Bauernhof in KatterbachAcht Familien erschaffen sich Dorf am Rande der Großstadt

Die Initiatorinnen Kathrin Kölle (l.) und Kathrin Friedrichs verwirklichen ihren Traum vom gemeinsamen Wohnen.
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Bergisch Gladbach – Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen – vom gemeinsamen Wohnen. Acht Familien mit insgesamt 15 Kindern bauen auf einem gemeinsam erworbenen Grundstück in Katterbach vier Doppelhäuser. Hinter dem außergewöhnlichen Bauprojekt steckt die Idee eines anderen Lebens. Raus aus der Anonymität der Großstadt, hin zu einer familienähnlichen Wohnform im Grünen.
Die Initiatorinnen Kathrin Kölle (36) und Kathrin Friedrichs (38) sind selbst so groß geworden: in dem Wohndorf, das ihre Eltern in den 90er Jahren, im Stadtteil Hand am Rande des Diepeschrather Waldes aufgebaut haben. „Das war wie im Paradies für uns Kinder, wir hatten immer Spielkameraden“, schwärmt Kathrin Kölle noch heute bei der Erinnerung an ihre Kinderzeit.
Dieses Glück, das die beiden Freundinnen damals erlebt hatten, wollten sie ihren zwei kleinen Kindern auch ermöglichen. Ein bisschen haben die beiden Mütter dabei aber auch an sich gedacht: „Wenn ich was erledigen muss, ist immer jemand da, der mal aufpassen kann“, hofft Kathrin Friedrichs. Doch von der Idee einer „Landkommune“ bis zur Realisierung war es ein „echter Kraftakt“, sagen die beiden Frauen. Am Ende hat es geklappt: Am Freitag war Richtfest.
Eigenes Obst, Gemüse und Tiere
„Wir hatten einfach Glück“, meint Kathrin Friedrichs, „dass wir das Grundstück bekommen haben.“ Vor drei Jahren ging die Suche nach einem geeigneten Areal los. Von Anfang an hatten die beiden das Gelände an der Straße Sträßchen Siefen im Visier: Denn zum Baugrundstück gehört eine 20 000 Quadratmeter große Streuobstwiese.
Geradezu ideal, um den Gedanken vom Dorfleben mitten in der Stadt zu verwirklichen. „Wir wollen hier Obst und Gemüse anbauen, Ziegen und andere Tiere anschaffen“, erzählt Kathrin Kölle. Jeder wohnt in seinen eigenen vier Wänden, aber das Hinterland wird gemeinschaftlich bewirtschaftet, Privatheit im eigenen Haus und öffentlicher Treffpunkt und Spielplatz auf dem Hof, der vor den vier Gebäudekomplexen liegt, lautet das Konzept der Wohngemeinschaft. In dem Namen, den sich die Baugruppe gegeben hat, finden sich alle Aspekte der Gemeinschaft wieder: Kitina steht für „Kinder, Tiere, Natur“.
Spagat zwischen Privatheit und Öffentlichkeit
Der Gladbacher Architekt Joachim Vogtländer hat die vier zweigeschossigen Doppelhäuser entworfen. Da er selbst 25 Jahre lang im Wohndorf in Hand gelebt hat, weiß er, worauf es bei dem Projekt ankommt.
Es gelte, den Spagat zwischen Privatheit und Öffentlichkeit zu schaffen. Dies spiegelt sich auch in der Bauweise wieder. Ein sichtbares Zeichen für die Individualität der Bewohner sind zum Beispiel die Fenster der Gebäude: Sie sind bei jedem Haus verschieden, mal quadratisch, mal viereckig, mal größer, mal kleiner.
Nur eins ist bei allen gleich: das Küchenfenster. Es ist bei allen in Richtung Hof ausgerichtet: „Damit man die Kinder auf dem Vorhof immer im Blick hat“, erklärt der 63-Jährige. Ob das Wohn-Experiment gelingt, hänge davon ab, wie stabil die Gruppe sei. Man brauche klare Spielregeln, die festlegen, wo ist der öffentliche Raum, wo ist die Privatsphäre: „Man muss die besondere Wohnform mögen.“
Im Sommer beginnt das Experiment
Gleichgesinnte Bewohner zu finden, sei nicht schwer gewesen, erzählt Kathrin Kölle. Über Internetanzeigen meldeten sich viele Interessenten. Am Ende waren es aber nur wenige, die das Wagnis eingehen wollten. Die acht Familien kommen aus Köln, Leverkusen und Bergisch Gladbach.
„Das war es, wonach ich mich immer gesehnt habe“, sagt Verena Wagner. Naturnahes Wohnen und dabei nicht so alleine sein. Zurzeit wohnt sie noch mit ihrer vierköpfigen Familie in Köln-Mülheim. „Künftig haben wir zwar nicht mehr das Café um die Ecke, aber trotzdem immer einen Nachbarn zum Reden.“
Im Sommer sollen die Häuser bezugsfertig sein. Dann kann das Experiment beginnen, gemeinsam ein gutes Leben zu haben. Und für die seltenen Fälle, wo es einmal Streit geben sollte, gibt es genug Platz auf der Wiese hinterm Haus, um einander aus dem Weg zu gehen.