Der Streit um den Neubau der Psychosomatischen Klinik in Gierath droht zu eskalieren.
Die Kölner GWK will ihre Werkstatt für Menschen für Behinderung schließen, sollte es zum Neubau kommen.
Der Grund ist eine Straße zur Baustelle, die für die Besucher gefährlich werden kann.
Bergisch Gladbach – Das Projekt, die Psychosomatische Klinik in Gierath zu erweitern, war von Anfang an heftig umstritten – Kritik übten vor allem Umweltschützer und Anwohner. Jetzt verschärft sich der Konflikt noch einmal: Die Gemeinnützigen Werkstätten Köln (GWK) kündigen an, ihren Standort am Schlodderdicher Weg aufgeben zu müssen, sollte die Stadt das Bauvorhaben wie geplant umsetzen.
Aus Sicht der GWK ist die Sicherheit der Menschen mit Behinderung dann nicht mehr gegeben. Denn das Straßenstück, das zwischen zwei Gebäudekomplexen der Einrichtung verläuft, soll zur Durchfahrtsstraße zum Klinikneubau werden. „Aus Sicherheitsgründen ist die derzeitige Planung absolut nicht akzeptabel“, betont Betriebsstättenleiter Arndt Schumacher mit Nachdruck.
Geplant sind 52 Neue Betten
Die Psychosomatische Klinik (PSK) plant , auf der 15 000 Quadratmeter großen Wiese am Schlodderdicher Weg in Gierath einen zweigeschossigen Erweiterungsbau zu errichten mit 69 zusätzlichen Betten: zur Entzugstherapie von Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigen. Die Bettenzahl soll sich von 97 um 52 Betten erhöhen, insgesamt soll es 149 Betten geben. Im neuen und alten Gebäude der Psychosomatischen Klinik sollen insgesamt 180 Mitarbeiter arbeiten.
Außer der GWK befürchten auch Anwohner neben Lärm- und anderen Belästigungen ebenfalls ein Verkehrschaos vor der Haustür. Der BUND hat Umweltbedenken geäußert – die grüne Freifläche liegt im Landschaftsschutzgebiet.
Im zweiten Halbjahr 2019 soll laut Stadtverwaltung der Beschluss für die Offenlage des Bebauungsplans vorliegen. Diese Phase bietet allen Bürgern die Möglichkeit, Anregungen und Bedenken zu äußern. (ub)
Die vorgesehene Umsetzung des Neubaus verwandle einen Parkplatz in eine befahrene Straße, die die einzelnen Werkstattgebäude voneinander trenne. Schumacher befürchtet schlimme Unfälle, wenn die Beschäftigten plötzlich Pkw- und Lieferverkehr der Psychosomatischen Klinik (PSK) beachten müssten.
Stadt zeigt Verständnis – Klinikneubau weiter im Fokus
„Wir haben Verständnis für die Bedenken der GWK“, sagt Stadtsprecher Martin Rölen. Die Stadtverwaltung sei aber ebenso daran interessiert, den Standort der Psychosomatischen Klinik zu sichern. Rölen bestätigt, dass im Entwurf des Bebauungsplans die Zuwegung zur Klinik über die GWK-Zufahrt dargestellt werden soll. Zwei mögliche Alternativstrecken seien wegen Bedenken der Unteren Wassergebäude verworfen worden. Sascha Klein, Geschäftsführer der PSK, gibt auf die Anfrage dieser Zeitung keine Stellungnahme ab. „Bei unserem Protest geht es nicht darum, die Erweiterung der Suchtklinik zu blockieren“, betont Schumacher.
Im Gegenteil, die GWK kooperiere seit Jahren mit der PSK. „Aber bleibt es dabei, dass die Verkehrserschließung des Bauprojekts über dieses Straßenstück erfolgt, müssten die GWK den Standort in Bergisch Gladbach aufgeben und wären gezwungen einen alternativen Standort zu suchen“, sagt Schumacher. Was alles Schlimmes passieren könnte, sollte auch der Bauverkehr mit Lastwagen über die Zufahrt abgewickelt werden, darüber möchte Schumacher lieber gar nicht erst nachdenken. Die Gefährdung der behinderten Beschäftigten sei unverantwortlich hoch.
Denn auf dem schmalen 100 Meter langen Straßenstück ist fast immer jemand unterwegs. Mehrfach am Tag wechseln die Beschäftigten die Straßenseiten. In der Essenszeit sind es auch größere Gruppen, die hin und herwandern. Auf der einen Straßenseite liegen Produktionshalle, Lager, ein Seminarraum sowie Büros. Im Gebäudekomplex auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind Kantine, Sporthalle sowie weitere Seminarräume untergebracht.
1500 Querungen am Tag
So kommt es täglich zu 1500 Querungen, wie eine von der Berufsgenossenschaft Gesundheits- und Wohlfahrtspflege initiierte Verkehrsstrommessung Ende März ergeben hat. Voll blockiert ist das Straßenstück morgens und nachmittags zu den Zeiten, wenn die Beschäftigten gebracht und abgeholt werden. 59 Transporter fahren vor, eine Mitarbeiterin weist jedes einzelne Fahrzeug ein. Erst wenn alle Wagen stehen, steigen die Beschäftigten aus oder ein. Mitarbeiter begleiten sie zum Arbeitsplatz. Darunter sind schwer mehrfach behinderte Beschäftigte, die im Elektro-Rollstuhl sitzen oder sich auf einen Rollator stützen. Insgesamt arbeiten 350 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen am Standort, der seit 1973 besteht. Betreut werden sie von 65 hauptamtlichen Mitarbeitern und zehn Auszubildenden.
„Ziel ist es, eine Lösung zu finden, mit der alle Beteiligten leben können“, meint Rölen. Von beiden Seiten seien Kompromisse gefordert. Ob und welche Sicherheitsmaßnahmen in den B-Plan aufgenommen werden könnten, würde noch geprüft. Polizei, Ordnungsbehörde und Behindertenbeauftragte seien dabei eingebunden.
Schumacher hat im Namen der GWK 54 Briefe abgeschickt, auch jeder Stadtverordnete hat einen erhalten. Seine Hoffnung ist, „dass doch noch ein Umdenken stattfindet.“