Rhein-Berg-Kreis – Der ARD-Sportkommentator Tom Bartels ist seit mehr als zehn Jahren auch Moderator der Sportlerehrung, die der Kreissportbund in Medienpartnerschaft mit Bergischer Landeszeitung und „Kölner Stadt-Anzeiger“ ausrichtet.
Gestern Nachmittag war der 55-Jährige auf dem Weg zu den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften im bayerischen Oberstdorf.
Über seinen Arbeitsalltag, Herausforderungen der Pandemie und den Endspurt der diesjährigen Sportlerwahl in Rhein-Berg hat Guido Wagner mit dem Wahl-Rheinländer gesprochen.
Die Skisprungwettbewerbe haben Sie allesamt aus dem Studio in Köln moderiert statt vom Rand der Schanze. Sind Sie froh darüber, jetzt in Oberstdorf endlich wieder vor Ort zu sein?
Tom Bartels: Ja, das ist schon etwas ganz Anderes. Bei den Skisprungwettbewerben hatte ich im TV-Studio zum Moderieren nur das Fernsehbild und die Wertung. Da muss ich mich voll aufs Kamerabild verlassen- Aber wenn dann in der Bildregie der Absprung nicht komplett gezeigt wurde, konnte ich dazu nichts sagen. Hier in Oberstdorf kann ich nun selbst entscheiden, wohin ich gucke (lächelt). Auch wenn ja hier alles ohne Zuschauer stattfindet.
Wahrscheinlich ist das auch eine merkwürdige Atmosphäre, oder?
Klar, die Atmosphäre hat nichts von dem, was sonst so eine WM ausmacht. Deshalb hofft Oberstdorf auch, in acht Jahren nochmal die Weltmeisterschaft zu bekommen. Dann wieder mit Zuschauern. Jetzt ist hier ja alles zu, Hotels, Gaststätten, ein Trauerspiel.
Wettbewerbe ohne Zuschauer kennen Sie aber ja auch schon aus der Fußball-Bundesliga.
Ja, da durften wir Sportjournalisten auch immer im Stadion sein, das sah das Corona-Sicherheitskonzept der Deutschen-Fußball-Liga so vor. Aber irgendwie fühlte sich das falsch an.
Inwiefern falsch?
Na, wenn kein Fan im Stadion ist, dann fehlt so einem Fußballspiel einfach die Kultur, die Emotionen. Das wirkt sich auch auf den Moderator aus. Da sprichst Du ja ins Nichts, wie in eine Blechbüchse. Du kannst ja auch nichts stehen lassen.
Stehen lassen?
Na, keinen Jubel, kein Pfeifkonzert, nichts. Tendenziell neigt man dann auch dazu, zu viel zu sprechen, weil ja sonst dann einfach Stille ist.
Gab’s da vorher schon mal vergleichbare Situationen für Sie als Sportreporter?
Vielleicht mal bei einer Qualifikation der Skispringer an einem Donnerstagabend um 20 Uhr in Lillehammer. Da war’s vielleicht ähnlich still. Aber sonst. Aus dem Studio habe ich natürlich auch das Länderspiel Spanien gegen Deutschland kommentieren müssen. Aber ich bin ja mit all den Fußballfans schon froh, dass überhaupt gespielt wird.
Im Amateurbereich ist ja gerade im vergangenen Jahr vieles ausgefallen...
Ja, gerade im Kinder- und Jugendbereich fehlt ja in der Regel ein ganzes Jahr – allein bis jetzt. Und da werden die Folgen auch noch viel größer sein, wenn’s dann man wieder losgeht. WENN es mal wieder losgeht. Gerade Kontaktsportarten wie Judo, Karate oder Ringen werden da sicher ganz spät erst wieder trainieren dürfen.
Die beiden ersten sind ja auch bei der Sportlerwahl in Rhein-Berg regelmäßig vertreten.
Ich weiß. Viele der Sportler im Rheinisch-Bergischen Kreis kenne ich ja durch die Sportlerehrungen über Jahre – und habe gerade vergangenes Jahr ja auch von einigen gehört, wie schwer es ist.
Wie die Schwimmer, die bei frischen Temperaturen zum Fühlinger See gefahren sind, um trainieren zu können...
Genau. Und die selbst dort noch aus dem Wasser gepfiffen worden sind. Nein, da haben viele wirklich mit viel Engagement alles versucht und sind doch durch die Corona-Einschränkungen weit zurückgeworfen worden. Das wird man sicher auch bei internationalen Wettbewerben merken, weil in einigen anderen Ländern doch viel mehr an Training möglich war als bei uns.
Die Wahl zur Sportlerin, zum Sportler und der Mannschaft des Jahres 2020 wird es trotzdem – oder auch gerade deswegen geben.
Das finde ich auch sehr gut. Der Sport braucht jetzt jede Unterstützung – und jede Aufmerksamkeit, die möglich ist. Deshalb kann ich allen nur raten: Jetzt mitwählen – auch der Sport im Rheinisch-Bergischen Kreis braucht jede Stimme.