Fast alle Feuerwachen in den Wipperfürther Kirchdörfern haben Mängel und müssen deshalb in den kommenden Jahren durch Neubauten ersetzt werden.
Teures UnterfangenWipperfürth braucht sechs neue Feuerwachen
Ob in Egen, Kreuzberg oder Klaswipper, in Thier, Dohrgaul und in Egen: Die Feuerwehrwachen auf diesen sechs Wipperfürther Dörfern entsprechen nicht mehr den aktuellen Bestimmungen und haben Mängel. Der Platz in den Fahrzeughallen reicht nicht aus, die Tore sind zu klein, oft fehlt es an nach Geschlechtern getrennten Umkleiden. Und auch die Anfahrt der alarmierten Wehrkräfte und das Ausrücken der Feuerwehr muss räumlich besser getrennt werden. Zudem sind sogenannte „Schwarz-Weiß-Schleusen“, also die strikte Trennung von möglicherweise rußverschmierter Einsatzkleidung und privater Kleidung, vorgeschrieben.
Im Brandschutzbedarfsplan der Hansestadt Wipperfürth, zuletzt 2023 beschlossen, sind diverse Mängel in den genannten sechs kleineren Wachen aufgelistet. Die Stadtverwaltung hat deshalb das Architekturbüro K-Plan, spezialisiert auf den Neubau von Feuerwachen, beauftragt, die Feuerwehrgerätehäuser zu untersuchen und zu ermitteln, welche Anforderungen für neue Wachen gelten müssen. Im Wipperfürther Bauausschuss stellten Jasmin Reuter und René Löwen von K-Plan eine sehr detaillierte Potenzialanalyse samt Machbarkeitsstudie vor.
Der Brandschutzbedarfsplan listet Mängel auf
Thier: In der Halle in Thier müssen drei Fahrzeuge Platz finden, dazwischen ist ausreichender Sicherheitsabstand erforderlich. Neben einer neuen Halle mit 180 Quadratmetern Fläche sind weitere 140 qm für Sozial- und Sanitärräume sowie Umkleiden nötig. Benötigt werden außerdem gut 100 qm für Schulung und Verwaltung sowie eine 40 qm große Werkstatt samt Lager, außerdem Platz für die Haustechnik. Insgesamt ergibt sich ein Nutzflächenbedarf von 505 qm.
Auf dem Grundstück sollen 23 Pkw-Stellplätze entstehen, vor der Fahrzeughalle ist der Alarmhof frei zu halten. Das Grundstück, so die Analyse von K-Plan, sollte deshalb rund 1800 Quadratmeter groß sein. Weil der jetzige Feuerwehrstandort diese Bedingungen nicht erfüllt, soll ein Neubau an der Johann-Wilhelm-Roth-Straße, angrenzend an das Neubaugebiet „Aher Busch“ entstehen.
Für drei Wachen muss noch ein Grundstück her
Hämmern: Auch für eine neue Feuerwache in Hämmern ist schon ein Grundstück vorhanden: Die städtische Wipperfürther Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft (WEG) hat dafür die Brachfläche an der Bundesstraße 237 gekauft, dort, wo früher einmal das China-Restaurant „Dynastie“ stand, bis dieses 2009 durch Brandstiftung zerstört wurde. In Hämmern wird nur Platz für zwei Einsatzfahrzeuge benötigt, aber ebenfalls Sozial-, Sanitär- und Schulungsräume, Werkstatt und Lager. Daraus hat K-Plan eine Nutzfläche von 417 qm und ein Grundstück von 1500 qm Fläche errechnet.
Dohrgaul: Für eine neue Feuerwache in Dohrgaul kommen die Planer auf ähnliche Abmessungen wie in Hämmern. Als Grundstücksgröße empfehlen sie eine Fläche von 1400 qm. Der jetzige Feuerwehrstandort am Ortsausgang in Richtung Kempershöhe hätte die richtige Größe. Das Problem: Die alte Wache müsste abgerissen werden, bis zur Inbetriebnahme eines Neubaus müsste die Löschgruppe in einen Interimsbau unterkommen. Noch ist unklar, wo dieser entstehen könnte.
Baukosten dürften weiter steigen
Kreuzberg, Egen, Klaswipper: Auch an diesen drei Standorten sind neue Feuerwachen erforderlich. Kreuzberg benötigt knapp 500 Quadratmeter Nutzfläche und ein 1500 qm großes Grundstück, Egen und Klaswipper kommen auf eine ähnliche Größenordnung. Doch an allen drei Dörfern gibt es ein Problem: Der jetzige Standort hat nicht die erforderliche Mindestgröße und ist damit nicht geeignet. Die Stadt müsste also in allen drei Dörfern erst einmal ein geeignetes Grundstück finden und kaufen.
Die Kosten: Für Thier, Hämmern und Dohrgaul hat K-Plan einen ersten Kostenrahmen erstellt. Sie liegen zwischen knapp 3,8 Millionen Euro für die Wache in Dohrgaul und gut 3,2 Millionen Euro für Hämmern. In dem Kostenrahmen sind aber viele Nebenkosten noch nicht erhalten. K-Plan geht – aufgrund des sehr frühen Planungsstandes – von möglichen Kostensteigerungen um bis zu 40 Prozent aus.
Die Gesamtkosten für sechs neue Wachen dürften sich damit – grob geschätzt – auf 25 bis 30 Millionen Euro belaufen, plus die Kosten für den Grunderwerb. Eine Summe, die im Ausschuss für manches Stirnrunzeln sorgte. Bärbel Schröder (SPD wollte wissen, warum für jede Wache ein eigenes Schulungsraum nötig sei. „Ein Schulungsraum ist vorgeschrieben, auch für die Besprechungen nach Einsätzen. Für das seelische Heil und die mentale Gesundheit der Feuerwehrkräfte sind diese Nachbesprechungen sehr wichtig“, erklärte Reuter.
So geht es weiter: In Egen, Klaswipper und Kreuzberg muss die Stadt geeignete Grundstücke finden. An den anderen drei Standorten gilt es, den Baugrund zu erkunden und weiter zu planen. Dazu gehört auch die Frage nach Fördergeldern. Wenn die Planung konkreter ist, dann muss die Politik über den Neubau von Feuerwachen beraten und entscheiden. „Der Brandschutzbedarfsplan verpflichtet uns zum Handeln“, so Fachbereichsleiter Marius Marondel. Das müsse schneller als innerhalb von zehn Jahren umgesetzt werden.