Beim Museumsfest in Bensberg konnten kleine und große Gäste hobeln, hämmern oder schrubben. Und es gab noch mehr zu entdecken.
FestKräftig anpacken macht Spaß im Bensberger Museum
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Zum Mitmachen lud das Bensberger Museumsfest wie hier beim Schindelherstellen ein.
Copyright: Anton Luhr
Schon vor dem Eingang zum Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe knubbeln sich am Sonntag die Besucher – die Bergische Waldschule hat dort ihren Wagen mit den vielen schönen Wildtier-Präparaten aufgestellt – zu Hase, Fuchs, Dachs und Iltis gibt die Jägerschaft gerne Auskunft: Das Fell vom Iltis ist im Sommer und im Winter braun mit gelblichem Unterfell.

Große Wäsche wie zu Omas Zeiten war Schwerstarbeit.
Copyright: Anton Luhr
Und wer trägt im Winter das weiße Haar? Das ist das Hermelin oder das große Mauswiesel, das ein braun-weißes Sommerfell bekommt. Ein schöner informativer Start ins Museumsfest. Da fällt sofort vor dem großen Apfelbaum die Mitmachaktion mit der „großen Wäsche“ wie in Omas Zeiten ins Auge: Im Zinkbottich wird die Wäsche eingeweicht, auf dem Waschbrett mit Kernseife geschrubbt. Gespült wird im klaren Wasser, das in zwei Eimern mit dem Tragejoch herbeigeschafft wird.
Ich habe da schon mal gemacht, ich weiß, wie das geht.
Noch einmal mit dem Wäschestampfer bearbeiten, dann wird das Wäschestück durch den hölzernen Wringer gekurbelt. Doch fertig zum Aufhängen auf der Wäscheleine ist die feuchte Wäsche noch nicht. Zuerst wird sie an beiden Enden kräftig in einer Gegenbewegung ausgewrungen. Mit vollem Elan machen Florentine und Ferdinand mit, Niklas schrubbt mit voller Kraft auf dem Waschbrett. Geduldig erklärt Museumsmitarbeiterin Astrid Averbeck den Kindern die einzelnen Schritte; viele Erwachsene haben noch Erinnerungen an die große Wäsche bei der Oma – das war Schwerstarbeit!
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Die Wäsche muss durch die Mangel.
Copyright: Anton Luhr
Mit frischen Reisern von Pappel und Haselnuss läuft Museums-Mitarbeiterin Anna Schelm zum Fachwerkbau. Dort wartet schon die achtjährige Emma, die unbedingt lernen will, wie man so ein Geflecht fürs Fachwerk aufbaut und ausfacht mit dem Gemisch aus Lehm und Stroh. „Ich habe das schon mal gemacht, ich weiß, wie das geht“, sagt sie und greift beherzt in den Bottich mit der Lehmpampe, die sie gründlich und fest zwischen die geflochtenen Reiser drückt. „Leider haben wir keine kleinen Schürzen“, bedauert Anna Schelm. Doch das Kind hat vorsichtshalber Gummistiefel angezogen.
„Wir haben wieder viele Infostände, Vorführungen, Führungen und Mitmachaktionen“, informiert Museumsleiterin Bettina Vormstein und empfiehlt besonders die Bergbau-Führung „Altes Gezähe“ im ersten Obergeschoss des Haupthauses. Viele Besucher tummeln sich nämlich am liebsten auf dem weitläufigen Gelände, lassen sich zwischendurch mit Kaffee und Kuchen unterm Apfelbaum verköstigen oder mit Grillwurst neben dem Backes.
Ein Bergwerk lockt in den Keller des Bergischen Museums in Bensberg
Und was ist „Altes Gezähe“? Das sind die Werkzeuge der Bergleute wie Schlägel und Eisen, das Symbol des Bergbaus, die Grubenlampe „Frosch“, die zuerst mit Öl, dann mit Karbid betrieben wurde. Und viele andere Utensilien aus alten Bergbau-Tagen mehr.
Vor der Schmiede stehen die Besucher schon Schlange, noch bevor Ingo Schultes die Glut zum Schmieden entfacht hat und es mächtig warm wird in dem dunklen Gebäude. Gegenüber dengelt Stefan Markel ein Sensenblatt.
Mähen mit der Sense ist bei ökologisch interessierten Besuchern gefragt
Und schon zieht das typische Geräusch eine Besucherin an, die eine eigene Sense besitzt und dankbar ist für jeden Tipp vom Fachmann, der auch eine Sensenschule betreibt. „Mit dem Sensenblatt immer am Boden bleiben, die Spitze sollte in die Luft ragen, dann kann man nicht in den Boden stoßen“, erklärt Markel der Besucherin. Seine Seminare sind immer gut besucht – Mähen mit der Hand ist bei ökologisch Interessierten sehr gefragt.

Musik zum Museumsfest: Ein Bläserensemble spielt beim Museumsfest im Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe.
Copyright: Anton Luhr
Vor der Scheune versuchen Frank Schmitz und Horst Hachenberg mit ihrem Team, die gute alte Lokomobile in Gang zu bringen – es wird geschmiert und geölt, die Schrauben angezogen, und dann mit aller Kraft versucht, mit der großen Kurbel den Motor anzuwerfen – doch der Benzinmotor will nicht so recht anspringen.
Duftende Backwaren am Museumsbackes von Bernhard Fröhlingsdorf
Vor dem Backes von Bäcker Bernhard Fröhlingsdorf liegen appetitlich aufgereiht Roggenbrot und Hefeblatz mit und ohne Rosinen auf den hölzernen Steigen „Heute backen wir nur Roggenbrot im Backes – die erste Ladung kommt um zwölf Uhr aus dem Ofen“, informiert Mitarbeiterin Jutta Rodnick und macht den Weg frei für die heißen duftenden Brote.
Ganz im Freien sitzt Janina Endresz gemütlich am Spinnrad und erklärt den Besuchern, wie man es macht. Sie hat ein neueres Exemplar von Spinnrad, das beim Ausprobieren sofort schön rund läuft. „Meine Mutter Karin Dünner spinnt auf einem richtig alten Spinnrad, das viel komplizierter anzutreiben ist.“ Die Besucherinnen dürfen selbst ans Spinnrad und das Handwerk ausprobieren, die eine oder andere ist geneigt, auch das Spinnen zu erlernen. Oder vielleicht auch das Weben?
Und die Kinder haben viel Freude an den Mitmachaktionen – Seife sieden, Kräutersalz herstellen und Kinderschminken. Jeder findet etwas Interessantes zu entdecken, auch an den Ständen von Bergischem Geschichtsvereins, Schulmuseum, Bienenzuchtverein und Förderverein des Bergischen Museums.
Irgendwann am Nachmittag geht das Museumsfest zu Ende – viel zu früh.