritisierten die Entscheidung und warfen der Stadt vor, Alternativen nicht sorgfältig geprüft zu haben – was das Rathaus zurückwies.
Letztendlich entschied der Rat, an der Bahnstraße nur eine abgespeckte Containerunterkunft für maximal 28 Menschen zu errichten. Bund und Land stellen dafür rund 660.000 Euro Fördergeld zur Verfügung, die Gesamtkosten sollen bei rund 1,3 Millionen Euro liegen. Die Umsetzung der neuen Flüchtlingsunterkunft zieht sich allerdings sehr in die Länge.
Wipperfürth: Was wird aus dem Isek?
Im August 2023 fand in der Alten Drahtzieherei die Abschlussveranstaltung zum „Integrierten Stadt- und Dorfentwicklungskonzept“ (Isek) statt. Rund 120 Bürgerinnen und Bürger nutzten die Möglichkeit, sich über die über 200 Maßnahmen zu informieren, die zwei Planungsbüros im Auftrag der Stadt erarbeitet hatten.
Unter dem Leitbild „Sieben Dörfer, eine Stadt“ verfolgt man das Ziel, die Kirchdörfer und den Außenbereich mit der Stadt besser zu verzahnen und sie stärker als eine Einheit wahrzunehmen. Konkret geschehen soll dies in fünf Themenkomplexen: Wohnen und Wohnumfeld, Gewerbe und Einzelhandel, Tourismus, Freizeit und Kultur sowie Mobilität. Das Isek soll außerdem den Zugang zu Städtebaufördermitteln und einer Förderung im Rahmen der Regionale 2025 ermöglichen. Welche der Maßnahmen wann konkret umgesetzt werden, ist noch nicht entschieden.
Bürgerschaftliches Engagement in der Hansestadt
Für die Dörfer spielen die Sport- und Mehrzweckhallen eine zentrale Rolle. In Wipperfeld wird die Turnhalle zu einer Multifunktionshalle umgebaut, ähnlich, wie dies vor Jahren schon in Kreuzberg geschehen ist. Denn nur dann können die Wipperfelder „ihre“ Halle auch künftig als Konzert- und Versammlungsstätte nutzen. Um die Kosten für den Umbau von rund 665 000 Euro auf mehrere Schultern zu verteilen, gründete sich in Wipperfeld 2023 ein Förderverein, der 115 000 Euro beisteuern will. Ein gutes Zeichen, das zeigt, dass das bürgerschaftliche Engagement funktioniert. Die Stadt übernimmt einen Anteil von 300 000 Euro, die restlichen 250 000 Euro sollen über das Förderprogramm „Leader“ abgedeckt werden.
Baustelle in der Wipperfürther Innenstadt
2023 war in Wipperfürth ein weiteres Baustellenjahr. Der Umbau der Kreuzung vor der Polizeiwache zu einem Kreisverkehr sorgte vor allem anfangs für lange Staus, Geschäftsleute klagten über fehlende Kundschaft. 2014 hatte der Rat einstimmig für eine Sperrung der Hochstraße in Höhe des DM-Marktes gestimmt, um die Innenstadt vom Autoverkehr zu entlasten. Doch aus der CDU kommen Stimmen, die Stadt solle darauf verzichten, eine Sperrung schade dem Einzelhandel. Eine Entscheidung muss bald fallen.
Umstritten bleibt auch die aus Hochwasserschutzgründen beabsichtigte Schleifung des Wupperwehrs am Alten Turbinenhaus. Vor allem der Heimat- und Geschichtsverein spricht sich dagegen aus. Ein lange erwarteter Schritt konnte zum Jahreswechsel endlich umgesetzt werden: Der erste Spatenstich für das Neubaugebiet Reinshagensbusch – dem ersten größeren Neubaugebiet in der Hansestadt seit über 20 Jahren. Die Nachfrage ist groß, von den 48 Einfamilienhausgrundstücken sind bereits 21 verkauft. Das liegt nicht zuletzt am vergleichsweise günstigen Preis von 179 Euro pro Quadratmeter.
Im Wipperfürther Rathaus hat sich das Personalkarussell weiter gedreht. Mit Jens Groll übernahm zum 1. August 2023 ein neuer Kämmerer die Verantwortung für den Fachbereich Finanzen. Mit Sarah Hedfeld hat außerdem das Wipperfürther Jugendamt eine neue Leiterin bekommen. Demnächst ausgeschrieben werden soll die Stelle für einen neuen Leiter Bauen, Planen und Umwelt. Stephan Hammer, der bisherige Stelleninhaber, wechselte im Juli 2023 nach Lüdenscheid.