Live aus dem Bensberger SchlossOnline-Silvesterkonzert im Salon Alberti
Bergisch Gladbach – Nur über einen Seiteneingang gelangt man ins Grandhotel Schloss Bensberg. Es herrscht fast gespenstische Leere und Stille – alles geschlossen wegen Corona. Und doch, von irgendwo erklingt Musik! Mozart! In der Bel Étage, im Salon Alberti, proben am Dienstag neun Streicher und Bläser rund um den Pianisten und Dirigenten Roman Salyutov – für das Silvesterkonzert. Zum ersten Mal nicht für ein Live-Konzert, sondern für die Online-Übertragung. Eine Art Trostpflaster für all die ausgefallenen Konzerte.
„Ursprünglich hatten wir mit dem Sinfonieorchester zwei Neujahrskonzerte geplant“, berichtet Salyutov. „Vor Corona war der Plan, das Silvesterspektakel „Die Fledermaus“ auf die Bühne im Bergischen Löwen zu bringen. Dann haben wir schnell ein kompakteres, weniger aufwendiges Mozart-Programm geplant für Silvester und Neujahr im Löwen. – Auch Plan B ist uns mit dem zweiten Lockdown verboten worden.“ Doch anstatt entnervt aufzugeben, entwickelt Salyutov eine neue Idee – ein Online-Silvesterkonzert mit besonderem Feeling für Bergisch Gladbach: „Ich wollte die Stadt sowohl mit ihren architektonischen Besonderheiten als auch klangtechnisch präsentieren – die schöne Architektur des Schlosses auskosten mit den Klängen der Musik.“ Der neue Geschäftsführer Matthias Kienzle war sofort begeistert von der Idee, stellte den Musikern die Räumlichkeiten zur Verfügung.
Klein aber fein
Schnell war ein Medienunternehmen bereit, ein Video von einem Konzert für Silvester zu produzieren – klein, aber fein. Und Salyutov hatte ein Konzept entwickelt: Mit Peter Bodnar (Oboe), Alexander Morogovki (Klarinette), Yoichi Murakami (Horn) und Sergey Kuprin (Fagott) spielt er das Quintett für Bläser und Klavier Es-Dur KV 452 von Mozart und das Klavierquintett Es-Dur Opus 44 von Schumann mit Michael Kibardin und Po-Fan Chen (Violine), Anton Hubert(Viola), Lev Gordin (Cello) – Musikerkollegen aus ganz Nordrhein-Westfalen. „Wenn wir schon kein Orchesterkonzert bieten können, so sollte es doch eine kammermusikalische Besetzung sein, die den sinfonischen Klang voluminös vermittelt,“ erklärt Roman Salyutov das Programm.
Geistliche Musik im Dom
Kein Missverständnis soll im Vorfeld aufkommen bei der Geistlichen Musik im Altenberger Dom:
„Die beiden geplanten Veranstaltungen an Silvester und Neujahr im Altenberger Dom (jeweils 15.30 Uhr) finden als Geistliche Musik mit Segensgebet statt,“ betont Organist Rolf Müller. Es seien keine Konzerte, „sondern musikalisch besonders geprägte Gottesdienste, die es im Altenberger Dom schon seit 66 Jahren gibt“. Aufgrund der Schutzbestimmungen werden die beiden Domorganisten Andreas Meisner und Rolf Müller nicht nebeneinander auf der Orgelbank Platz nehmen, sondern sowohl an den beiden Spieltischen der Domorgel als auch an zwei Orgeln (große Orgel und Truhenorgel) räumlich getrennt, aber gemeinsam musizieren. (eck)
„Den Mozart haben wir quasi verkleinert, es ist kein Sinfoniekonzert, aber trotzdem ein schönes kammermusikalisches Werk für Klavier und Bläser. Und der Schumann vermittelt so richtig Power aus dem Herzen der Romantik – man hat den Eindruck, man würde eine Kammersinfonie spielen.“ Beide Werke wurden im strahlendem Es-Dur komponiert – also die Tonart von Beethovens Eroica und von von vielen Mozartwerken. „ Alles ist von Optimismus und Lebenskraft durchdrungen“, so der Pianist. „Ich dachte, bei solch einem Jahreswechsel in ein hoffentlich besseres Jahr muss man die Leute ein bisschen stärken, dass sie in ihrer Stadt, in ihrem schönen Schloss etwas erleben, das den Jahreswechsel stimmungsvoller und schwungvoller macht.“
Transparenter Klang
Bei den Proben stellt sich heraus, dass der Saal Alberti sich ausgezeichnet eignet für Kammermusik – transparenter Klang, überschaubar groß, die coronabedingten Abstände werden spielend eingehalten – Bläser und Streicher können nicht mit Maske spielen. Aber alle sind glücklich, wieder miteinander musizieren zu können.
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Denn auch bei professionellen Musikern gehe die Routine verloren, so Salyutov: „Zu Hause üben, sich auf Videokonferenzen treffen und musizieren und dabei das hohe Niveau zu halten, ist eine laienhafte Vorstellung. Man braucht greifbare Ziele.“ Am Sonntag haben Pianist und Streicher neun Stunden lang im Schloss das Schumann-Werk geprobt: „Danach lagen wir fix und fertig auf dem Boden, aber alle waren heilfroh, weil endlich wieder das Zusammenspiel funktioniert und wir wieder zu alter Form gefunden haben. Wir resignieren nicht, schmoren nicht auf dem Sofa – wir versuchen, für die Kunst zu leben.“
Das Silvesterkonzert ist ab dem 31. Dezember, 19.30 Uhr, zu hören auf der Homepage von Roman Salyutov.