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Zweifelhafte MethodeVertriebsfirma nutzt Falschaussagen für Verkäufe an der Haustür

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So sieht laut Telekom ein echter Vertriebsmitarbeiter aus. Die Szene ist nachgestellt.

Lindlar – In Lindlar sind Vertreter unterwegs, die dafür werben, einen Vertrag über einen Glasfaseranschluss bei der Telekom abzuschließen. „Es handelt sich um Mitarbeiter der Firma Ranger, ein Dienstleister, der in unserem Auftrag arbeitet. Die Mitarbeiter sind mit Telekom-Kleidung ausgestattet und tragen gut sichtbar einen Ausweis um den Hals“, erklärt George-Stephen McKinney, Pressesprecher der Deutschen Telekom, auf Nachfrage unserer Zeitung.

Dieser Direktvertrieb sei in der Branche absolut üblich. Jörg Schlichtmann, Ratsherr der Grünen, schilderte in der jüngsten Ratssitzung, dass dabei offenbar mit unsauberen Methoden gearbeitet wird. „Der Vertreter, der an unserer Tür klingelte, behauptete, man könne einen Vertrag für einen Glasfaseranschluss in den nächsten zwei Jahren nur bei der Telekom abschließen. Ich wusste, das das nicht stimmt, und ich habe ihm gesagt, dass ich bei meinem jetzigen Anbieter bleiben möchte“, so Schlichtmann im Rat. Daraufhin sei das Gespräch beendet gewesen.

Telekom hat Beschwerdetelefon eingerichtet

„Falls das Gespräch so gelaufen ist, dann ist das völlig inakzeptabel“, so McKinney. Selbstverständlich sei der Zugang zum Netz diskriminierungsfrei. Was bedeutet, dass der Kunde seinen Anbieter für Telefon und Internet frei wählen kann. Die Telekom werde dem Fall nachgehen und mit dem Dienstleister sprechen. Für Rückfragen und Beschwerden hat die Deutsche Telekom eine Servicenummer eingerichtet, unter 0800/826 63 47.

Der Gemeinde Lindlar sei von weiteren derartigen Beschwerden nichts bekannt, so Bürgermeister Dr. Georg Ludwig. Dennoch hake man beim Thema Telekom-Vertragsakquise nach.

Vorsicht bei Haustürgeschäften

Die Polizei und die Verbraucherzentrale NRW mahnen bei Haustürgeschäften generell zur Vorsicht. „Überlegen Sie sich gut, ob die Haustür der richtige Ort für einen Vertragsabschluss ist“, sagt Stefanie Vogt von der Verbraucherzentrale in Bergisch Gladbach. Sie weist darauf hin, dass für Kunden dabei ein 14-tägiges Rücktrittsrecht gilt. Weitere Informationen zu Haustürgeschäften und Kundenrechten finden sich auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW.www.verbraucher-zentrale.nrw

Im Internet finden sich zahlreiche Berichte mit Beschwerden über Mitarbeiter der Firma Ranger Marketing & Vertriebs GmbH aus Düsseldorf, die im Auftrag der Telekom unterwegs sind. Geschildert werden unter anderem Fälle, wo versucht wurde, den Kunden nicht nur einen Glasfaservertrag zu verkaufen, sondern gleich noch einen Wechsel des Strom- und Gaslieferanten zu empfehlen.

Die Deutsche Telekom erklärt dagegen, man habe mit Ranger gute Erfahrungen gemacht. Die Provision für den Werber werde erst gezahlt, wenn der Vertrag auch tatsächlich zustande komme. Wenn ein Kunde sich überrumpelt fühle und hinterher storniere, fließe auch kein Geld.

Wochen nach der Beschwerde keine Veränderung

„Wir sind seit über 15 Jahren autorisierter Vertriebspartner der Deutschen Telekom und legen großen Wert auf die Qualität der Kundenberatung und damit auf die Kundenzufriedenheit“, heißt es von Ranger Marketing. Die geschilderte Beschwerde des Lesers habe „oberste Priorität“. Daher werde das Qualitätsmanagement direkt nachschulen und für das Thema sensibilisieren.

Zwischenzeitlich hatte bei Jörg Schlichtmann, wenige Wochen nach dem ersten Mal, ein zweiter Ranger-Mitarbeiter geläutet. „Die Argumentation war die gleiche. Die Nutzung des Glasfaseranschlusses sei nur bei einem Abschluss eines Vertrages mit der Telekom mit einer Laufzeit von 24 Monaten möglich“, so Schlichtmann. Das Vorgehen der Telekom und des Subunternehmens sei skandalös.