Krankenkasse zahlte Eingriff nichtSo gut geht es Joshua nach der OP in den USA
- Dieser Text ist aus unserem Archiv, er erschien im Original am 14. November 2021.
Bergisch Gladbach – Die Freude in der Familie Venegas in Bergisch Gladbach-Refrath ist unglaublich. Dem herzkranken Joshua Venegas geht es nach seiner Operation in den USA wesentlich besser. „Er fühlt sich so gut wie lange nicht und hat von Tag zu Tag mehr Energie“, beschreibt Kristin Venegas die Genesung ihres 14-jährigen Sohnes. Beide sind vor wenigen Tagen aus Philadelphia nach Hause zurückgekommen.
Mit Wonne beißt Joshua nach langem Verzicht in eine Mini-Salami, genießt frischen Käse und auch Oliven, die er am liebsten mag. „Vor dem Eingriff waren Lebensmittel mit einem so hohen Fettgehalt für ihn strikt verboten. Jetzt kann er sie vertragen“, freut sich Kristin Venegas. Die Besserung sei dem 14-Jährigen auch äußerlich anzusehen, da er nicht mehr aufgedunsen sei. Die Wassereinlagerungen im Körper verlieren sich.
Joshua Venegas fehlt eine Herzkammer
Mit Freunden durfte sich Joshua schon treffen und hat Spaziergänge unternommen. Auch der Kardiologe sei mit der zunehmend besseren Verfassung des Jungen sehr zufrieden. Zurzeit untersuche der Facharzt das Immunsystem des 14-Jährigen, unter anderem, ob er noch ausreichenden Impfschutz hat. Venegas: „Der Arzt sagt, er darf und soll auch trainieren, um Kondition aufzubauen.“
Joshua Venegas leidet an einem schweren Herzfehler, ihm fehlt eine Herzkammer. Um dem Jungen eine Chance auf einen Neuanfang zu geben, hat sich die Familie für ein kompliziertes und teures Operations-Verfahren in den USA entschieden. „Er war zunehmend erschöpft. Ihm lief die Zeit davon“, erklärt seine Mutter. Während des USA-Aufenthaltes hofften die Brüder Noah (16) und David (11) gemeinsam mit Vater Hector Venegas daheim in Refrath auf einen Erfolg.
Krankenkasse präferiert Verfahren mit hohem Schlaganfallrisiko
„Es waren zwei Eingriffe notwendig“, berichtet Kirstin Venegas, die selbst als Gynäkologin praktiziert. Jeweils fünf Stunden sei unter Vollnarkose endoskopisch an Leber und Darm operiert worden. Da die Bergische Krankenkasse, bei der die Familie versichert ist, das etwa 250.000 Euro teure Operationsverfahren nicht finanziert, hatte das Krebs- und Sozialprojekt „Lächelwerk“ im Sauerland für die Refrather Familie eine Spendenaktion gestartet.
Die Krankenkasse präferiert nach eigenen Angaben einen ähnlichen Eingriff, wie er von Fachärzten in Bonn ausgeführt werde. Dort sei das Verfahren „evidenzbasiert und etabliert“. Kirstin Venegas befürchtete hingegen beim Bonner Verfahren ein zu hohes Schlaganfallrisiko für ihren Sohn. Das sei auch attestiert worden. Deshalb vertraue sie der amerikanische Methode: „Er kann damit gut leben, wie sich jetzt schon zeigt“.
Anonymer Spender ermöglicht Reise in die Staaten
Gegen die Entscheidung der Krankenkasse will die Ärztin vor dem Sozialgericht klagen. „Ich sehe mich in der Pflicht, auch anderen Herzpatienten und Familien den Weg frei zu machen.“ Die Mediziner in den Staaten würden seit eineinhalb Jahren ihr Operations-Verfahren anwenden.
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Von der Hilfe und Unterstützung vieler Spender ist die Familie überwältigt. Ein Spender, der anonym bleiben möchte, hat den notwendigen Betrag vorgestreckt, damit Joshua in die Staaten fliegen konnte. „Ich bin so unendlich dankbar“, sagt Kirstin Venegas tief gerührt. „Ich kann nicht beschreiben, wie nah uns allen das geht.“
Joshua selbst ist sehr erleichtert und froh. Sein größter Wunsch ist es, bis Weihnachten wenigstens für ein paar Tage in die Schule gehen zu dürfen. Er besucht die Klasse 8 an der Johannes-Gutenberg-Realschule in Bensberg. Die Schulgemeinde fiebert mit dem 14-Jährigen, dass er bald wieder fit ist. Für ihn wurde der Sponsorenlauf der Schule Anfang November organisiert. Und vielleicht hält der gute Lauf an und Joshuas großer Wunsch erfüllt sich demnächst.