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Seit 50 Jahren auf der KarnevalsbühneWie Willibert Pauels zum Bergischen Jung wurde

Lesezeit 3 Minuten
Willibert Pauels wie man ihn im Karneval als „Ne Bergische Jung“ auf den großen Karnevalsbühnen kennt.

Willibert Pauels wie man ihn im Karneval als „Ne Bergische Jung“ auf den großen Karnevalsbühnen kennt.

Seit 50 Jahren ist der Wipperfürther Willibert Pauels auf den großen Karnevalsbühnen aktiv. Er erzählt, wie es dazugekommen ist.

Als Büttenredner war Willibert Pauels jahrzehntelang aus dem Kölner Karneval nicht wegzudenken. Pappnase, Hötchen, Brille, rotes Oberteil und schwarze Weste sind charakteristisch für ihn als „Ne Bergische Jung“.

In diesem Jahr feiert der Bergische Jung ein ganz besonderes Jubiläum, denn vor 50 Jahren trat er zum ersten Mal auf einer Karnevalssitzung in Wipperfürth auf. Bei einer Sitzung der Kajuja im Saal Flosbach war das, und er sei als Baulemann junior aufgetreten. Baulemann ist die Bezeichnung für die Wipperfürther.

Als Baulemann junior im Pfarrkarneval begonnen

Durch Mund-zu-Mund-Propaganda sei er dann in den nächsten Jahren in der Region bekannter geworden. Zu seinem Namen „Ne Bergische Jung“ kam Pauels durch einen Auftritt in Leverkusen 1985. Da konnte man mit Baulemann nichts anfangen und die Literatin habe überlegt, wie er denn angekündigt werden könne und sei dann auf „Ne Bergische Jung“ gekommen. Eine gute Idee und ein passender Name, wie er findet.

Ein Auftritt müsse gut vorbereitet sein, je nach Stimmung im Saal benötige man auch einen Plan B. Ein Kracher zum Auftakt sorge dafür, dass man die Aufmerksamkeit des Publikums bekomme. Der dürfe auch schon mal deftiger ausfallen. So wie bei seinem Auftritt bei der Ehrengarde, als er mit einem Gebiss in der Hand auf die Bühne kam. Natürlich fragten sich alle, was das soll. „Das ist die Brücke von Remagen“, so Pauels in Anspielung auf den damaligen Präsidenten Frank Remagen. Der Karneval dürfe und müsse auch der Gesellschaft und den Mächtigen den Spiegel vorhalten und das Lachen dürfe auch einmal im Halse stecken bleiben. Ein Witz müsse gut erzählt, ja geschauspielert werden und beim Publikum ein Film im Kopf starten.

Schockiert über einen Artikel in der Boulevard-Presse

Natürlich gebe es auch mal einen Auftritt, der nicht gelinge. Besonders in Erinnerung ist ihm die Prinzenproklamation 2010 geblieben. Er sei schlecht gewesen, aber schockiert habe ihn, was die Bild-Zeitung daraus gemacht habe. „Trauriger Abschied eines großen Kabarettisten“ habe die Schlagzeile gelautet, es sei der Horror für ihn gewesen.

Der Karneval ist viel lauter geworden, Redner haben es schwer

Doch rückblickend gebe es viel mehr wunderbare Erlebnisse. Wie etwa bei den jüdischen Karnevalisten der „Kippa-Köpp“. Dort habe er das einzige Gebet, das er auf jüdisch kenne, gesprochen. „Da war es unglaublich still, doch gleich darauf wurde wieder herzlich gelacht“, so Pauels, der gerne über die befreiende Wirkung des Humors spricht.

Und was hat sich im Karneval in den letzten 50 Jahren verändert? Das Publikum ist lauter geworden, Party-Stimmung sei angesagt, Redner hätten es da oft schwer. Er hoffe, dass sich der Trend zu den Flüstersitzungen, wo die Redner wieder gehört würden, verstärke.


Zur Person

Willibert Pauels wurde 1954 in Wipperfürth geboren, 1973 legte er am EvB-Gymnasium das Abitur ab und studierte anschließend in Bonn und Münster katholische Theologie. Zum Diakon wurde er 1993 geweiht und war bis 2006 in verschiedenen Gemeinden im Einsatz. In Wipperfürth trat er 1985 zum ersten Mal bei einer Sitzung auf. Auf Kölner Bühnen hatte er 1996 seinen ersten Auftritt. Als „Ne Bergische Jung“ wurde er zu einem der gefragtesten Redner im Karneval. Im Jahr 2013 machte er bekannt, dass er jahrelang an Depressionen litt und zog im gleichen Jahr die Konsequenz und stieg aus dem professionellen Karneval aus. Willibert Pauels wurde wieder hauptberuflich Diakon in Gummersbach. Am 1. September 2020 ging er als Diakon in den Ruhestand, ist als Subsidiar aber weiter tätig.